Perfekt! Gomez wird Bayer
MÜNCHEN - Was sich in den letzten Tagen schon andeutete, wurde am Dienstag perfekt gemacht: Bayern holt Mario Gomez, den Torjäger, Tennisspieler und Restaurant-Betreiber aus dem Schwäbischen.
Ja, das war ein ziemlich unruhiger Dienstag für Mario Gomez (23). Und ein entscheidender. Der Wechsel des VfB-Stürmers zum FC Bayern ist perfekt. Gomez bekommt in München einen Vierjahresvertrag – und der VfB Stuttgart die geschätzte Ablöse von 30 Millionen Euro. „Der FC Bayern ist sehr glücklich, dass sich Mario Gomez für unseren Klub entschieden hat“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Das ging nicht allen so. Kaum war der Wechsel verkündet, verriet im „Leser-Forum“ der „Stuttgarter Zeitung“ ein erboster VfB-Fan die Heimadresse von Gomez in Stuttgart. Erst nach gut 20 Minuten wurde die unter Umständen nicht ganz ungefährliche Indiskretion von der Seite genommen.
Gomez selbst schwebte ohnehin nicht in Gefahr, er stieg zusammen mit der deutschen Nationalmannschaft ins Flugzeug zur Asienreise. Wenn er wieder kommt dürfte sich der Frust der VfB-Anhänger gelegt haben. Die schwäbische Fan-Seele leidet, die üblichen Verwünschungen in Internet-Foren eingeschlossen.
Der Frust hat gute Gründe. Gomez geboren im schwäbischen Unlingen am Fuße der schwäbischen Alb schien für viele wie ein unverrückbares Möbelstück zum VfB zu gehören. Hier wuchs er zuerst im Internat des VfB auf, wurde dann zum Nationalspieler und zur Tormaschine, deren Dynamik und Durchsetzungskraft den VfB oft genug am Leben hielt. Gomez, dessen Vater Jose („Pepe“) mit zwölf Jahren aus Spanien nach Deutschland umsiedelte, war Schwabe durch und durch. Keine Schulden, leichter Akzent, heimattreu. Der Jungkicker fuhr regelmäßig aus der Großstadt Stuttgart nach Hause zu den Eltern, die eine Baufirma besitzen, zu Freundin Silvia, einer Pharmazeutikstudentin, und zu den Kumpels von früher. Bei denen stand und steht er an Sonntagen in der Bezirksliga auf dem Fußballplatz und schaute zu.
Der Tennisspieler Gomez, der in vielen Urlauben gerne die Verwandten in Spanien besucht und früher in der Bettwäsche des FC Barcelona schlief, pflegte sein Schwabentum, wobei ihm sein Berater Uli Ferber, Ehemann der Schlagersängerin Andrea Berg, half. Der Hotelier bindet seine Schützlinge, zu denen auch Barca-Star Alex Hleb gehört, gerne emotional an die Region um Stuttgart. Hleb erwarb Eigentum, Gomez tat es auch. In der Kleinstadt Backnang nahe Stuttgarts eröffnete Gomez unlängst in einem historischen Stadthaus das Hotel-Restaurant „Alte Vogtei“ mit schwäbischer Küche und rustikaler Einrichtung als Ausrichtung.
Mit Silvia ist er seit Jahren zusammen. Und sie, so sagt er, hatte genauso viel Einfluss auf seinen Wechsel wie sein Vater, den er einmal „einen Gerd Müller-Verschnitt“ nannte. Herr Gomez Senior ähnelt tatsächlich Bayerns Bomber der Nation, bloß spricht der Papa ein noch reineres Schwäbisch als der Filius. Der will in München Tore sprechen lassen. Bayerisch-schwäbisch.
Oliver Trust