Peps Premiere - in der Provinz
Weiden - Es fällt schnell auf, das kleine Schild am Stadion am Wasserwerk. „Fußballschuhe bitte am Metallgitter abklopfen“, steht an der Schuhwaschanlage direkt vorm Eingang. Mit zwei Ausrufezeichen. Dass die Bayern-Stars Samstagabend rund 200 Kilometer nördlich von München auch ihre Schuhe am Metallgitter abklopfen? Unwahrscheinlich. Anpfiff ist um 18 Uhr, fcb.tv überträgt, die AZ tickert, abends gibt es Ausschnitte im ZDF-Sportstudio.
Weiden im Ausnahmezustand. Das „Traumspiel 2013“ gegen eine Auswahl des Fanklubs Wildenau ist mit 11 000 Zuschauern längst ausverkauft. Karten gibt’s nur noch fürs „public viewing“ in einem Zelt daneben, 2000 Mann gehen dort rein. Das Interesse ist riesig vor Pep Guardiolas erstem Spiel als Bayern-Trainer. Der Bayern-Bus darf direkt vorm gelben Vereinsheim parken, Pep und Co. bekommen im ersten Stock die größte Kabine.
Braune Holzbänke, Metallhaken. Kuchen und Bananen stehen bereit. Im Besprechungsraum nebenan sind die Holztische u-förmig aufgebaut. An der Wand steht eine Sponsorentafel: „Ihre Zukunft in sicheren Händen“. Wie passend. Hier wird Pep seine erste Teamansprache vor einem Spiel halten. Draußen läuft dann längst ein Fanfest. Ein VIP-Zelt mit rotem Teppich gibt’s, an Imbissbuden sollen 3000 Steaks, 5000 Bratwürste und 300 Schieber Leberkäse in hungrige Bäuche wandern. 10 000 Liter Bier, 8000 Liter alkoholfreie Getränke und 40 Kartons Wein gibt’s. Dimensionen, die hier keiner kennt.
Marcus Fritsch, Vorstand des 332 Mitglieder starken Fanklubs, hatte im Februar die Bewerbung abgeschickt. Am 19. März „um 9.32 Uhr“ kam dann die Mail vom FC Bayern. Inhalt: Auf geht’s, Wildenau, wir kommen vorbei. „Da hab’ ich einen Riesenschrei losgelassen!“ Seither ist nichts mehr, wie es mal war: „Mein Tag beginnt um 5 Uhr und hört um 2 Uhr nachts auf.“ 400 Helfer und eine Sicherheitsfirma, die Fritsch gehört, sorgen für Ordnung.
Vor einer Woche hatte er sogar Franz Beckenbauer am Telefon – der persönlich absagen wollte. „Dass ich komm’, geht sich ned aus“, sagt Fritsch in einer perfekten Kaiser-Imitation. Im Stadion am Wasserwerk spielt sonst die SpVgg Weiden. Und wie: 103 Punkte in der Landesliga, 30 Zähler Vorsprung vor dem Liga-Zweiten, plus 80 Tordifferenz – Bayern-Dimensionen. Nun wird der Triple-Sieger herausgefordert – von einer Fanauswahl. „Vom Schichtarbeiter über Schreiner bis Student ist alles dabei“, sagt Fritsch.
Dazu kommen Gastspieler: unter anderem der mehrfache Paralympics-Sieger Gerd Schönfelder und der Gesamtweltcup-Sieger der Nordischen Kombination, Eric Frenzel. Für sein Team hat Fritsch Trikots und Aufwärmshirts drucken lassen. „Tripple-Sieger-Herausforderer“ steht darauf. Das überzählige „P“ bei Triple, ein Schönheitsfehler.
Alle sind heiß. Spieler Christoph Mayer quälte sich extra für die Bayern nach einem Kreuzbandriss zurück. „Ein Jahr ist es her. Jetzt gebe ich mein Comeback. Und wenn nur für zehn Minuten!“ Im Tor will der Weidener Dominik Forster, 24, gegen die Bayern „weniger als Tahiti beim Confed Cup gegen Spanien“ reinlassen: „Unter zehn wäre nicht schlecht.“