Pfiffe für den Ortskundigen
Mario Gomez durfte mal wieder in der Startformation spielen, weil er den Rasen in Stuttgart kennt – und weil van Gaal seinen Rivalen Luca Toni schonte.
STUTTGART Fußballfans sind anscheinend ziemlich berechenbar. Mario Gomez wusste jedenfalls, was an alter Wirkungsstätte auf ihn zukommt: Pfiffe von der ersten bis zur letzten Minute. „Ich habe mit viel mehr gerechnet“, sagte der 35-Millionen-Mann und bekam Zustimmung von VfB-Trainer Markus Babbel: „Das ist ein Stück weit normal. Für die Fans ist es ein Schlag ins Gesicht, wenn einer zu Bayern geht.“ Vor ein paar Wochen war das anders: Da wurde der Ex-HSVer Ivica Olic in Hamburg mit Applaus begrüßt.
Doch an Mario Gomez scheiden sich einfach die Geister. Erstmals seit zwei Monaten durfte er wieder durchspielen, mühte sich, bekam aber außer sehr langen Bällen wenig brauchbare Zuspiele. Ein Mal schickte ihn Miroslav Klose in die Gasse, doch Gomez’ zögerlicher Abschluss landete neben dem Tor. Das war’s auch schon in Sachen Torchancen. Prompt strahlte der später für Klose eingewechselte Konkurrent Luca Toni mehr Torgefahr aus. Den einzigen Volltreffer landete Gomez, als er an der Seitenlinie nicht mehr bremsen konnte und mit Karacho in die Papp-Box eines Kameramanns reinrasselte.
Dass er wieder in der Startelf stand, muss noch kein gutes Zeichen sein. Sein Trainer erklärte Gomez’ Nominierung so: „Ein Grund ist, dass er von hier ist. Er kennt den Rasen, er kennt den Platz.“ Schwache Argumente für einen Klasse-Stürmer. Es kam noch schlimmer: „Toni hatte zuletzt vier Spiele hintereinander“, so van Gaal, „ich muss auch an Bordeaux denken.“ Wurde Toni etwa geschont für die Champions League?
Chef-Einkäufer Uli Hoeneß gab sich dagegen optimistisch: „Mario hat eine Stunde hervorragend gespielt, war sehr laufstark. Er hat seine Sache sehr ordentlich gemacht.“ Doch ist ordentlich gut genug für die Champions League?
Thomas Becker