Pleiten unter Pep: Des Meisters Minus-Serie

Guardiola verliert mit dem FC Bayern das dritte Bundesligaspiel in Folge – das passierte zuletzt vor 17 Jahren Giovanni Trapattoni. Die Bosse stellen klar: „Wir müssen nächstes Jahr die Balance finden“
von  Patrick Strasser
Will nicht mehr hinschauen: Thomas Müller (r.) in Freiburg.
Will nicht mehr hinschauen: Thomas Müller (r.) in Freiburg. © dpa

Freiburg - Die Meister, die Popstars aus Bayern, ließen die Köpfe hängen. 1:2 beim SC Freiburg verloren, einem Abstiegskandidaten. Das war ihnen in der gesamten Saison nicht passiert. Zuvor hatte man mit Ausnahme eines Remis beim Hamburger SV lediglich gegen die Top 6 der Tabelle Punkte liegen gelassen. Aber warum Popstars? Weil nirgendwo sonst in der Liga ein Gekreische herrscht wie im beschaulichen Breisgau. Direkt vor der Kabine des „Mage Solar Stadions“ an der Dreisam belagerten Hunderte Fans den Bayern-Bus, einer rief einem Ordner zu: „Lasset Sie mich durch, ich kenn’ de Pep von Barcelona!“ Netter Versuch.

Schon letzte Saison (0:0) hatte Guardiola im „Getafe der Bundesliga“ nicht gewinnen können, nun sagte er artig: „Ich würde mich freuen, nächstes Jahr wieder hierher zu kommen.“ Falls sich Freiburg rettet. Dass die Bayern geholfen hatten? War’s gar Wettbewerbsverzerrung im Abstiegskampf? Nein, das konnte man dem seit dem 30. Spieltag feststehenden Meister nicht vorwerfen. Keiner wurde geschont. Der angeschlagene Manuel Neuer stand im Tor, die zunächst auf der Bank sitzenden Müller, Lahm und Thiago kamen alle nach einer Stunde noch rein. Es lag an der Konzentration und an Bernats Ballverlust. „Wenn man noch so spät ein Tor bekommt, ist das natürlich sehr ärgerlich“, kritisierte Jérôme Boateng, „so etwas geht einfach nicht! Das darf uns nicht passieren.“ Die treffende Analyse des Abwehrchefs, der beim 1:2 von Nils Petersen auch zu spät kam: „Wir schalten einfach nicht mehr so schnell um von Angriff auf Verteidigung. Das hat schon mit dem Pokalspiel gegen den BVB angefangen – und zieht sich nun so weiter durch die letzten Wochen.“

Anlass genug eigentlich für Guardiola, mal so richtig auszuflippen. Aus zwei Gründen: Nach 122 Spielen oder über vier Jahren verlor Bayern wieder ein Bundesliga-Spiel nach eigener Führung (im Februar 2011 unter Trainer van Gaal mit 2:3 in Köln). Es kommt noch dicker: Vor zwei Wochen 0:2 in Leverkusen, vorigen Samstag die 0:1-Pleite gegen Augsburg und nun das 1:2 im Breisgau. Damit verliert man erstmals seit 17 Jahren drei Ligaspiele in Folge – wie zuletzt im Frühjahr 1998. Damals setzte es unter Trainer Giovanni Trapattoni ab Mitte Februar ein 1:2 bei Hertha BSC, ein 0:2 gegen Köln und ein 0:1 bei Schalke. Anschließend hielt der italienische Trainer seine legendäre „Flasche leer!“-Wutrede im Pressestüberl an der Säbener Straße: „Ein Trainer ist nicht ein Idiot!“

Und Guardiola? Ähnlich ausfallend? Nein, nada, nichts. Ruhig sagte der 44-Jährige: „Freiburg wollte mehr und hat mehr Kampf gezeigt, um zu gewinnen. Für uns war es nach der Meisterschaft nicht leicht. Wir haben jetzt noch ein Spiel – dann geht es in den Urlaub und in die Zukunft.“ Um seine Zukunft. Bleibt der Spanier über das Vertragsende 2016? „Wir haben im Januar vereinbart, dass wir in der zweiten Jahreshälfte 2015 über seine Zukunft sprechen. Dabei bleibt es“, sagte Karl-Heinz Rummenigge in der „SZ“: „Meine Meinung kennt er: Ich wünsche mir, dass er bleibt.“ Der Bayern-Boss über Guardiolas Qualitäten: „Er erfüllt alle Kriterien, die wir an einen guten Trainer richten. Wenn Pep irgendwann mal ‘Ich mache etwas Neues’ sagen wird, stehen sofort 15 Topklubs Schlange.“ Und Sportvorstand Matthias Sammer lobte im ZDF-Sportstudio: „Er hat geniale Gedanken, ich erlebe es jeden Tag. Er ist ein Segen für den deutschen Fußball. Dennoch müssen wir nächstes Jahr die Balance finden. Hinten Stabilität erreichen, das suchen wir, das ist ein Ziel.“

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Und das letzte Ziel dieser Saison? Ein Sieg am kommenden Samstag gegen Mainz, bevor man die Meisterschale überreicht bekommt. „Wir sind Deutscher Meister – und das müssen wir auf dem Platz auch zeigen“, forderte Boateng, „das sind wir unseren Fans schuldig.“

Dann haben sie fertig. Mit der Saison.

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