Plötzlich hat der FC Bayern ein Außen-Problem

Ohne Kimmich und Alaba fehlt den Bayern Power im Spiel nach vorne. Stellt Kovac um? 
von  M. Koch
Konnten gegen Leipzig auf den Außen offensiv noch nicht überzeugen: Pavard (l.) und Hernández
Konnten gegen Leipzig auf den Außen offensiv noch nicht überzeugen: Pavard (l.) und Hernández © imago images / kolbert-press

Ohne Kimmich und Alaba fehlt den Bayern Power im Spiel nach vorne. Stellt Kovac um?

München - Auf welcher Position ist Joshua Kimmich am wertvollsten für den FC Bayern? Diese Frage wird eine der entscheidenden in der aktuellen Saison sein – und womöglich auch darüber hinaus.

Trainer Niko Kovac, der Mann, der die Frage zu beantworten hat, gibt sich bislang gelassen. "Der Josh spielt überall gut", sagte Bayerns Coach nach dem 1:1 bei RB Leipzig. "Der Junge hat Fähigkeiten, die nicht viele haben – in der Bundesliga und weltweit. Wir sind froh, dass wir ihn auf mehreren Positionen einsetzen können."

Ballack: "Kimmich ist außen wertvoller"

Gegen Leipzig agierte Kimmich erneut im zentralen Mittelfeld, hinten rechts verteidigte Benjamin Pavard. Insgesamt klappte das ordentlich, doch Kimmichs Power über die rechte Flanke ging den Münchnern schon ab. "Kimmich ist ein junger Spieler, dem die Position im Mittelfeld Spaß macht", analysierte Ex-Bayern-Profi Michael Ballack im "Doppelpass" bei Sport1: "Aber als Trainer musst du für die Mannschaft eine Entscheidung treffen. Und Kimmich und Thiago berauben sich meiner Meinung nach etwas ihrer Stärken. Ich sehe Kimmich auf Außen stärker."

Vor allem ist er dort offensiv wertvoller: In der vergangenen Saison gelangen Kimmich als Rechtsverteidiger satte 19 Torvorlagen in allen Wettbewerben. Neuzugang Pavard füllt die Rolle defensiver, zurückhaltender aus, Serge Gnabry fehlt oft die Unterstützung.

Pavard und Hernández sind zu statisch

"Mit Pavard und Hernández hatten die Bayern eine etwas statische Viererkette. Und auf diesem Niveau merkt man das dann", ergänzte Ballack: "So fehlt den Bayern in der einen oder anderen Szene die Dominanz, um von hinten herauszuspielen."

In der Tat: Auch von Pavards französischem Weltmeister-Kollegen Lucas Hernández ging über die linke Seite wenig Gefahr nach vorne aus, zudem foulte er Leipzig-Stürmer Yussuf Poulsen vor dem Elfmeter zum 1:1. Und so droht den Bayern nun tatsächlich ein Außen-Problem.

Wird Martínez zum Systemopfer?

David Alaba, der etatmäßige und unumstrittene Linksverteidiger mit enorm viel Drang nach vorne, kann wegen eines Muskelfaserrisses mehrere Wochen nicht spielen. Hernández ist also auf links gesetzt. Und rechts? Da die Bayern am Mittwoch (in der Champions League gegen Roter Stern Belgrad) und am Samstag (in der Bundesliga gegen den 1. FC Köln) auf zwei sehr defensiv zu erwartende Teams treffen, ist kaum von einer Umstellung auszugehen.

Selbst gegen das offensivstarke Team aus Leipzig verzichtete Kovac im Mittelfeld-Zentrum auf einen Abräumer wie Javi Martínez. Der Spanier steht vor einer schwierigen Saison, da sein Coach immer mehr Gefallen am Duo Kimmich/Thiago findet. Zum Wohle des Teams?

Hinten rechts oder Mitte: Quo vadis, Kimmich?

Kimmich spielt beide Positionen gern – im Zentrum und rechts hinten. Mittelfristig will er seinen Stammplatz aber wie auch im Nationalteam im Mittelfeld haben. "Ich glaube, dass es mir dann auch mal guttut, auf einer Position zu bleiben", sagte Kimmich kürzlich der "SZ" und erklärte, dass er das Spiel aus dem Zentrum heraus besser lenken könne: "Man hat auf dem Platz einfach mehr Kontakt zu jedem einzelnen Mitspieler, man hat die Jungs um sich rum und kann mehr Einfluss nehmen. Rechts hinten ist das anders."

Allerdings hat Kimmich auch von dort aus das Bayern-Spiel geprägt und fast wie ein "Spielmacher" (Ballack) agiert.

Zwei Lösungen sind jetzt denkbar: Entweder Pavard bleibt rechts hinten und intensiviert seine Offensivbemühungen – oder aber Kimmich kehrt doch auf seine alte Position zurück. Martínez oder Corentin Tolisso könnten dann neben Thiago im Zentrum spielen.

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