Pleite in Berlin, Triumph in München? OK für Robben
MÜNCHEN Arjen Robben kam in seiner zerrissenen kurzen Jeanshose und im kurzen blau-weiß karierten Hemd sehr sommerlich daher, sah fast schon aus wie die niederländischen Tourist an der Adria. Die Ferien sind für den 28-Jährigen aber noch weit weg. DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund (Sa., 20 Uhr/ ZDF und Sky), Champions-League-Endspiel gegen den FC Chelsea (19.5.), Freundschaftsspiel FC Bayern gegen die Niederlande (22.5.) – alles innerhalb von zehn Tagen. Und dann wäre da ja auch noch die Europameisterschaft.
„Es geht wieder um Titel, das merkt man im Training sofort”, sagte Robben nach der Übungseinheit am Dienstag, Berlin vor der Brust und die bajuwarische Pflicht, nicht ein fünftes Mal in Folge gegen den BVB zu verlieren. „Wir werden bereit sein”, sagt Robben. Mehr nicht. Seine Fehde mit Neven Subotic, der ihm beim Bundesligaspiel nach dem verschossenen Elfmeter anpöbelte? Vergessen. „Dasspielt keine Rolle mehr. Nur der Pokalsieg zählt”, sagt er. Und wenn es wieder einen Elfmeter gibt? Dann schießt er wieder, wie im Spiel bei Real: „In Madrid habe ich Verantwortung übernommen, das werde ich auch in Zukunft machen.”
Die nahe Zukunft heißt Dortmund, auch wenn da noch dieses andere Finale ist, sieben Tage später, in München. „Das ist etwas Größeres, muss man offen und ehrlich sagen”, gibt Robben zu. Wenn man ihm also den Champions-League-Titel garantieren und dafür eine Pokalniederlage andrehen könnte, „würde ich gleich annehmen”, sagt er. Mit angezogener Handbremse werde man dennoch nicht spielen, auch wenn gerade bei ihm die nächste Verletzung nur einen Zweikampf entfernt ist. „Angst ist falsch”, sagt Robben. „Wenn man sich im Spiel damit beschäftigt, ist die Chance größer, dass was passiert.” Den Kopf frei haben, sei die beste Devise.
Gut, dass das leidige Thema mit der Vertragsverlängerung beim FC Bayern nun hinter ihm liegt. „Ich wollte verlängern, ich habe verlängert”, meint er zum Vertragsabschluss bis 2015. Veni, vidi, vici? Dazu fehlt noch der große Pott. Nach Stationen bei Chelsea und Real Madrid bleibt der 28-Jährige im besten Fußballeralter in München. „Es ist eine Premiere! Ich habe noch nie bei einem Verein verlängert, das sagt schon genug.” Nach der Unterschrift in der vergangenen Woche habe er am Abend noch Glückwünsche von seinen Teamkollegen erhalten, berichtete er: „Alle haben sich für mich Freude.”
Um seine Karriere muss sich Robben also erstmal keine weiteren Gedanken mehr machen. Ans Ende will er sowieso erst denken, „wenn der Körper aufhört zu funktionieren”. Oder wenn die Lust schwindet. „Wenn ich keinen Spaß mehr am Fußball habe, höre ich sofort auf.” Dass er seiner Familie gesagt habe, er würde seine Schuhe nach dem Champions-League-Sieg und einem EM-Titel an den Nagel hängen, war nur ein Scherz. „Ich würde trotzdem weitermachen.” Vielleicht für immer bei Bayern? „Ja, warum nicht?”
Immer weiter, das gilt auch nach dem großen Finale. Die Hintergründe des Testspiels zwischen dem FC Bayern und der Niederlande am 22. Mai sind bekannt: Robben, WM-Verletzung, halbjährige Pause. Die siebenstelligen Einnahmen des Spiels, die allein dem FC Bayern zukommen, dienen als Wiedergutmachung. „Es ist mir wichtig, dass das Verhältnis zwischen allen wieder stimmt”, sagt Robben. Bleibt nur die Frage, für wen er spielt? „Das weiß ich noch nicht”, sagt Robben. Wahrscheinlich wird er je eine Halbzeit für beide auflaufen. Karten fürs Spiel gibt’s indes noch genug: Bislang sind erst 20 000 Tickets verkauft.