Pep und die Plärrer: „Oh, Achtung“
München - Der Zeitpunkt wäre ja ideal für einen neuerlichen Coup beim Favoriten. Noch bis zum Sonntag läuft der „Augsburger Plärrer“, Schwabens größtes Volksfest. Und wie gut würde es da passen, wenn der FCA tatsächlich mit einem Sieg vom großen FC Bayern zurückkehrt. Das Europa-League-Spiel am kommenden Donnerstag in Bilbao? Vielleicht würde selbst Trainer Markus Weinzierl in diesem Fall alle Regenerationspflichten vergessen und seiner Mannschaft einen kleinen Abstecher zum Plärrer gönnen. Manche Siege muss man eben feiern.
Wie es ist, gegen die Bayern und Pep Guardiola zu gewinnen, wissen die Augsburger jedenfalls ganz genau. In der vergangenen Saison triumphierten sie in der Allianz Arena 1:0, ein Jahr zuvor gewannen sie ihr Heimspiel mit dem gleichen Ergebnis. Damit ist der FCA – statistisch gesehen – Guardiolas kompliziertester Kontrahent. Gegen kein anderes Bundesliga-Team hat der Katalane in seiner Bundesliga-Zeit zweimal verloren. Augsburg als wahrer Angstgegner Guardiolas – und nicht Real Madrid oder der FC Barcelona? „Angst? Nein“, entgegnete der Bayern-Coach am Freitag, fügte aber an: „Oh, Achtung! In diesem Moment ist Augsburg das Wichtigste in unserem Leben.“ Seine Mannschaft dürfe sich keine Nachlässigkeiten erlauben: „Sonst sind wir kaputt.“
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Es ist vor allem der Zeitpunkt, der das Spiel für Augsburg diesmal deutlich kniffliger macht als bei den vergangenen Siegen. Sowohl 2014 als auch 2015 standen die Bayern bei den Derby-Pleiten bereits als Meister fest. Guardiola schonte jeweils einige Stars, zudem sah Ersatztorhüter Pepe Reina beim letzten Duell im Mai schon in der Anfangsphase die Rote Karte. Nun ist die Situation eine ganz andere. „Wir sind gut in die Saison gestartet“, sagte Guardiola. Im Detail: mit drei Siegen gegen die chancenlosen Gegner aus Hamburg, Hoffenheim und Leverkusen. Die Bayern haben ihren Rhythmus bereits gefunden, Neuzugänge wie Arturo Vidal oder Douglas Costa funktionieren in Guardiolas System auf Anhieb.
„Wir werden versuchen, einen Punkt zu holen“, lautete deshalb auch Weinzierls vorsichtiges Ziel für den Ausflug ins 80 Kilometer entfernte München. „Wir brauchen dazu aber einen Sahnetag.“ Wenn man besonders an die Offensivleistung der Bayern in der Frühphase dieser Saison denkt, kann man den Augsburg-Trainer verstehen. Thomas Müller führt die Torjägerliste der Liga mit fünf Treffern an, in der EM-Quali (8 Tore) traf nur Sturmpartner Robert Lewandowski (10) häufiger. Und dann gibt es ja auch noch Mario Götze. „Wir haben drei überragende Stürmer mit Robert Lewandowski, Thomas Müller und Mario“, sagte Guardiola – und offenbarte dann in einem Satz das Problem von Götze beim FC Bayern: „Ich mag es, mit nur einem Stürmer zu spielen.“
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Dieser Platz ist – bis auf wenige Ausnahmen wie das Spiel in Hoffenheim – an Lewandowski vergeben. Müller darf meist als hängende Spitze agieren. Götze bleibt die Bank. Denn Guardiola sieht die Stärken des 23-Jährigen offenbar nicht auf der Außenbahn oder etwas zurückgezogen im Mittelfeld, sondern im Angriffszentrum. „Für mich ist Mario auch Stürmer. Er ist sehr gut im Strafraum“, erklärte der Coach. Dort, wo ihn zuletzt auch Bundestrainer Joachim Löw in den EM-Qualifikationsspielen gegen Polen und Schottland einsetzte. Götze dankte es seinem Trainer mit zwei Treffern. Aber in der Nationalelf gibt es eben keinen Lewandowski. Und Müller spielt bei Löw auf dem rechten Flügel.
Gegen Augsburg wird es für Götze wohl trotzdem zur Startelf reichen. Neuzugang Kingsley Coman, der eine der beiden Positionen auf der Außenbahn einnehmen könnte, tritt im Training „noch ein bisschen schüchtern“ auf, wie Guardiola betonte. Die Bayern setzen deshalb wohl auf die routiniertere Variante. Ein weiterer Coup der Plärrer soll unbedingt verhindert werden.