Pep und Bayern in Marokko - die AZ war schon da!
Klub-WM: Am Samstag bricht der Tross des FC Bayern München nach Marokko auf. Hotel, Stadion, Umkleidekabine - die AZ war schon in Marrakesch und Agadir. Ein Report.
Agadir - Der Olivengarten vor der Anlage ist 80 Hektar groß. Das Hotel selbst? Gigantisch. 720 Zimmer gibt es, rund 300 Euro kostet eine Nacht. Am Pool tummeln sich Butler, die die Hotelgäste eincremen und ihre Sonnenbrillen putzen. Warm ist es auch aktuell, rund 20 Grad.
Was sich nach einem Luxus-Urlaub in Marokko anhört, wird für den FC Bayern harte Arbeit.
Am Mittwoch will der Tross des Champions-League-Siegers im „Four Seasons Resort“ Marrakesch einchecken, am Samstag wird im drei Kilometer entfernten Stadion das Finale der Klub-WM gespielt. Es geht um die letzte Trophäe, die in der Klubvitrine fehlt. Der Weg ins Stade de Marrakesch – er führt über Agadir, einer 700000-Einwohner-Stadt an der Atlantikküste.
Hier müssen die Bayern Dienstag ihr Halbfinale spielen. Ein Sieg? Lediglich Formsache.
Die AZ war vorab in beiden Städten und zeigt, was den Deutschen Meister während seiner Zeit in Marokko erwartet. Marhaba, FC Bayern! Herzlich Willkommen, FC Bayern!
Tatsächlich ist die Klub-WM in Marokko schon Thema Nummer eins. Bayern hier, Bayern da, Bayern überall. „Ab dem Zeitpunkt der Landung werden die Bayern verfolgt. Jede Minute, jede Sekunde werden Begleiter an ihrer Seite sein. Alles ist genau durchgeplant“, sagt Hicham Allouli. Er ist der Stadiondirektor in Agadir. 2006 und 2010 hatte sich das Land für die Austragung der Weltmeisterschaft beworben – ohne Erfolg. „Jetzt wollen wir der ganzen Welt beweisen, dass wir es können. Unser Ziel ist die Austragung der WM 2026“, sagt Allouli.
Seine größten Gegner in den vergangenen Wochen waren so klein, dass man sie mit bloßem Augen nicht sehen konnte: Parasiten. Den gesamten Rasen hatten sie zerfressen. „Zum Glück rechtzeitig, wir konnten reagieren.“ Neun Jahre hat der Bau des Stadions gedauert. „Drei Jahre haben wir für die Planung gebraucht“, sagt Allouli, „es ist kompliziert. Es muss erdbebensicher sein.“ 15 000 Menschen starben 1960 bei einem Erdbeben in Agadir. Heute ist man stolz auf das, was man geschafft hat – und zeigt es auch. „Das hat uns doch niemand zugetraut“, sagt Allouli.
Das Stadion? Würde locker als Bundesligaspielstätte durchgehen. Pep bekommt für das Spiel sein eigenes kleines Trainerzimmer, in dem ein schmaler Tisch und drei Stühle stehen, jeder Spieler hat seinen Spind. Eine Sauna gibt es auch, ebenso wie zig VIP-Räume sowie ein fußballfeldgroßes Warmmachfeld in den Katakomben.
Dass man in Marokko ist und nicht in Augsburg oder Bremen? Merkt man nur daran, dass in jedem Raum ein Bild von König Mohammed VI. hängt. Der hat im Stadion nicht nur einen eigenen Eingang, den nur er benutzen darf. Auch eine Loge gehört ihm. Eine mit Badewanne und Schlafzimmer.
252 Kilometer nordöstlich von Agadir liegt Marrakesch, bekannt durch den Gauklerplatz mit seinen vielen Schaustellern. Eine Stadt, in der Wolkenkratzer verboten sind, in der die Medina, die Altstadt, noch aussieht wie vor 100 Jahren. Aktuell der Renner: Trikots des FC Bayern. Normalerweise sind Kinder hier Fans von Real Madrid oder dem FC Barcelona. „Ich sehe immer mehr Jugendliche mit Ribéry-Trikots“, sagt Rachid Naifi, der Stadionchef. Auf dem Rücken der Shirts steht nicht Bayern München, sondern Bayern Munchen.
In Marrakesch wird ein Deutscher dafür sorgen, dass es den Bayern gut geht. Holger Frehde leitet das „Four Seasons Resort“, in dem sie absteigen. Schocken kann Frehde nichts mehr. „Wir hatten mal einen weiblichen Popstar bei uns, den keiner ansehen durfte. Sie hat dem Personal verboten, dass es sie ansieht“, sagt er.
Als bekannt wurde, dass er den Zuschlag der Bayern bekommt, schickte er seine Mitarbeiter in die Stadt, um Bayern-Trikots zu kaufen. Ein Prestige-Sieg in einer Stadt, in der es acht Luxushotels gibt. Wie es sich als Deutscher in Marokko, einer konstitutionellen Monarchie, lebt? Frehde nutzt ein Bild, das wir während unserer Reise noch mehrfach hören werden.
„Man muss sich Marokko als großen Baum vorstellen. Die Wurzeln und der Stamm sind fest im muslimischen, islamischen Glauben verankert, die Blätter und die Zweige atmen europäische Luft.“ Im Fußball aber weht kein europäischer Wind. Die Topspieler in der marokkanischen ersten Liga verdienen rund 1300 Euro pro Monat. Ein Topspieler bei Bayern verdient 30 000 Euro – pro Tag.
Wir sind im Büro von Stadionchef Naifi. Auf seinem Schreibtisch liegt ein Stadionheft vom SC Paderborn. „Sieben deutsche Stadien habe ich vor dem Bau besichtigt“, sagt er. Was hat ihn am meisten beeindruckt? „Die Dortmunder Südtribüne. Wir haben versucht, sie nachzubauen – natürlich deutlich kleiner.“ 45 240 Zuschauer fasst das Stade de Marrakesch, umgerechnet mehr als 80 Millionen Euro hat der Bau gekostet.
300 Meter vom Stadion entfernt liegt eine Siedlung, die nur aus Wellblech-Hütten besteht. Die Bayern-Stars werden sie sehen, wenn sie mit dem Bus zum Stadion fahren. Sprechen möchte über die Armut, die es in Marokko gibt, keiner der Offiziellen.
Schon gar nicht jetzt, in einer Zeit, in der man doch so unglaublich stolz ist.
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