Peps erstes Pokalchen

Dass Pep Guardiola mit Bayern seinen ersten "Titel" gewinnt, den Telekom Cup, verwundert nicht – wohl aber die Dominanz beim 4:0 gegen den HSV und 5:1 gegen Gladbach. Er findet das "nicht perfekt".
von  Patrick Strasser
Philipp Lahm (r.) und Rafinha vom FC Bayern.
Philipp Lahm (r.) und Rafinha vom FC Bayern. © firo / Augenklick

Dass Pep Guardiola mit dem FC Bayern seinen ersten "Titel" gewinnt, den Telekom Cup, verwundert nicht – wohl aber die Dominanz beim 4:0 gegen den HSV und 5:1 gegen Gladbach. Er findet das "nicht perfekt".

Mönchengladbach - Pep Guardiola auf Dienstreise, das Outfit: Weißes Hemd, Bluejeans, sommerliche Sneakers, in der rechten hinteren Hosentasche sein schwarzes Notizbuch.

Was der Bayern-Trainer nach dem Gewinn des Telekom Cups gegen Gastgeber Gladbach wohl darin vermerkte? Das Gegentor beim 5:1-Erfolg? Also jenes Foul, das sich Diego Contento in der Rückwärtsbewegung leistete?

"Gute Nacht!", sagte der Coach. Nein, nein, der 42-Jährige bezog das nicht auf die Liga, in der augenscheinlich um die Plätze zwei bis 18 hart gekämpft werden wird. So hochnäsig ist Guardiola nicht, er begrüßte höflich die Journalisten.

Wie in allen mediterranen Ländern gilt auch in Spanien ab dem späten Nachmittag 2Buenos noches!", einen "Guten Abend!" gibt es nicht.

Ein guter Abend war es für die Bayern, die nun alle acht Vorbereitungsspiele gewonnen haben und am Wochenende mal eben den HSV mit 4:0 und Gladbach mit 5:1 (Tore: Ribéry, Lahm, Thiago, Robben und Müller) demütigten. Das erste Pokalchen der Saison ist gewonnen.

"Ich weiß, dass die Bundesliga sehr, sehr stark ist", sagte Guardiola ganz artig, "es gibt große Vereine wie etwa Dortmund. Es ist ein sehr langer Weg. Wir müssen gut spielen, um die Meisterschaft zu verteidigen."

Die einzige Frage, die sich für Pep stellt: wen stellt er auf für welchen Sieg – sorry – für welchen Gegner? Diese Bayern erscheinen drei Wochen vor dem Bundesliga-Start zu dominant, zu übermächtig. "Wir haben gut gespielt, aber es war nicht perfekt", sagte er. Doch jetzt schon ist klar: Mit diesem Kader hat Guardiola unzählige Möglichkeiten für Systeme und Aufstellungen.

Was der Ex-Barca-Coach beim Telekom-Cup trotz Sommerhitze alles ausprobierte:

SYSTEM

Samstags ließ er die Mannschaft im 4-1-4-1-System angreifen, gestern war es fast schon ein 4-1-5-0. Okay, Thomas Müller spielte anfangs Zentrumsstürmer, am Ende aber rochierte auch er, dann stieß Arjen Robben vorne rein - und traf sogar per Kopf. Kapitän Lahm, als Rechtsverteidiger Triple-Sieger, spielte mal wieder im halbrechten offensiven Mittelfeld. Das Pep-Ziel: Alle müssen alles können.

DAUERLAUF

Guardiola fordert permanentes Belagern des Gegners. Favre erklärte es anschaulich: "Die Bayern schaffen ständig Überzahl, finden dadurch immer eine Lücke." Und fast schon resignierend: "Es geht so schnell, und wenn sie den Ball gewinnen, sind plötzlich alle anspielbar. Wenn du gegen Bayern nicht den Ball hast, wird es sehr schwer." Also doch Gute Nacht, Bundesliga? Rudi Völler, Leverkusens Sportdirektor, meinte in der "BamS": "Die Bayern sind allen in der Liga meilenweit voraus – eine andere Liga."

MITTELPUNKT

In beiden Partien begann Thiago als eine Art Libero vor der Abwehr. Der 22-Jährige (siehe auch nächste Seite) dürfte Peps Fixstern im Mittelfeld werden – was aber wird dann aus Bastian Schweinsteiger, wenn er wieder fit ist? Wohl ein Mittelfeld-Nomade wie all die anderen. Übrigens: Pep Guardiola lässt sich gerade einen Bart wachsen. Es ist für ihn und seine Frau nicht zu hoffen, dass er damit eine Wette oder einen Aberglauben (Rasur bei erster Niederlage?) verknüpft. Sonst sieht er am Saisonende aus als wäre der smarte Guardiola plötzlich ZZ Pep.

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