Pep Guardiola: Ich bin hier der Boss!

Nach Bayerns bitterem Scheitern in der Champions League gibt sich Guardiola trotzig und selbstbewusst: "Der Vorstand muss entscheiden, ob dieser Trainer das Beste für den Verein ist."
von  Florian Bogner

Drei Tage nach dem bitteren Scheitern des FC Bayern München in der Champions League gibt sich Trainer Pep Guardiola trotzig und selbstbewusst: "Der Vorstand muss entscheiden, ob dieser Trainer das Beste für den Verein ist."

München - Pep Guardiola hatte Zeit, alles auf sich wirken zu lassen. Die 0:4-Niederlage gegen Real Madrid zu verdauen, seine Fehler und die der Spieler des FC Bayern zu analysieren. Sich neu auszurichten: Auf die zwei Liga-Aufgaben beim Hamburger SV (Sa., 15.30 Uhr/Sky) und gegen den VfB Stuttgart, vor allem aber auf das DFB-Pokalendspiel gegen Borussia Dortmund.

Pack mas an! Drei Tage nach der Schmach nimmt er am Freitagvormittag zur Pressekonferenz an der Säbener Straße Platz und wirkt, ganz anders noch als direkt nach dem Spiel („Es war ein Riesen-Riesen-Fehler des Trainers“), entschlossen. Um nicht zu sagen: bestärkt.

„Es sieht jetzt vielleicht so aus, als ob alles schlecht wäre. Aber das ist es nicht!“, sagt er in klarem Deutsch. Man merkt: Er hat etwas vorbereitet, was er unbedingt loswerden will. „Egal in welchem Verein der Welt: Die Mannschaft muss mit den Ideen des Trainers spielen. Es gibt keine andere Lösung!“

Mehrmals sagt er das, klopft sogar auf das Pult, um dem Nachdruck zu verleihen. Die Message an Kritiker, Spieler, Vorstand: Ich bin hier der Boss! Genug der Zweifel, er will wieder tonangebend sein, den ganzen Verein wieder hinter sich und seiner Spielphilosophie wissen.

Er sagt: „Nach der Niederlage gegen Real bin ich von meiner Idee umso mehr überzeugt.“ Meine Idee passt! Was mutig ist, nach einer 0:5-Packung in zwei Spielen. Aber Guardiola hat die Notwendigkeit erkannt, stark zu sein, klar in seinen Aus- und Ansagen. Vielleicht auch ein bisschen stur.

Dass er nach dem Aus verbal Rückendeckung der Vorstände Karl-Heinz Rummenigge und Matthias Sammer erfahren habe? „Egal. Nicht wichtig“, sagt er verblüffend schroff. „Im Fußball gibt es nur eine Regel: gewinnen oder nicht gewinnen. Wenn wir nicht gewinnen, hilft es mir nichts, wenn Kalle und Matthias von mir überzeugt sind. Wenn wir verlieren, bin ich im Risiko. Es ist ein großer Verein, da musst du immer gewinnen. Wenn das nicht passiert, entscheidet sich der Klub vielleicht anders.“

Doch er will sich nicht von seiner Philosophie abbringen lassen, dem Drang der Dominanz nicht nachgeben. „Ein Trainer hat nur seine eigene Idee. Ich kann die Spieler nicht mit den Ideen der anderen Trainer zuvor trainieren. Also werden meine Spieler in Zukunft nach meinen Ideen spielen.“

Egal, welche Konsequenzen das letztlich hat: Es bleibt beim Pep-Stil. „Gegen Hamburg, gegen Stuttgart, im DFB-Pokal-Finale, nächstes Jahr: Wir werden mit meinen Ideen spielen. Sonst kann ich nicht hier trainieren – wenn ich etwas sagen müsste, was ich nicht fühle. Das wäre nicht gut für den Verein und für die Spieler, die sehr intelligent und intuitiv sind. Sie würden mir sonst nicht vertrauen.“

So sehr von sich selbst und seinen Ideen überzeugt war zuletzt Louis van Gaal – mit schlimmem Ende. Man verstand sich irgendwann nicht mehr. Pep kennt die Gefahr: „Letztlich muss der Vorstand entscheiden, ob dieser Trainer mit diesen Ideen das Beste für den Verein ist.“

Die Beurteilung von Guardiolas erster Saison hängt nun vom Pokalfinale ab. Ob Guardiola die Krise meistern, die Spieler wieder zur Topleistung motivieren, sein System wieder in Schwung bringen kann.

Letztlich ist es ja nur ein Detail, dass er verändert hat: ein Offensivspieler mehr. Legt man die Aufstellungen aus dem siegreichen Champions-League-Finale 2013 gegen den BVB und dem so schmachvollen 0:4 gegen Real aufeinander, besteht nur ein einziger Unterschied: Toni Kroos statt Javi Martínez.

Sonst standen die selben zehn Spieler in roten Trikots auf dem Feld. Aus Helden wurden Versager – in nur einem Spiel. Pep will das korrigieren. Er sagt: „Ich fühle mich als Teil dieses Vereins und werde bis zum letzten Tag mein Bestes geben.“ Wann sein letzter Tag ist, entscheidet nicht er.

 

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