Pep Guardiola: Unter Dauerstrom!
Pep Guardiolas Bundesliga-Einstand ist geglückt. Doch dahinter steckte harte Arbeit – auch für den Trainer selbst, der 90 Minuten lang gestikulierte, schrie, fuchtelte, kommandierte. Das Pep-Protokoll
MÜNCHEN - Der neue 12. Mann der Bayern trägt Designer-Anzug und super-super-polierte Top-Top-Lederschuhe, die am Freitagabend im Flutlicht der Allianz Arena aber so was von glänzten. Hochzeit? Taufe?
Etwas von allem. Trainer Pep Guardiola, 42 Jahre alt, Spanier, und der FC Bayern, 113, München haben ihr erstes Bundesliga-Fest gefeiert. Ein 3:1 im Auftaktspiel der neuen Saison gegen Gladbach. Die Guardiola-Premiere wurde zur Pep-Show an der Seitenlinie. Fast unter Dauer-Strom, mit ständiger Kommentierung und Nachhilfe.
Bundesliga-Zeit ist Anzug-Zeit. Wie bei seiner Präsentation am 24. Juni trug der Spanier Anzug mit weißem Hemd – und ohne Sakko war's zu kühl. Nach acht, neun Minuten kam Unordnung bei Bayern rein, der Gürtel von Guardiola war aus einer der vorderen Schlaufe gerutscht und hing nach vorne weg. Als es dem Coach auffiel, zuckte er zusammen. Gürtel zu, alles sitzt. Pep ballte die Hände zu Fäusten. Nein, nein, wegen des 1:0 kurz darauf in Minute 12. Das erste Tor der 51. Saison, das erste Bayern-Tor, der erste Mit-Pep-Treffer. Und das ganz nach seinem Gusto: Langer Chip-Ball in den Rücken der Abwehr von Franck Ribéry. Ein Sprint, ein Schuss – die Führung. Arjen Robben vollendete. So liebt es der Coach. Schnell, direkt, drin.
Als Mandzukic zm 2:0 traf (16.), freute sich Guardiola verhaltener. Erstens, weil er mal auf der Bank saß – ja, wirklich! – und zweitens, weil es ein schnödes Abstaubertor war. Aber gut. Prima Führung? Nicht mit Pep! Er schimpfte und tobte, als ginge es gerade gegen den Abstieg. Korrekturen, Anweisungen, Belehrungen. Ein spanischer Wasserfall, immer am Rande der Coaching-Zone. Mal wütend, wenn es ihm nicht schnell genug ging, mal lobend (über Kopf applaudierend wie Konzertbesucher!), mal vor sich hin brabbelnd. Zufrieden war er nicht. Nix super-super. „Wir haben einen Trainer, der mit den Spielern, mit der Taktik, mit der Führung auch ein bisschen Zeit braucht“, nahm ihn Sportvorstand Matthias Sammer vor dem Anpfiff in Schutz und verkündete: „Er ist kein Zauberer, er arbeitet hart, er spricht extrem mit den Spielern in einem extrem guten, verständlichen Deutsch.“
Auch mit Jogi Löw, 53, Badener. Der Bundestrainer hatte den Bayern-Coach am Mittwoch an der Säbener Straße besucht und sich seinen Dialekt wohl verkniffen. „Wir haben uns zweieinhalb Stunden unterhalten. Es war schön, ihn einfach mal kennenzulernen“, sagte Löw bei „Sky“, „Pep spricht sehr gut Deutsch und hat sehr viel Humor.“
Das Spiel ertrug Guardiola so leidlich. Nach 39 Minuten setzte sich Pep wieder. Womöglich hatte er das simple, gute Gefühl: Es läuft. Und es geht auch mal ohne mich. Trugschluss! Eine Minute später stand’s 2:1, Dante überlistete Neuer. In Halbzeit zwei war er wieder ständig auf Ballhöhe, der 12. Mann. Voll konzentriert, stets besorgt. Jeden Pass, jeden Laufweg begleitet Guardiola. Vorausschauendes coachen. So eine Partie muss die Hölle sein, seine Jungs machen Fehler.
Und dann auch noch diese Experten! „Bayern spielt eigentlich so, wie sie letztes Jahr aufgehört haben: mit viel Tempo nach vorne, mit viel Ballbesitz, mit viel Passgenauigkeit.“ Es war Löws Halbzeitanalyse, der Bundestrainer sagte aber auch: „Ich denke, er hat schon auch seine eigenen Ideen.“ Na also.
Beim Elfmeter, den Müller versemmelte, redete Pep eindringlich auf Alaba ein. Den nächsten Elfer machte er, 3:1. Das war’s. Samstag ist wieder Training. Da kann Pep besser eingreifen.