Planspiele mit einem Blauen

Wechselt Chelsea-Star Andrej Schewtschenko zu den Bayern? Plötzlich scheint diese Transfer-Sensation möglich. Weil der frühere Milan-Torjäger günstig auf dem Markt ist und Podolski daran denkt, den Klub zu wechseln.
von  Abendzeitung
Andrej Schewtschenko wird beim FC Chelsea nicht glücklich.
Andrej Schewtschenko wird beim FC Chelsea nicht glücklich. © Bongarts/Getty Images

Wechselt Chelsea-Star Andrej Schewtschenko zu den Bayern? Plötzlich scheint diese Transfer-Sensation möglich. Weil der frühere Milan-Torjäger günstig auf dem Markt ist und Podolski daran denkt, den Klub zu wechseln.

MÜNCHEN Er wurde gefeiert. Weil er, Andrej Schewtschenko, der Torjäger, ein Tor verhindert hatte. Auf der Linie. In der Nachspielzeit. Mit 2:1 hatte der FC Chelsea den Titelrivalen Manchester United vor zehn Tagen in der Premier League bezwungen – dank „Shewa“. Der Ukrainer war erst neun Minuten vor Schluss eingewechselt worden, er sollte ein paar Konterattacken ausführen. Und wurde zum unfreiwilligen Helden.

Wenigstens ein Mal. Ganze 29 Minuten hat der 31-Jährige bei fünf Einsätzen für Chelsea in der Rückrunde gespielt. Erniedrigend für Europas Fußballer des Jahres 2004, für den zweimaligen Torschützenkönig der italienischen Serie A (damals im Trikot des AC Mailand) und den drei Mal treffsichersten Spieler einer Champions-League-Saison.

Gnadenminuten für den Joker

Bei Avram Grant, dem Coach, ist er nur noch ein Joker, der ein paar Gnadenminuten bekommt. Längst hat Schewtschenko entschieden, London am Ende der Saison trotz seines Vertrages bis 2010 zu verlassen.

Der AC Mailand, sein früherer Verein, war die erste Adresse. Silvio Berlusconi, mittlerweile als Vereinspräsident zurückgetreten, aber immer noch der Patron Milans, ist Patenonkel von Schewtschenkos Sohn Jordan. Doch Trainer Carlo Ancelotti sagte: „Wir haben bereits Pato (ein 18-jähriger Brasilianer, d. Red.). Die beiden sind sich viel zu ähnlich, das passt nicht.“ Ein klares Nein.

Und eine völlig neue Perspektive für den FC Bayern. Denn an der Säbener Straße denkt man über Schewtschenko nach. Es wäre der Transfer-Coup des Sommers. Der Stürmer will weg, Chelsea will ihn loswerden – und Bayern sucht den idealen Nebenmann für Luca Toni. Vor allem, um in der Champions League zu bestehen. „Die ist im nächsten Jahr wichtiger als alles andere“, sagte Manager Uli Hoeneß. Und dafür wird auch nochmal investiert. Die Ablöse für den Chelsea-Stürmer dürfte im niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich liegen.

Podolski: Keine Lust auf die Bank

Den Bayern-Bossen ist die Situation im Angriff zu einseitig. Luca Toni überragt alle. Ohne den Italiener hätten die Bayern wohl keinen Titel gewonnen. Ohne Miroslav Klose? Na ja. Zehn Tore hat er in der Bundesliga erzielt, je fünf im DFB-Pokal und im Uefa-Cup. Seit Beginn des Jahres 2008 insgesamt nur sechs. Er wirkt labil, verschwindet beinahe im Schatten von Toni.

Und Lukas Podolski? Der 22-Jährige will nicht mehr Joker sein. „Ich muss mit Klinsmann, Hoeneß und Rummenigge reden“, sagte der Nationalstürmer der „SZ“, „denn das möchte ich eigentlich nicht nochmal mitmachen, darauf habe ich keine Lust mehr.“ Es wird darauf ankommen, was ihm Jürgen Klinsmann, der seit Sonntagabend zu Gesprächen in München weilt, für die kommende Saison plant. Eine Stammplatzgarantie wird er Podolski auch nicht geben können. Der aber sagt: „Ich möchte Stammspieler sein und nicht zwei Spiele machen, dann wieder zwei und die nächsten zwei vielleicht eingewechselt werden - das kann es nicht noch ein drittes Jahr sein für mich." Ein Abschied ist möglich.

Wie ein Transfer von Schewtschenko. Der Ukrainer wäre eine ideale Ergänzung zu Toni. Laufstark, gedankenschnell, technisch brillant, torgefährlich. Und die Identifikation mit Deutschland und der Bundesliga dürfte auch kein Problem sein. „Andrejs Vater Nikolai war als Soldat der Sowjetarmee vor über 40 Jahren in Potsdam stationiert. Olena, Andrejs ältere Schwester, kam dort zur Welt. „Meine Familie verbindet sehr viel mit Deutschland“, sagte Schewtschenko einmal. Ist er bald Wahl-Bayer?

Patrick Strasser

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