Pep Guardiolas stürmende Fünferbande
München - Den Kopf zu Boden gesenkt, die Stirn in Falten gelegt. Pep Guardiola tigerte in den ersten 20 Minuten der Partie gegen Hoffenheim in seiner Coaching Zone vor der Bayern-Bank umher und suchte nach der entscheidenden Idee. Dann brüllte er ständig hinein: „Drei! Drei Mann! Dreierkette!“ und unterstützte sein Geschrei mit drei Fingern. Der Bayern-Trainer wollte, dass seine Mannschaft in der Defensive von Vierer- auf Dreierkette umstellt, damit man die zunächst aufmüpfigen Gäste besser in den Griff bekommt.
Es war der Schlüssel zum Sieg und der Geniestreich von Mario Götze, dessen Dosenöffner-Weitschuss nach 23 Minuten. Überhaupt – die Abteilung Attacke. „So viele Offensivspieler haben wir noch nie auf dem Feld gehabt“, sagte Torhüter Manuel Neuer, der aber sein Wohl und Wehe immer im Auge hatte: „Trotzdem haben wir es gut gemacht und die Null gehalten. Jeder weiß, worum es geht: Dass die Spieler auch nach hinten arbeiten müssen.“
Die Fünf da vorne, das Offensiv-Quintett um Stoßstürmer Robert Lewandowski, „Raumdeuter-König“ Thomas Müller, Solist und Feinfuß Mario Götze sowie die Flügelartisten Arjen Robben und Franck Ribéry. Denn so reagierte Guardiola auf die schwere Verletzung von Kapitän Philipp Lahm: mit mehr Offensive. „Wir haben mit fünf Stürmern gespielt und wenigen Mittelfeldspielern“, sagte er. Zu denen zählt der Spanier lediglich seinen Landsmann Xabi Alonso. Außenverteidiger Rafinha spielte auf Lahms Position.
So konnte sich das Quintett vorne austoben, lediglich Franck Ribéry fiel etwas ab, doch der musste – weil ja auch David Alaba fehlt – die linke Mittelfeldseite zumachen, um Juan Bernat zu unterstützen. So blieb der Franzose, der bei seiner unterdurchschnittlichen Bilanz in der Liga von nur einem Treffer und einem Assist (verletzungsbedingt kam er jedoch auch nur auf fünf Einsätze). Die Werte der anderen Vier:
Thomas Müller: Der Mann vom Ammersee führt mit sechs Toren und fünf Vorlagen die Scorer-Liste der Liga an, konnte sich gegen Hoffenheim aber nicht so in Szene setzen, wohl noch leicht gehandicapt durch die Gesäßprellung aus dem Spanien-Länderspiel (1:0).
Mario Götze: Der WM-Finaltorschütze ist der Aufsteiger der Saison mit sieben Toren und zwei Vorlagen. Er führt die Torschützenliste der Liga gemeinsam mit Frankfurts Alexander Meier an.
Arjen Robben: Der Holländer steht aktuell bei fünf Toren und drei Assists. Eine Jobmüdigkeit ist bei ihm nie auszumachen – egal, gegen wen es geht. „Ich genieße meinen Fußball momentan, fühle mich super stark und bin physisch super drauf. Fußballerisch geht alles und läuft alles“, sagte er.
Robert Lewandowski: Sechs Tore, drei Assists. Der Pole erzielte auf Robben-Zuspiel das 2:0 per Kopf, findet sich immer besser im Pep-System zurecht, arbeitet sehr viel für die Mannschaft. Gut möglich, das der Dortmunder seinen Titel als Torschützenkönig noch verteidigt. Oder wird es tatsächlich Götze? Oder vielleicht Robben? Nein, eher Müller. Die Konkurrenz wartet in den eigenen Reihen. Und die eigentliche Konkurrenz um die Schale?
Die vier Vereine, die vor dem Spieltag auf Platz hinter Bayern zwei bis fünf standen, haben allesamt verloren. „Das war ein Spieltag, der in jeder Beziehung für uns gelaufen ist – perfekt“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Einsam steuert der Rekordmeister auf den 25. Titel zu, seit nun schon wieder 18 Pflichtspielen ist man unbesiegt. Und hat – quasi nebenbei – einen erneuten Vereinsrekord aufgestellt: nur drei Gegentreffer in 12 Partien. Nur noch gedämpfte Freude kommt bei den Bayern-Fans in der Allianz Arena auf, wenn sogenannte Verfolger Gegentore kassieren und dies auf der Videoleinwand gezeigt wird.