Pep Guardiola: Sein süßester Sieg
Das Duell der Bayern gegen Chelsea war auch das Duell Guardiola gegen Mourinho. Die beiden würdigten sich keines Blickes. Sammer: „Unser Trainer war unglaublich.“ Ribéry löst Versprechen ein.
Prag - Die Pause nach den 90 Minuten war die Chance für beide Trainer, ihr Können zu zeigen. Der Platz als Coaching Zone. Was sonst im Verborgenen, in der Kabine, passiert, konnte man sehen.
Pep Guardiola über seinen Trainer, „er hat immer an den Sieg geglaubt.“
Tatsächlich: In der Pause, der regulären nach 45 Minuten, muss Pep eine bemerkenswerte Ansprache gehalten haben. Denn seine Bayern kamen mit ordentlich Feuer aus der Kabine. Der Gesichtsausdruck und die Aggressivität in den Augen von 1:1-Torschütze Franck Ribéry verriet: Dieser Supercup, diese Anhängsel der vergangenen Saison, ausgespielt gestern Abend zwischen Bayern und Chelsea in Prag, muss einem ganz besonders wichtig gewesen sein: Pep Guardiola, dem neuen Bayern-Trainer.
Als Ribéry traf, rannte er wild entschlossen auf die eigene Bank zu, man musste Angst bekommen um Guardiola (er wohl auch!). Ribéry sprang ihm in die Arme, schüttelte und rüttelte ihn im Gangster-Style, schließlich küsste er seinen Coach auf die Stirn. Das war für Dich, Monsieur Pep. Weil es GEGEN Mourinho war. Ribéry: „Der Sieg ist auch wichtig für Pep. Ich habe ihm gesagt: Wenn ich ein Tor mache, komme ich zu dir.“
Denn Guardiola und Mourinho sind: Beste Feinde. Wahre Hahnenkämpfe haben sich die Trainer in der spanischen Primera Division geliefert, der Portugiese (ab 2009 drei Jahre bei Real Madrid) und der Spanier Pep Guardiola (von 2008 bis 2012 beim FC Barcelona). Die Fehde hatte ihren Höhepunkt 2011, als Mourinho dem Barça-Assistenten Tito Vilanova einen Finger ins Auge stach.
Vor dem Supercup-Finale in Prag hatte jener Mourinho (50) gelästert: „Der FC Bayern des Jupp Heynckes war das beste Team Europas. Jetzt haben sie einen neuen Trainer und neue Spieler – und ich bin nicht mehr sicher, ob sie immer noch so gut sind.“
Der Ort der ersten Gegenüberstellung der beiden seit Frühjahr 2012 geriet zum Tanz an der Seitenlinie. Bayerns Präsident Uli Hoeneß hatte zuvor Einblick ins Peps Seelenleben gegeben: „Ich glaube schon, dass es ums Prestige geht. Vor allem, weil Mourinho unqualifizierte Kommentare abgegeben hat. Unser Trainer ist richtig heiß auf das Duell.“ Während der Partie tigerten beide Trainer an der Seitenlinie entlang, würdigten sich keines Blickes. Der Respekt ist da, die alte Fehde immer im Hinterkopf. Bis zum Elfmeterschießen.
Von 15 Duellen gegen Mourinho (mit Real Madrid und Inter Mailand) gewann sein Rivale Guardiola sieben, verlor nur drei. Gestern Abend in Prag landete Guardiola Sieg Nummer acht – und holte sich seine erste Trophäe im neuen Amt als Bayern-Coach. Den deutschen Supercup hatte er ja gegen Borussia Dortmund (2:4) verloren.
Nun war es sein ganz persönlicher Triumph. Für Bayern. Gegen Mourinho.