Pep Guardiola: Ist es JETZT seine Mannschaft?

Vor dem Hit gegen Borussia Dortmund hatte Trainer Pep Guardiola den FC Bayern München mit der Aussage überrascht: "Das ist noch nicht meine Mannschaft!" Was er meint, welchen Fehler er eingesteht – und wie er sich die Bayern der Zukunft vorstellt.
Dortmund - Die dröhnende Hupe geht durch Mark und Bein. Pep Guardiola versteht die Aufforderung, nimmt 50 Meter entfernt die Beine in die Hand, und die vierköpfige Bayern-Delegation, die gerade noch die Pressekonferenz besucht hatte, hastet dem Mannschaftsbus entgegen.
Man will schließlich noch den Flieger erwischen. Weil Pep so viele Fragen beantworten musste, war der Busfahrer einfach mal ungeduldig geworden. Möööp.
Zuvor war der Bayern-Trainer im Interview mit dem ZDF-Sportstudio bereits zu Hochform aufgelaufen. Weil er sich wohl fühlte, Spanisch sprach. Sein Deutsch mag für einen Anfänger ja super sein, aber seine Aussagen verlieren bei Fachbegriffen in der ihm fremden Sprache an Kraft, lost in translation.
Fachthemen bespricht man besser in seiner Muttersprache. Also ging das so: "Die Überzahl im Mittelfeld, das war der Unterschied", meinte Guardiola, "man gewinnt oder verliert – aber ohne Übergewicht im Mittelfeld kann man niemals gut spielen! Die Mittelfeldspieler bestimmen das Spiel, sie bestimmen alles."
Es hatte für Aufsehen gesorgt, dass er am Freitag sagte, er fühle sich noch nicht so richtig den Bayern zugehörig: "Das ist noch nicht meine Mannschaft", hatte er gesagt. Natürlich ist sie das, aber Pep meinte damit, dass es weiter Zeit bedarf, bis er alle seine Vorstellungen auch auf dem Platz umgesetzt sieht.
Insofern war Dortmund ein großer Fortschritt. Nur auf höchstem Niveau offenbaren sich Irrtümer oder Geniestreiche unmittelbar, und Pep, so gestand er später, begann das Spiel mit einem Riesenfehler: Er stellte Javi Martínez im offensiven Mittelfeld auf.
"Ich dachte, mit Javi weiter vorne können wir mehr Druck machen, aggressiver sein, aber das geht nur, wenn man mehr Ballbesitz hat", sagte er. Aber Martínez, am Knie angeschlagen, pumpte schon nach 30 Minuten Luft in seine Lungen, war als Anspielstation unbrauchbar.
Die Konsequenz: Lange Bälle, Peps Todfeind. "Wir hatten kein Mittelfeld", analysierte er, "fünf Spieler hinten, fünf Spieler vorne – das ist nicht gut für uns. Deswegen habe ich gewechselt."
Der Schlüssel zum Sieg: Er lag auf der Bank, in der Einwechslung von Mario Götze und Thiago Alcántara. Pep wusste das und machte nach der Pause Gebrauch von seinem Plan B. "Uns mit langen Bällen zu bearbeiten und dann die 1,70-Meter-Jungs zu bringen – kann man auch machen", meinte Jürgen Klopp: "Ein cooler Move."
Und siehe da: Statt hoch und weit gab's plötzlich wieder feines Kurzpassspiel. Logisch, meinte Pep, "mit Kroos, Lahm, Thiago, Götze – völlig klar, dass wir dann besser sind". Aber so probiert man sich eben durch, in den ersten Monaten. "Prozess", das ist eins von Peps Lieblingswörtern, auf Deutsch
"Wir sind noch nicht am Gipfel angekommen", sagt er, auch noch nach Dortmund, nein, "noch ist es nicht das Spiel, wie ich es mir vorstelle". Denn: "Um die Champions League zu gewinnen, müssen wir besser spielen." Der Mann hat Ziele.
Andererseits: Irgendwann ist auch mal genug. Und so schloss Thomas Müller, der zunächst grantelte, spielerisch könnte man "immer noch eine Schippe drauflegen, da passt noch nicht alles", mit den Worten: "Wer in Dortmund 3:0 gewinnt, kann nicht so viel falsch gemacht haben." Abflug.