Kolumne

Pfaff: Pavard vergisst plötzlich, was der FC Bayern ihm alles ermöglicht hat

Die aktuellen Lustlos-Auftritte von Bayern-Star Benjamin Pavard lassen vermuten, dass der Franzose einen Wechsel zu Inter Mailand erzwingen will. Seine Krankmeldung hat den faden Beigeschmack von Streik. Ein Verhalten, welches Kult-Keeper und AZ-Kolumnist Jean-Marie Pfaff überhaupt nicht tolerieren kann.
von  Jean-Marie Pfaff
Freude sieht anders aus: Benjamin Pavard vor dem Spiel gegen Werder Bremen.
Freude sieht anders aus: Benjamin Pavard vor dem Spiel gegen Werder Bremen. © Augenklick/GES-Sportfoto

Mit großer Verärgerung beobachte ich bereits seit längerer Zeit das Gebaren wechselwilliger Spieler, sich zu einem neuen Verein streiken zu wollen, wenn der aktuelle Klub nicht bereit ist, den Spieler abzugeben. Dies ist ein Verhalten, das ich absolut nicht tolerieren kann und dem Ansehen eines jeden Spielers und dem Fußball im Allgemeinen einfach nur schaden kann.

Als Paradebeispiel wird ja immer gerne der ehemalige Dortmunder Dembélé hergenommen, der 2017 zu Borussia Dortmund kam und nur ein Jahr später nach Barcelona wollte. Der BVB kam den Wünschen des Spielers nicht sofort nach und flugs erschien der nicht mehr zum Training – solange bis ihn die Borussia doch noch nach Barcelona wechseln ließ.

FC-Bayern-Legende und AZ-Kolumnist Jean-Marie Pfaff.
FC-Bayern-Legende und AZ-Kolumnist Jean-Marie Pfaff. © IMAGO/KURT DESPLENTER

"Geschlossene Verträge haben scheinbar überhaupt keinen Wert mehr"

Diese Situation ist vergleichbar mit der des Franzosen Benjamin Pavard bei den Bayern, der unbedingt nach Mailand wechseln will. Aber die Bayern haben dem Wechsel bisher einen Riegel vorgeschoben. 

Besonders traurig ist, dass geschlossene Verträge scheinbar überhaupt keinen Wert mehr haben – und das in erster Linie aufseiten der Spieler. Gefällt es einem nicht mehr bei einem Klub, dann wird mit aller Macht ein Wechsel erzwungen. Die Aussicht auf ein neues Land, die neue Kultur und natürlich eine Menge Geld lassen die Spieler ganz schnell vergessen, worum es am Ende geht. Um das Erfüllen der Verträge. 

Ich warte auf den Tag, an dem ein Verein einmal hart bleibt und einen Spieler ein Jahr auf die Tribüne setzt. Am Ende ist es meistens leider so, dass die Klubs einknicken und den Spieler doch ziehen lassen, um noch eine Ablösesumme kassieren zu können.

Beispiel Pavard: Es ist bekannt, dass die Innenverteidigung seine Lieblingsposition ist. Da aber ist der FC Bayern mit Upamecano, de Ligt und jetzt auch Kim mehr als gut besetzt. Bleibt für Pavard die Position rechts außen, wo er in den letzten Jahren gezeigt hat, dass er dort sehr stark performen kann.

Pfaff: "Pavard vergisst, was er dem FC Bayern zu verdanken hat"

Nun bietet ihm Inter scheinbar einen Platz in der Innenverteidigung an. Und schon vergisst Pavard, was der FC Bayern ihm alles ermöglicht hat. Er hat mit den Münchnern 2020 die Champions League, die Klub-Weltmeisterschaft und den Uefa Supercup gewonnen, wurde zudem mit dem FC Bayern viermal deutscher Meister und gewann den DFB-Pokal.

Dem Hören nach, spulte Pavard in den letzten Tagen sein Trainingsprogramm eher lustlos herunter, auch in den Spielen machte er eher den Eindruck, als hätte er sich innerlich schon aus München verabschiedet. Und nun hat er sich auch noch krank gemeldet. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Da kommt natürlich der Gedanke auf, dass der Franzosen auf diese inakzeptable Art und Weise einen Wechsel erzwingen will.

Ich würde es begrüßen, wenn die Münchner in dieser Situation einmal Kante zeigen und Pavard die Freigabe verweigern würden. Damit einmal ein Zeichen gesetzt wird, nach dem Motto: Ihr könnt euch auch nicht alles erlauben.

Möglicherweise hätte das auch Signalwirkung für andere Klubs und würde solch ein unkollegiales Verhalten wie bei Dembélé oder Pavard in Zukunft öfter einmal verhindern. 

Euer Jean-Marie


Der 69-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die AZ ist er nun als Kolumnist tätig.

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