Pep Guardiola und der FC Bayern: Der Unverstandene

Was will Pep? Die Frage nach der Zukunft seines Trainers Pep Guardiola dürfte Bayern München noch über Wochen in Atem halten. Und so manchen Star scheint der Spanier zu überfordern.
SID |
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Der Unverstandene: Bayern-Trainer Pep Guardiola.
dpa Der Unverstandene: Bayern-Trainer Pep Guardiola.

München - Die obligatorische Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den Hamburger SV war fast zu Ende, da sprach Pep Guardiola einen bezeichnenden Satz. "Ich habe es schon tausend Millionen Mal gesagt, vielleicht habt ihr mich noch nicht verstanden...", sagte der Coach von Bayern München. Guardiola sollte erklären, was beim Konkurrenzkampf in seinem Luxuskader den Ausschlag gebe - doch er erschien mal wieder als Pep, der Unverstandene.

Was will Pep? Diese Frage treibt den FC Bayern, seine Anhänger und sein Umfeld seit Monaten um - und wird es wohl noch einige Wochen tun. Es geht dabei weniger um Guardiolas Kader, um Aufstellungen oder Taktik, im Grunde genommen geht es nicht einmal in erster Linie um Fußball. Und genau das ist aus Guardiolas Sicht das Problem. Die Deutschen, sagte er vor einiger Zeit einmal, redeten zu viel. Über alles und jeden, nur nicht über Fußball.

Und derzeit reden die am Fußball interessierten Deutschen über fast nichts so gerne wie über Guardiolas Vertrag. Was will Pep? Verlängern - oder gehen? Guardiolas Vertrag läuft zum Saisonende aus; es werde "in der zweiten Jahreshälfte eine gemeinsame Entscheidung gefällt werden", sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag. Für viele scheint längst klar: Pep will weg! Er versteht die Deutschen nicht - und sie wollen ihn nicht verstehen, so sieht er das.

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Er versteht nicht, warum sie ihn noch immer für das Halbfinal-Aus in der Champions League gegen Real Madrid verantwortlich machen - obwohl er damals seine Idee vom Fußball zugunsten der seiner Spieler opferte. Er versteht nicht, warum sie ihm vorwerfen, er hispanisiere den FC Bayern, treibe ihm seine Identität, sein "Mia san mia" aus - wo doch der einzige Spanier, der auf seinen drängenden Wunsch hin gekauft wurde, Mittelfeldspieler Thiago war. Er versteht nicht, warum es schlimm sein soll, Thomas Müller auszuwechseln, warum er am Abgang von Klub-Ikone Bastian Schweinsteiger schuld sein soll, oder warum es viele albern finden, wenn er auch noch den kleinsten Gegner lobt ("supersuper"). Er nennt die Bundesliga eine "Konterliga" - und lässt keinen Zweifel daran, dass er eine ganz andere Auffassung vom Fußball hat als die meisten seiner Kollegen hierzulande.

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Auch als die Bayern-Bosse? Die, schimpft sogar mancher Bayern-Fan, machten sich viel zu klein gegenüber ihrem übergroßen Trainer. Deshalb waren sie zuletzt bemüht, die Bedeutung der Frage nach Guardiolas Zukunft herunterzuspielen. "Wenn er weitermacht, wunderbar, wenn nicht, wird die Welt auch nicht untergehen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Juli. Und Sportvorstand Matthias Sammer meinte, der ruhmreiche FC Bayern werde auch ohne Pep "weiter atmen".

Baut da jemand einem Abschied vor? Neinneinnein, beeilte sich Sammer zu versichern, Rummenigge sagte am Donnerstag in der für ihn mitunter typischen, leicht verschwurbelten Art: "Ich habe keinen Hinweis, dass es keinen Grund zum Optimismus gibt."

Dass der Trainer auf Fragen nach seiner Zukunft - und nicht nur auf diese - zuletzt meist gereizt reagierte, wollen die Bosse nicht überbewerten. Mancher Spieler (Mario Götze) stört sich an Guardiolas (mangelnder) Kommunikation, öffentliches Gemurre über Pep gibt es aber nicht. Die Stars schätzen seine Trainingsarbeit, wenngleich er sie mit seinem Eifer bisweilen zu überfordern scheint. Auch für sie bleibt die Frage: Was will Pep? "Ich glaube, er hat die Entscheidung selbst noch nicht getroffen", sagte Präsident Karl Hopfner in dieser Woche. Die Frage ist nur, ob Hopfner den leitenden Angestellten verstanden hat.

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