Perfekter Start für den FC Bayern: Kimmich trifft doppelt

München - Wer in Monaten oder Jahren einmal die Begriffe Pflichtsieg, Champions League und FC Bayern googelt, wird wieder einmal an den FC Rostow denken. Ach ja, richtig, das war gegen diese Russen, die im September 2016 in der Vorrunde der Königsklasse mitspielten. Der Vizemeister aus Russland, in den Playoffs Bezwinger von Ajax Amsterdam, bewies gestern Abend in der Allianz Arena nicht unbedingt höchstes europäisches Niveau. „Wir haben ein souveränes Spiel gesehen und verdient auch in dieser Höhe gewonnen“, sagte Welttorhüter Manuel Neuer.
Pflicht-und Kantersieg
Am Ende gewannen die Bayern souverän mit 5:0. Zur Bezeichnung Pflichtsieg könnte sich in der Berichterstattung zahlreicher Medien noch der Bruderbegriff Kantersieg gesellen. Top-Torjäger Robert Lewandowski (per Elfmeter), Oft-Torschütze Thomas Müller, Neu-Torjäger Joshua Kimmich (2) und Sonst-Nie-Torschütze Juan Bernat trafen. Ob Carlo Ancelotti der erste Trainer sein wird, der die Champions League mit drei Vereinen (zuvor mit dem AC Mailand und Real Madrid) gewinnt, wird sich wohl erst im Frühjahr 2017 zeigen.
Einen Rekord hatte der Italiener schon mit Anpfiff sicher: Er ist nun der einzige Trainer, der mit sieben Klubs an der Champions League teilnahm. Die kleine Zeitreise fürs Angeberwissen: AC Parma, Juventus Turin, AC Mailand, FC Chelsea, Paris St.-Germain und Real Madrid waren die ersten Sechs.
Eine „kleine Rotation“ hatte Ancelotti angekündigt. Er nahm dann vier Wechsel gegenüber dem 2:0 beim FC Schalke vor: Rafinha, Vidal, Kimmich und Costa für Lahm, Sanches, Alonso und Ribéry. Abgesehen von Renato Sanches (19) durfte sich also die Abteilung Erfahrung ausruhen. Denn: Die Bank der Bayern kam so im Schnitt auf mehr Erfahrung in der Königsklasse (44,6 Partien pro Spieler) als die Startelf (43,4). Die „rotatione piccola“ von Ancelotti gefiel dem Urvater der Rotation, dem Erfinder des Schutzprogramms für Stars.
„Ancelotti weiß, dass er die Spieler, die viel auf der Bank sitzen, motivieren muss. Das motiviert die anderen dann auch wieder mehr“, sagte Ottmar Hitzfeld bei Sky. Der Ex-Bayern-Trainer, mittlerweile im Ruhestand, weiter: „Mit Ancelotti haben sie einen sehr erfahrenen Trainer, der weiß, wie man die Champions League gewinnt. Sie waren jetzt drei Mal im Finale, es hat nur an Kleinigkeiten gefehlt. Jetzt sind sie mal dran.“
Mäßige Stimmung im Stadion
Schaun ma mal. Es war ein sehr, sehr lauer Spätsommerabend. Und daher blieben auch einige der grauen Sitze leer – Biergartenwetter. Die Stimmung im Stadion war demnach gemäßigt, ist eben so bei Duellen David gegen Goliath. Die Fans erwarteten einen hohen Sieg, das Anrennen zu Beginn war zäh und schwerfällig. Es dauerte bis zur 28. Minute, bis der Bann gebrochen war. Robert Lewandowski wurde von Aleksandr Gatskan gefoult und verwandelte sicher – das 1:0, der 33. Champions-League-Treffer seiner Karriere. Für Dortmund 17, für Bayern 16.
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Auch das Geburtstagskind traf dann. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte stellte Thomas Müller (nun 27) nach scharfer Hereingabe von Alaba auf 2:0 und baute sein Tore-Konto in der Königsklasse auf 37 aus – ist schon deutscher Rekord. In Halbzeit zwei begannen die Kimmich-Festspiele. Erst traf er mit rechts nach Costa-Hereingabe (53.), dann sehenswert per Kopf nach Bernat-Flanke (60.). Der 21-Jährige und seine Tore-Wochen, nun vier in zehn Tagen. Mit der Nationalelf in Norwegen, bei Schalke und am Dienstagabend. Für den 5:0-Endstand sorgte Juan Bernat.