„Please, Herr Sweinsteig!“

Die Bayern-Stars wurden in Japan wie Pop-Stars begrüßt. Ihre Fans sind jung - und vor allem: höflich, aber so was von höflich.
von  Abendzeitung
Bastian Schweinsteiger ist in Japan empfangen worden wie ein Pop-Star.
Bastian Schweinsteiger ist in Japan empfangen worden wie ein Pop-Star. © az

SAITAMA - Die Bayern-Stars wurden in Japan wie Pop-Stars begrüßt. Ihre Fans sind jung - und vor allem: höflich, aber so was von höflich.

Höflich. Aber so etwas von höflich, sind sie, die Japaner. Selbst wenn sie kreischen und bitten und betteln. Um ein Autogramm, um ein Lächeln. „Mister Sweinsteig“ oder tatsächlich auch „Please, Herr Sweinsteig!“ riefen die Fans, die gestern Nachmittag zum Trainingsgelände des Saitama-Stadions etwa 35 Kilometer außerhalb des Stadtzentrums von Tokio gekommen waren. Und Bastian Schweinsteiger, der Bayern-Star und EM-Held, schrieb und schrieb und schrieb. Sein „Schweini“ auf Trikots, Poster und Bälle. „Oh, sauber, very good“, rief er einer jungen Japanerin zu, die ihm zuliebe sogar im Dirndl zum Showtraining gekommen war.

Die Bayern sind in Tokio. Gelandet am Mittwoch Vormittag um 10.15 Uhr Ortszeit. Ein ruhiger, angenehmer 11-Stunden-Flug. Wie auch die Begrüßung am Flughafen Narita. Eine Handvoll Fans war gekommen, euphorisch war’s nicht. Aber zurückhaltend nett. Und herzlich. Bayern is back in Japan.

Per gechartertem Bus – diese Reise machte Chauffeurin Sandra König mit ihrem noblen Bayern-Gefährt verständlicherweise nicht mit - ging’s die rund 55 Kilometer ins Zentrum, zu ihrem Hotel in Tokio, dem „Four Seasons“, in dem die Bayern auch vor zwei Jahren logiert hatten bei ihrem letzten Trip zu einem Gastspiel bei Kooperationspartner Urawa Red Diamonds.

Damals hieß der Trainer noch Felix Magath, und einige Spieler erinnerten sich mit Grauen an ein paar Treppen des angrenzenden Hotelparks. Rauf per Fahrstuhl – in die Zimmer und eine Runde dösen, das war gestern der Plan von Trainer Jürgen Klinsmann. Aber nur kurz, denn die Kids warteten schon. Ein kleines Turnier mit Mannschaften, gebildet aus talentierten Zehn- bis Zwölfjährigen aus der Region, wurde veranstaltet. So konnten sich die Spieler – jeweils zwei mit acht Kindern – die einstündige Anfahrt im Bus wieder aus den Gliedern schütteln. Sie hatten Spaß. Die Japan-Kids wie die Profis. „Liebe Kinder, wir Freude uns, mit euch spielen zu dürfen“, sagte Klinsmann ins Mikro vor rund 300 Schaulustigen, die meisten Mütter und Väter der Kleinen.

Er wurde übersetzt. Es wurde gekreischt. Die Bayern machten Spaß. Schweinsteiger traf per sehenswertem Heber, doch Klinsmann meckerte: „Der Torwart konnte nichts machen, er hatte die Handschuhe noch nicht an.“ Auch Manager Uli Hoeneß, vergnügter Beobachter des japanisch-bajuwarischen Gaudikicks, mischte sich ein und rief aus Spielfeld: „Basti, heb’ dir so ein Tor für die Bundesliga auf, das ist gescheiter!“

Gruppenfoto mit Kindern. Lächeln inklusive. Und für sechs Kids, jene die am besten kickten, hatten die Bayern sogar noch eine Überraschung parat. „Wir laden euch ganz herzlich nach München ein zum Bundesliga-Auftaktspiel am 15. August gegen den Hamburger SV“, sagte Klinsmann, „vorher dürft ihr euch noch eine Woche im Europapark Rust vergnügen.“ Die Bayern machten Kinder glücklich.

„So eine Partnerschaft lebt nur dann, wenn man sie richtig lebt“, erzählte Klinsmann, „und wir nehmen das sehr ernst.“ Die insgesamt 22 Stunden Flug so kurz vor dem Start in die Saison? Klinsmannm, der sichtlich Freude an der Sache hatte, war’s plötzlich einerlei bei den strahlenden Kinderaugen. Lucio nahm einen Kleinen Huckepack, Altintop posierte für Fotos und Lukas Podolski winkte im Stadtverkehr ganz Tokio aus dem Bus zu.

Kohle und Herzen – die Bayern sammeln beides ein. Und wollen auf dem Rückflug am Freitag gerne den Saitama-Pokal mitnehmen. Heute (12.30 Uhr MESZ, N24 live) wird im WM-Stadion vor rund 40000 Fans gespielt. Bleibt die Frage, ob die Profis der Urawa Red Diamonds auch so höflich sein werden?

Patrick Strasser

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