Pep holt Lu! So lief das Training vom Scholl-Sohn (17)

Pep Guardiola lässt beim FC Bayern den 17-jährigen Sohn von Ex-Publikumsliebling Mehmet bei den Profis mittrainieren. Die AZ hat Lucas Scholl bei der Einheit an der Säbener beobachtet – und mit ihm gesprochen.
München - "Rafa, nur ein Kontakt", ruft Pep Guardiola über den Platz. Rafinha lässt, wie vom Trainer befohlen, den Ball mit nur einem Kontakt zu Lucas Scholl tropfen.
Scholl?
Ja, der 17 Jahre alte Sohn des ehemaligen Publikumslieblings Mehmet Scholl (334 Spiele, achtmal Meister) gehört zu den Auserwählten, die unter Guardiola in der Länderspielwoche mittrainieren dürfen!
Die Rumpftruppe des FC Bayern mit nur vier Profis – Rafinha, Diego Contento, Jan Kirchhoff, Tom Starke – trainierte gestern in Abwesenheit der U23 (Testspiel in Burghausen) diesmal mit acht Youngstern aus der U19 – so wie sie es schon bei der letzten Länderspielpause gemacht hatte.
Lucas ist Scholls Sohn aus erster Ehe und erst seit drei Monaten bei der U19. Schlaksiger als sein Vater ist er, könnte ihm wohl auf den Kopf spucken. "Ich bin ja schon groß, aber er wird noch größer", sagt der Papa im Scherz. Im Gesicht sieht man die Ähnlichkeit.
Auch dass ihm viel Talent in die Wiege gelegt wurde, merkt man sofort: Beim Sieben-gegen-Vier macht Lucas Scholl eine ordentliche Figur. "Ich kannte alle Übungen schon, da war nix Neues dabei", sagt er zur AZ.
Ein Münchner Bayer ist Lucas durch und durch. Oft hatte er den Papa zur Säbener Straße und ins Stadion begleitet. Als Steppke kickte er mit ihm nach den Spielen Bälle über den Rasen, bei Scholls Abschied 2007 lief er an seiner Hand ins Stadion ein.
In frühester Jugend hatte Scholl seinen Filius sogar selbst trainiert. Nun ist Mehmet in der Beziehung froh, nicht mehr U23-Trainer zu sein, wo sein Sohn doch an der Schwelle zum Herrenbereich steht. "Das wäre höchst explosiv", hatte Mehmet bereits im Dezember gesagt. Es war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen er öffentlich über seinen Sohn sprach.
Sonst versucht Mehmet seinen Sohn zu schützen, wo es geht. Doch Lucas hat seinen eigenen Kopf, ist wie der Papa ein Freigeist, ein Kreativspieler. Im U19-Team von Trainer Marc Kienle, in dem Scholl junior um einen Stammplatz kämpft, kickt Lucas, den alle "Lu" nennen, in der Offensivzentrale oder auf den Außen.
Im Training mit den Profis gelingt Scholl freilich nicht alles auf Anhieb. "Hier herrscht ein anderes Tempo, die spielen Champions League", sagt er. "Die wissen genau, in welchem Moment sie an den Ball gehen und ihn weiterspielen müssen", staunt Scholl, dessen Stimme jugendlich klingt. "Man merkt, dass es ein Riesenschritt ist zu den Profis."
So sieht’s auch der Papa. Das nächste Ziel nach der U19, mit der Lucas neben der Bundesliga auch in der neuen Jugend-Champions-League („Uefa Youth League“) spielt, ist die zweite Mannschaft.
Dort sei es dann bei den Gegenspielern "egal, ob es ein Nachtclubbetreiber ist oder ein Reiseverkehrskaufmann", meint Scholl senior, "die spielen dann schon fünf oder zehn Jahre im Herrenbereich. Da bekommt er eine ganze Menge mit, was man im Jugendbereich nicht lernen kann."
Oder eben bei Guardiola. "Er ist ein toller Trainer. Es ist etwas ganz Besonderes, mit ihm zu trainieren", sagt Scholl junior ehrfürchtig. Welche Ratschläge ihm Pep gibt? "Er hat mir ganz einfache Tipps gegeben: Dass man den Ball mit links annehmen soll, wenn er von rechts kommt, und umgekehrt."
Im abschließenden Spielchen netzt Scholl jedenfalls ein, nach einem feinen Doppelpass mit Rafinha. Nicht zum letzten Mal, wenn es nach ihm geht: "Ich hoffe, bald noch öfter dabei zu sein. Aber das entscheidet Guardiola."
Was Papa Mehmet jetzt dazu sagt? "Er freut sich für mich", sagt Lucas, "aber mein Vater ist mein Vater – und ich bin ich."
Er spricht tatsächlich schon wie ein Profi. Könnte auch mal einer werden, der Lu.