Poker um Julian Nagelsmann: Woran sein Bundestrainer-Job scheitern könnte
München - Es war ein Plädoyer, zu dem Leon Goretzka (28) nach dem 2:2 gegen Bayer Leverkusen ansetzte, ein klares Votum für Julian Nagelsmann (36), den möglichen neuen Bundestrainer. "Ich finde, dass Julian ein super Trainer ist", sagte Goretzka, der unter Nagelsmann Stammspieler beim FC Bayern war. "Wenn er das am Ende wird, haben wir, glaube ich, da einen großartigen Trainer."
Ähnlich wie Goretzka denkt auch Joshua Kimmich (28), ein anderer Nagelsmann-Fan im Team der Münchner. Doch eine baldige Entscheidung ist in dieser so wichtigen DFB-Personalie wohl nicht zu erwarten – denn bei Nagelsmann gibt es gleich mehrere Hürden. Zwar fand bereits eine Kontaktaufnahme zwischen der DFB-Seite und Nagelsmanns Management statt. Eine Zusage, dass der Coach wirklich Bundestrainer werden will, steht aber aus. Der DFB habe den Eindruck, dass Nagelsmann hin- und hergerissen sei, berichtet die "Bild am Sonntag".
Bundestrainer Julian Nagelsmann? Der Vertrag könnte ein Knackpunkt werden
Die Heim-EM 2024 könnte für Nagelsmann eine einmalige Chance mit der Nationalmannschaft sein – andererseits würde sich ein mögliches frühes Aus mit dem zuletzt verunsicherten Team zweifellos negativ auf Nagelsmanns Karriere auswirken.
Der Nagelsmann-Poker. Es stellt sich zudem die Frage, wie lange er beim DFB unterschreiben würde. Der Trainer ist noch bis 2026 vertraglich an den FC Bayern gebunden und kassiert in diesem Zeitraum angeblich etwa 20 Millionen Euro Gehalt. Dies müsste der finanziell klamme DFB übernehmen, wenn er Nagelsmann einen Vertrag bis nach der WM 2026 geben würde.
Will Julian Nagelsmann lieber Vereinstrainer statt Bundestrainer sein?
Eine weitere Möglichkeit ist nach AZ-Informationen auch, dass Nagelsmann das DFB-Team bis nach der EM trainiert und dann zu einem Klub wechselt. Bei Real Madrid wird sein Name immer wieder genannt, womöglich könnte beim DFB 2024 Jürgen Klopp (56/FC Liverpool) folgen. Grundsätzlich liebt Nagelsmann die tägliche Arbeit auf dem Platz, er will ein Team entwickeln, taktisch voranbringen.
Das geht bei einem Klub deutlich besser als bei der Nationalmannschaft. Die Aufgabe als Bundestrainer sei "eigentlich ein Job für einen etwas gesetzteren oder älteren Trainer, weil das – in Anführungszeichen – ein Teilzeit-Job ist", sagte Sky-Experte Didi Hamann (50) am Sonntag. Als Auswahltrainer sei man nur vier oder fünf Tage im Monat mit den Spielern zusammen.
Uli Hoeneß: Der neue Bundestrainer soll "den Laptop zu Hause lassen"
Nagelsmann sei aber ein Trainer, der sehr auf seinen Systemen beharre und viele Sachen einstudieren wolle. "Diese Zeit hast du als Nationaltrainer nicht", sagte Hamann. Uli Hoeneß (71) würde Nagelsmann den Job als Bundestrainer "grundsätzlich schon zutrauen", sagte Bayerns Aufsichtsrat der "SZ". Aber eines sei "doch auch klar: Der DFB könnte jetzt den Kaiser von China holen, und der würde es auch schwer haben."
Der neue Bundestrainer müsse "ungemein charismatisch sein", so Hoeneß, und "jetzt gnadenlos seinen Weg gehen, den Laptop zu Hause lassen und erst mal über die Emotion kommen". Ist dieser Coach Julian Nagelsmann?