Pessimist Pep schwärmt: "fünf, sechs Jahre bleiben"
München – Pep Guardiola rechnet stets mit dem Schlimmsten. So dürfte ihn auch sein Autounfall Anfang der Woche wenig überrascht haben. Der Bayern-Coach war mit seinem Dienstwagen auf ein anderes Auto aufgefahren. Um genau zu sein: einen VW-Polo, also ausgerechnet ein von Wolfsburgs Sponsor produziertes Fahrzeug. Es blieb bei dem Ärgernis aber bei einem harmlosen Blechschaden.
„Ich bin ein Pessimist“, gab Guardiola nun auf der Pressekonferenz vor dem Achtelfinale gegen Eintracht Braunschweig (20.30 Uhr/Sky) im DFB-Pokal zu. Wie bitte? Der Bayern-Trainer ein Pessimist? Das Vereinsmotto lautet ja wohl immer noch: „Mia san mia“ und nicht „Mia san skeptisch“! Er habe von der bayerischen Mentalität schon ein wenig „Optimismus gelernt“, räumte Guardiola ein: „Dass alles immer gut ist: ‘Wir sind Super-Bayern.’“ Dennoch: „Ich bin komplett anders. Ich habe Angst und bin immer besorgt, was alles im nächsten Spiel passieren kann.“ Das bayerische Selbstverständnis und der katalanische Berufsskeptiker – zwei Gegensätze, die sich offenbar anziehen. „Ich hoffe, dass ich auch im nächsten Jahr bei diesem überragenden Verein bleiben kann. Das ist meine einzige Idee im Moment“, sagte Guardiola. Damit widersprach er auch den in englischen Medien („The Guardian“) verbreiteten Spekulationen um ein angebliches Interesse von Manchester City an einer Zusammenarbeit ab Sommer.
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Vereinswechsel also ausgeschlossen? „Natürlich bleibe ich hier. Ich habe noch einen Vertrag über eineinhalb Jahre und will es gut machen. Ich habe kein Angebot bekommen und warte auch auf keines.“ Ob seine Schwärmereien über Bayern als Liebeserklärung zu verstehen seien, wurde der Katalane noch gefragt. Seine Antwort: „Ich bin sehr zufrieden hier. Es ist eine große Aufgabe und Herausforderung für mich, das Niveau von Jupp Heynckes’ Mannschaft zu halten.“
Liebesbekenntnis hin oder her. Die Gerüchte um einen möglichen Abschied aus München könnte Guardiola nur mit einer einzigen Maßnahme beenden: der Verlängerung seines 2016 auslaufenden Vertrags. Davor scheute sich der 44-Jährige bislang aber – trotz mehrfacher öffentlicher Avancen von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. „Am Ende der Saison wollen wir uns zusammensetzen“, wiederholte Guardiola die getroffene Vereinbarung. Ohnehin sei es „nicht einfach, hier für zehn Jahre Trainer zu bleiben“. In jenem Zeitraum habe der Verein schließlich zuletzt acht verschiedene Coaches verpflichtet.
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Dass ein solcher Verschleiß bei Topvereinen normal ist, hatte Guardiola selbst einmal in einem Buch geschrieben: Denn nach drei Jahren bei einem Spitzenverein sei man müde als Trainer. „Ich kann in diesem Verein auch fünf oder sechs Jahre bleiben. Das hängt aber auch vom Verein und den Spielern ab. Ich bin nicht der Wichtigste für den Verein“, sagte er nun. „Aber das ist nicht das Thema. Warum sprechen wir über meine Situation?“, fragte er etwas verwundert.
Richtig, da war ja noch was: das Pokalspiel gegen Zweitligist Braunschweig. Diese K.o.-Partie ist nach Guardiolas Einschätzung „wie ein Finalspiel“. Deshalb kündigte er an: „Es wird meine beste Mannschaft spielen.“ Den ein oder anderen Wechsel in der Startelf schließt das dennoch nicht aus. „Die Leute denken, dass wir schon für die nächste Runde qualifiziert sind, immer vor den Spielen, dass wir schon gewonnen haben.“ Und was sagt Pessimist Pep zu der Partie? „Ich bin natürlich optimistisch. Ich habe viel Vertrauen in meine Spieler.“ Na also, geht doch.