Pep Guardiola: Nächste Frage, bitte!
München - Pep Guardiola hatte richtig Spaß auf der Pressekonferenz vor dem Audi Cup 2015 im Hotel „The Westin Grand“ am Arabellapark. Allerdings nur für einen kurzen Moment. Es ging um das Wiedersehen des Bayern-Trainers mit Toni Kroos, seit Sommer 2014 bei Real Madrid. Mit jenem Kroos, den er nie hätte ziehen lassen wollen. Er Freude sich, den Weltmeister, diesen „Wahnsinnsspieler“, zu treffen. „Ich bin gespannt über sein Spanisch, das muss ich mir anhören“, fügte Guardiola vergnügt an.
Die Tage während der letzten Vorbereitungsphase vor dem Saisonstart sind nicht leicht für Guardiola: so viele Test-Spiele, zu viele Medientermine, viel zu viele Pressekonferenzen. Anlässlich des Audi Cups saß er mit den drei Trainern der Teams dieses europäischen Kräftemessens auf dem Podium: mit Landsmann Benítez (Madrid), Sinisa Mihajlovic (AC Mailand) und Mauricio Pochettino (Tottenham). Die meisten Fragen gingen jedoch an Guardiola.
Seine Laune verschlechterte sich nach und nach. Der Katalane bleibt dabei immer Profi, wird nie persönlich gegenüber den Journalisten, wie Louis van Gaal das hin und wieder macht. Guardiola weiß: Das Beantworten der teils immer gleichen Nachfragen – ob von Lokalreportern oder Kollegen aus China oder Norwegen – gehört zu seinem Job, auch dafür wird er bezahlt. Die aktuelle Grundstimmung des 44-Jährigen bei bestimmten Themen: gereizt.
Die AZ erklärt, bei welchen fünf Themen sich Peps Augenbrauen zusammenziehen und die Stirn Falten bekommt.
1.) Fragen zu seiner Zukunft, zur unklaren Vertragssituation: Das Dauerthema. Hört er 2016 auf? Verlängert er doch? „Ich weiß nicht. Ich will nicht wieder darüber sprechen“, sagte Guardiola kurz und knapp. Im ZDF kürzlich: „Nächste Frage, bitte!“ Am Freitag hatte er „das erste und letzte Mal“ erklärt, dass keine Entscheidung gefallen sei. Er ließ nur tief blicken mit diesem Statement: „Ich bin nicht komplett überzeugt, dass ich der Richtige bin für diesen Verein.“ Bei Bayern überlegt man, künftig Fragen zu diesem Thema zu unterbinden.
2.) Fragen zu Spielern, die nicht in der Startelf standen: Am Montag ging’s um Mario Götze, der beim Supercup in Wolfsburg nur ein paar Minuten auf dem Platz war. „Lieber Kollege“, setzte Pep an, „es können nur elf Spieler spielen. Ich kann nicht bei jeder Pressekonferenz über meine Entscheidungen reden. Es tut mir leid. Das nächste Mal geht es um Müller, um Lewandowski oder um Robben.“ Und wie immer nimmt Guardiola den Spieler, den er kaum noch aufstellt, in Schutz: „Mario ist einer meiner liebsten Spieler, ein super Typ und super Profi. Die Spieler müssen mich auf dem Platz überzeugen.“
3.) Fragen zu Ex-Profis, die nun als Experten arbeiten: Diese Ex-Kapitäne! Ach, der Lothar! Ach, der Effe! Was erlauben? Mag sich Pep denken nach deren Kritik. Er sagt: „Wenn Effenberg und Matthäus als Journalisten arbeiten, können sie mich auch kritisieren, dann ist das ihr Beruf.“ Er blieb Diplomat, sagte es trotz unbestätigtem Magengrummeln. Zuletzt hatte Stefan Effenberg behauptet, er sei sich sicher, dass Guardiola 2016 Bayern verlässt. Lothar Matthäus hatte erklärt, für ihn sei Jose Mourinho ein besserer Coach als Guardiola.
4.) Fragen, ob Bayern zu viele Spanier/Latinos im Kader habe: Eine Frage der Identität des Vereins? Klartext von Pep: „Keine Angst! Bayern ist und bleibt ein deutscher Verein – auch in 100 Jahren noch.“ Er signalisierte: Nächste Frage.
5) Fragen zu seiner Spielidee und der Taktik: Auch das noch! Offenbar ist der Trainer es leid, sich ständig rechtfertigen zu müssen. Oder warum sagte er dies? „Hier in Deutschland denkt man, wenn wir mit vier Stürmern spielen, schießen wir 1000 Tore. Wenn wir mit drei Verteidigern spielen, die zwei Meter groß sind, werden wir alle langen Bälle gewinnen.“
Unterm Strich bleibt: Die Wahrheit liegt auch für Pep – genau: auf dem Platz. Nächstes Spiel, bitte.