Pep: "Ich bin sehr ungeduldig"
Der künftige Bayern-Trainer Pep Guardiola spricht in Kolumbien auf einer Konferenz über seine Trainer-Philosophie, Vorbilder und das Halbfinale zwischen Barcelona und Bayern.
München - Ob es ihm darum ging, möglichst weit weg zu sein?
Am Mittwochabend stehen sich im Halbfinal-Rückspiel der Champions League sein Ex-Verein FC Barcelona und sein Bald-Verein FC Bayern gegenüber.
Trainer Pep Guardiola verbringt diese Tage jedoch in Südamerika und stand am Dienstag auf einer Konferenz in Bogotá/Kolumbien auf Einladung des Wirtschaftskonsortiums "Grupo Aval" zum Thema "Leidenschaft, Führungskraft und Teamarbeit" Rede und Antwort.
Pep Guardiola über...
...Real gegen Dortmund: "Es war ein sehr emotionales Spiel. Sicher hatte Dortmund nach dem Hinspiel einen großen Vorsprung, aber im Bernabéu kann man nie sagen, dass es vorbei ist, ehe nicht der Schlusspfiff ertönt – ich spreche da aus eigener Erfahrung."
...das, was ihm zum Rückspiel Barcelona gegen Bayern durch den Kopf geht: "Viele Dinge. Es spielen zwei fantastische Mannschaften gegeneinander, alles kann passieren. Beide zeigen in ihren Ligen eine außergewöhnliche Dominanz, sie stehen verdienterweise an der Spitze. Ich bin sehr ungeduldig."
...seinen Tipp fürs Rückspiel: "Ich bin sehr schlecht im Tippen. (lacht)"
...sein Sabbatjahr: "Ich habe mich im letzten Jahr einem sehr kompliziertem Leben gewidmet: Ich habe meine Kinder um 8 Uhr morgens in die Schule gebracht und um 18 Uhr wieder abgeholt. Mehr habe ich nicht gemacht."
...einen möglichen Machtwechsel in Europa: "So hastig sehe ich das nicht. Alle vier Teams, die nun im Halbfinale standen, sind fantastische Mannschaften. Dortmund ist ein super Team, Madrid und Barca kenne ich selbst sehr gut und Bayern spielt eine mordsmäßig gute Saison. Sie alle sind auf demselben Niveau.“
...seine Liebe zu Barcelona: "In Katalonien sind fast alle Kinder von Geburt an Barça-Fans. Für mich war Barcelona auch Teil eines Lernprozesses, als Spieler wie als Person. Ich habe fast mein ganzes Leben dort gelebt. Ich bin nur hier, weil ich das Glück hatte, in einem so großartigen und tollen Team spielen zu dürfen."
...seinen Umgang mit Spielern: "Sich um die Spieler zu kümmern ist sehr ermüdend. Ich habe es oft versucht zu erklären, weiß aber nicht, ob ich es geschafft habe: Im Endeffekt lebt jeder in seiner eigenen Welt, jeder hat sein eigenes Umfeld, sein eigenes Leben – und das muss man respektieren. Und abgesehen vom Teamgedanken und einer Spielphilosophie muss man in jedem einzelnen Spieler etwas Intuitives hervorbringen, um ans Limit zu kommen. Wenn man das nicht schafft, schmeißen sie einen raus.“
...seine Arbeitseinstellung: "Ich denke nicht, dass ich mehr arbeite als andere Trainer. Ich habe Trainer in der vierten, fünften Liga gesehen, die unglaubliche Arbeit leisten. Ich bin auch nicht für alles alleine verantwortlich: Ich hatte viele gute Mitarbeiter um mich herum, ohne sie wäre vieles nicht möglich gewesen."
...den Druck, alles gewinnen zu müssen: "Ich kann das abhaben. Jeder Spieler und jeder Trainer auf der Welt will jedes Spiel gewinnen. Wäre das nicht so, wäre es eine Qual. Ich muss einfach nur Tag für Tag versuchen, Probleme zu lösen, mit den Leuten sprechen und auf mein Bauchgefühl hören."
...seine Vorbilder: "Von Juan Manuel Lillo habe ich vieles gelernt, auch von Johan Cruyff und Carles Rexach. In Italien hatte ich Carlo Mazzone an meiner Seite, in einer schweren Phase erlebte ich, was es bedeutet, einen Spieler zu schützen, der ein Problem hat (während seiner Doping-Anschuldigungen, d. Red.). Ihnen schulde ich sehr viel, auch Bobby Robson oder Louis van Gaal, der bei seiner Arbeit sehr methodisch vorgeht. Oder Lorenzo Serra Ferrer, dem ich die letzten Tage meiner Spieler-Karriere verdanke. Aber egal, von wem du etwas gelernt hast, am Ende musst du du selbst sein."