Poker um Neuer: Jetzt zockt Heldt
Nach der grandiosen Vorstellung des Torwarts gegen Manchester taxiert Schalkes Manager die Ablöse auf „100 Millionen“. Die Bayern reagieren gelassen. Hoeneß will „keine Mondpreise“ zahlen
München - Die Sache mit dem Ritterschlag ist natürlich eine Platitüde, doch wenn Sir Alex Ferguson einem gegnerischen Spieler nach einer Partie auf die Schulter klopft, dann muss etwas Außergewöhnliches passiert sein. So geschehen am Mittwochabend nach Schalkes 0:2-Heimpleite gegen Manchester United, als die Pranke des legendären Teammanagers den zuvor überragenden Manuel Neuer traf.
„Er war unglaublich. Das war wohl die beste Leistung, die ich von einem Torhüter je gegen mein Team gesehen habe“, sagte Ferguson, fügte aber hinzu: „Neuer war nie eine Option, er geht woanders hin.“ Er wisse, so Ferguson, dass es den Keeper zum FC Bayern ziehe.
Somit muss sich der Schotte auch nicht mit der lästigen Frage herumschlagen, die nun auf die Bayern-Bosse zukommt: Wie viel ist ihnen dieser Keeper, von Franz Beckenbauer zum „besten Torhüter der Welt“ gekürt, wert?
„Ich habe mich gefragt: Warum soll ich so einen Spieler überhaupt verkaufen?“
Kommt der 25-Jährige bereits ein Jahr vor Ablauf seines Kontrakts mit Schalke, also in diesem Sommer, an die Säbener Straße, so wird eine gewaltige Ablöse fällig. Bislang wurde stets von 18 bis 22 Millionen Euro gesprochen. Geht es nach Horst Heldt, dem Manager der finanziell maroden Gelsenkirchener, soll’s aber mehr werden.
„Er hat bei uns einen Vertrag bis 2012, daran lässt sich nicht rütteln“, erklärte Heldt nach der Pleite gegen Manchester. Und weiter: „Ich kann aber nicht sagen, dass er unverkäuflich ist. Wenn jemand kommt und 100 Millionen bietet, kann ich nicht halten, was ich verspreche.“ Zuvor hatte er gemeint, dass der Keeper auch kommende Saison auf Schalke im Tor steht. „Sein Marktwert war schon hoch. Ich weiß gar nicht, ob er noch steigen kann. Ich saß auf der Tribüne und habe mich gefragt: Warum soll ich so einen Spieler überhaupt verkaufen? Dass er Weltklasse ist, wussten wir vorher, jetzt haben es Millionen Menschen in allen Ländern gesehen“, so Heldt.
Angesichts solcher Sprüche bleibt die Frage: Pokert Heldt oder führt er eher ein Scheingefecht, um den Unmut der königsblauen Fans in Grenzen zu halten? Sind Transfer und Ablösesumme nicht längst fix? Schließlich hatte Neuer selbst bereits am 16. April erklärt: „Alle Sachen sind geklärt. Die Leute, die das wissen müssen, wissen Bescheid.“
Entsprechend gelassen fallen auch die Reaktionen der Bayern-Verantwortlichen aus. Vorstand Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Christian Nerlinger halten sich zurück, schließlich hatte Präsident Uli Hoeneß bereits – in der Zeitung „Südostschweiz“ – verkündet: „Wir wollen Manuel. Und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Die Schalker dürfen jetzt bloß keine Mondpreise aufrufen.“
Auch wenn Schalkeboss Clemens Tönnies in „Bild“ sagt: „Wie hoch der Mond hängt, entscheiden wir.“ Ob Heldt seinen 100-Millionen-Euro-Spruch bei den tatsächlichen Verhandlungen mit den Bayern wiederholen wird, ist dennoch fraglich. Denn der geplanten Zockerei steht im Wege, dass bislang kein europäischer Großklub ins Wettbieten um Neuer eingestiegen ist. Wenn sogar Ferguson schon abwinkt...