Pepfektionistisch! Ein Erdrutsch-Sieg

Die Bayern zelebrieren genau den Fußball, den Guardiola sich wünscht. Der Trainer spricht vom „bisher besten Spiel”, ordert aber mit Blick aufs Wiesn-Heimdebüt „wenig Bier und viel Wasser”
von  Patrick Strasser

Die Bayern zelebrieren beim 4:0 auf Schalke genau den Fußball, den Guardiola sich wünscht. Der Trainer spricht vom „bisher besten Spiel”, ordert aber mit Blick aufs Wiesn-Heimdebüt „wenig Bier und viel Wasser”

Gelsenkirchen - Wer Pep Guardiola in der 25. Minute an der Seitenlinie beobachtete, dem war klar: Das würde schlimm enden für Schalke. Die Bayern waren bereits 2:0 in Führung durch die Tore von Bastian Schweinsteiger (21.) und Mario Mandzukic (22.), ein 99-Sekunden-Doppelpack.

Da tigerte der Bayern-Trainer durch die Coaching-Zone, gestikulierte und brüllte aufs Spielfeld. Die Schalker hatten einen Einwurf und Guardiola positionierte seine Spieler wie Schachfiguren. Nur kein Fehler, nur keine Lücke. Die Bayern erstickten Schalke in der Folge mit ihrem Pep-perfektionistischen Spiel. Franck Ribéry (75.) und Claudio Pizarro (84.) erhöhten. Schalke nullvier.

Nicht mal Schalkes Mastermind und Keller-Assistent Peter Hermann, zuletzt zwei Jahre im Münchner Triple-Trainerteam, konnte die Bayern, neu aufgestellt unter Pep, entschlüsseln. „Das war unser bisher bestes Spiel in der Bundesliga”, kommentierte der Spanier stolz. „Wir haben die Partie komplett dominiert. In anderen Spielen waren es mal 30, 40 Minuten – heute 90 Minuten.” Es war ein Erdrutschsieg, zum ersten Mal mit richtig viel Pep.

2:0 gegen Hannover, 3:0 gegen Moskau, 4:0 beim FC Schalke – diese acht Tage können sich sehen lassen. Da feierte sogar Sportvorstand Matthias Sammer. Beim Torjubel umfasste er den Kopf von Guardiola mit beiden Händen wie eine Trophäe und drückte seine Stirn an die des Trainers. Alles wieder gut? Den Einfluss von Sammers voreiligen und nicht zeit(-punkt-) gemäßen Schelte vom letzten Samstag wollte in Gelsenkirchen keiner der Spieler als Extra-Anreiz verstanden wissen, in Rückkehrer Bastian Schweinsteiger (siehe auch Seite 28) hat er einen Fürsprecher: „Matthias ist ein sehr intelligenter Mann, der zur rechten Zeit weiß, was zu sagen ist. Ich weiß jedenfalls, was er gemeint hat. Ich bin froh, dass er bei uns ist. Und Bayern kann auch froh sein, dass er da ist.”

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Was auch für Pep gilt. In der Schalker Arena war erstmals deutlich zu erkennen, wie sich Guardiola die Bayern vorstellt. Ein wenig Tiki-Taka wie aus besten Barça-Zeiten, dieses schnelle Kurzpassspiel, dazu kommt das ständige Rochieren der Mittelfeldspieler, das frühere Attackieren des Gegners sowie die Verdichtung der Mitte. Die Zahlen des Spiels sprechen für sich: 69 Prozent Ballbesitz, 739 gespielte Pässe, davon kamen 646 an (Quote 87 %). Was Pep überdies erreicht hat: Arjen Robben und Franck Ribéry wurden von Einbahnstraßen-Kickern an den Seitenlinien zu 360-Radius-Strategen. „Wir wollen das Spiel kontrollieren und dominieren. Unser Trainer hat viele Varianten auf dem Kasten”, sagte Schweinsteiger im ZDF, „die Mischung aus ihm und Bayern ergibt hoffentlich langfristig Erfolg. Bisher sieht es gut aus.”

Peps Gehirnwäsche für die Triple-Helden in der Vorbereitung, dass jeder alles können muss (und das auf allen Positionen), zahlt sich jetzt schon aus. „Da liegt man 0:2 zurück und läuft immer wie ein Idiot dem Ball hinterher – schon demotivierend”, sagte Schalkes Nationalspieler Aogo. In zwölf Jahren in der neuen Arena setzte es für Schalke keine höhere Niederlage.

„Ich habe im Gefühl, dass wir nun eine Serie starten”, sagte Robben nach dem höchsten Auswärtssieg der Vereinsgeschichte bei Schalke, der für die alleinige Tabellenführung jedoch ein Tor zu gering ausfiel. „Ein guter Spieltag für uns”, bilanzierte Thomas Müller. Das Nur-1:1 der Dortmunder in Nürnberg kurz zuvor hatte zusätzlich motiviert.

Mittwoch geht’s in Runde zwei des Pokals gegen Hannover (20.30 Uhr, Sky live), ein Wiesn-Heimspiel. „Wir haben im Moment sehr viele Spiele”, sagte Guardiola, „daher werden wir wenig Bier und viel Wasser trinken.” Denn „perfekt”, so Pep, „war das 4:0 nicht.” Ist klar.

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