Pizarro-Wechsel fix: "Füße und Kopf im Griff"

Der 34-jährige Stürmer kehrt aus Bremen nach München zurück – und gibt sich geläutert
BREMEN Jürgen L. Born besitzt auf Lebenszeit eine Dauerkarte für den VIP-Rang Platin im Bremer Weserstadion. Schließlich ist der ehemalige Vorstandsboss und Banker auch derjenige gewesen, dem in Lima einst ein gewisser Claudio Pizarro aufgefallen ist. Immer wenn sich beide begegneten, haben sie sich in aller Herzlichkeit begrüßt, und Born kennt die Episoden, wie schlitzohrig sich dieser Stürmer in allen Lebenslagen bewegt. Dass der Torjäger, der einst im August 1999 für einen Spottpreis an die Weser kam, nun ein zweites Mal zum FC Bayern wechselt, verübeln ihm Weggefährten wie Born mitnichten.
„Ich möchte gegen Ende meiner Karriere noch einmal etwas anderes machen”, hatte der technisch perfekte Torgarant vor zwei Wochen in Bremen verkündet. Nun traf sich der Peruaner am Rande des spanischen Pokalfinals zwischen Barcelona und Bilbao mit Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger, um die Rückkehr zum Rekordmeister zu fixieren. In München bekommt der 33-Jährige einen Einjahreskontrakt, der ihm mutmaßlich mehr einbringt als die vier Millionen Euro Jahresgehalt, die er bislang in Bremen kassiert haben soll.
Dass sich mit den Bayern gute Geschäfte machen lassen, weiß keiner besser als Pizarros Freund, Kumpel und Berater Carlos Delgado, der für die Vertragsunterschrift 2001 den Bossen beinahe sagenhafte Zugeständnisse abluchste. Wie in dem Scheidungskrieg mit Delgado Ex-Frau Fiorella Faré herauskam, flossen damals ja nicht nur acht Millionen Euro Ablöse nach Bremen und sieben Millionen Dollar als Netto-Gehalt für vier Jahre an den Spieler, sondern auch noch eine zweistellige Millionensumme für einen Werbevertrag über die Firma Adidas. Welche Nebenverabredungen jetzt getroffen wurden, ist nicht bekannt. Fakt aber, dass es ist nicht nur das Geld ist, was den mit 160 Toren in 333 Bundesligaspielen erfolgreichsten Ausländer der Bundesliga-Geschichte antreibt.
Er hatte schlicht keine Lust mehr, bei Werder den Umbruch zu begleiten. Ihn zieht es noch einmal auf Bühnen wie die Champions League. Er weiß, dass er sich hinter Mario Gomez anstellen muss; er weiß aber auch, dass der Nationalspieler nach der EM verspätet in die Vorbereitung einsteigt. „Bei Mannschaften, die in so vielen Wettbewerben dabei sind, gibt es eigentlich keine Stammspieler”, sagt Pizarro. Teilzeitarbeiter statt Führungsspieler – zum Ende der Karriere eines instinktsicheren Angreifers keine schlechte Lösung. Interessant bleibt, ob Pizarro an der Isar wieder seinem alten Ruf als Lebemann frönt.
In München hat er sich zwischen 2001 und 2007 ja nicht nur stilsicher in den Strafräumen, sondern auch in angesagten Lokalitäten bewegt. Es war die Zeit, in der der Trainer Ottmar Hitzfeld rügte, dieser Profi vergeude sein Potenzial. Professioneller ist er in den vergangenen vier Jahren in Bremen gewesen – und im Nachtleben kaum gesichtet worden. Sohn Claudio (12 Jahre), Tochter Antonella (10) und Gianluca (6) fordern mehr Aufmerksamkeit. Oder wie Pizarro mal erklärte: „Es ist wichtig, nicht nur die Füße, sondern auch den Kopf im Griff zu haben.”