Phänomen Podolski macht Hoeneß ratlos
MÜNCHEN - Kölner Euphorie über die Rückkehr verwundert Bayerns Manager. Er sorgt sich sogar: „Dieser Erwartungshaltung wird kein Mensch gerecht.“
Der Mann ist noch nicht weg, doch Uli Hoeneß rätselt bereits jetzt, warum es mit Lukas Podolski und dem FC Bayern nicht geklappt hat. Außerdem macht sich der Manager, der den 23-jährigen Nationalspieler zuletzt oft kritisiert hatte, ernsthafte Sorgen um die Zukunft des Stürmers.
Hoeneß sieht in der Rückkehr Podolskis – er wechselt im Sommer 2009 zurück zu seinem Heimatverein 1. FC Köln – ein Risiko für den Jungstar. „Die größte Gefahr ist die Erwartungshaltung in Köln. Der kann kein Mensch gerecht werden“, sagte der Manager im „Express“.
Hoeneß räumte abermals ein, dass die Bayern Bundesliga-Konkurrent Köln bei der Ablösesumme entgegengekommen seien. „Die zehn Millionen sind ja nicht der tatsächliche Marktwert, der Junge ist ja viel mehr wert“, meinte Hoeneß. Von den englischen Premier-League-Vereinen Manchester City und Tottenham Hotspur habe es vor einem halben Jahr Offerten von über 20 Millionen Euro gegeben. Aktuell taxierte Hoeneß den Wert des 23-Jährigen auf 15 bis 18 Millionen Euro. Der FC Bayern hatte beim Wechsel Podolskis von Köln an die Isar 2006 ebenfalls zehn Millionen Euro bezahlt.
Trotz des offen bekundeten Mitgefühls für Podolski und dessen sportlicher Situation erneuerte Hoeneß Teile seiner mehrfach geäußerte Kritik. Podolski habe in München zwar seine Arbeitskraft eingebracht, „aber nicht sich selbst. Beim kleinsten Widerstand hat Lukas zurückgezuckt. Er hat nie versucht, diesen Widerstand zu bekämpfen.“ Podolski sei an eine Mauer gekommen und habe zu sich selbst gesagt: „Da komme ich nie rüber.“ Hoeneß: „Andere hätten gesagt: Jawoll, die Mauer will ich packen.“ Mit dem Herzen sei Podolski „nie aus Köln weggegangen“.
Generell schätzt Hoeneß den viel diskutierten Wechsel Podolskis als etwas ganz Besonderes ein: „Es hat im deutschen Fußball noch nie so ein Phänomen gegeben.“ Und dieses Phänomen, vor allem der leidenschaftliche Kampf der Kölner Fans um ihren Lieblingsspieler, lässt den Bayern-Manager ratlos zurück. Eine ähnliche Euphorie habe es beim FC Bayern allenfalls „in Ansätzen“ gegeben – und zwar als der Rekordmeister seinen jetzigen Trainer Jürgen Klinsmann 1995 von Tottenham an die Säbener Straße geholt habe. Wirklich vergleichbar sei aber auch dies nicht gewesen. „Ich glaube nicht, dass es beim FC Bayern so etwas geben würde. Bei einem Lahm, bei Schweinsteiger würden die Fans auch um den Verbleib kämpfen. Aber in dieser Dimension? Das glaube ich nicht“, sagte Hoeneß.
Und so geht Lukas Podolski, der noch ein halbes Jahr als vierter Mann hinter Toni, Klose und Neueinkauf Donovan Bankdrücker spielen wird, zurück in die Heimat. Ins Rheinland. Zum FC. Unverstanden vom Manager. Erfolglos beim Rekordmeister. Und dennoch wird er in Köln wieder mit offenen Armen empfangen werden. Das Phänomen.