Pep Guardiola: "Es gibt keine Ausreden"

NEW YORK - Ganz bewusst macht der Bayern-Ausrüster mit seinen neuen Trainingsdressen auf Old School. Und so erinnert Pep Guardiola in seinem feuerroten Sweater mit dem Aufdruck „adidas“ ein wenig an Franz Beckenbauer. Der Kaiser hatte ab 1977 New York erobert, spielte damals für den Pelé-Klub Cosmos. Wer im Zusammenhang mit dem FC Bayern an Manhattan denkt, ist gleich beim Giesinger Bub Beckenbauer.
Und zweitens bei Guardiola. Der Katalane hatte sein Verschnaufjahr nach vier Spielzeiten (und 14 Titeln) mit dem FC Barcelona in New York verbracht, wohnte mit seiner Familie am Central Park im „Ardsley“-Building. Nun ist Big Pep back in town – wohnt jedoch nicht in Manhattan, sondern in Jersey City, im „Hotel W Hoboken“ direkt am Hudson River, Skyline-Blick inklusive.
Und er kommt als Bayern-Trainer. Zum Arbeiten. Schuften statt Sabbatical. „Es ist schön, hierher zurückzukommen für mich“, sagte Guardiola nach der Ankunft, „vielleicht habe ich neben der Arbeit mit dem FC Bayern etwas Zeit, ein paar Bekannte wieder zu treffen. New York ist für mich vielleicht die aufregendste Stadt der Welt.“
Unwidersprochen. Und für Promis ein Anonymitäts -Fluchtpunkt. Dennoch musste der damalige Präsident Uli Hoeneß beim Treffen mit Guardiola im Dezember 2012 auf top secret machen, per schwarzer Limousine mit Vorhängen ins Hotel „Four Seasons“ fahren. Heute zeigen sich die Bayern ganz bewusst in New York.
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Pep ist einer der Big Player der achttägigen US-Werbetour, am Donnerstag wurde ein Büro im 21. Stock eines Wolkenkratzers mitten in Manhattan (560 Lexington Avenue, Ecke 50th Street) eröffnet – moderiert von Thomas Gottschalk. Doch für den Bayern-Coach ist der USA-Trip (am Samstag geht es weiter nach Portland) auch ein Trainingslager, quasi der Ersatz für die Tage im Vergleich zu New York sehr, sehr beschaulichen Riva am Gardasee. Daher will er seine Spieler auch schwitzen sehen, schließlich steht in elf Tagen mit dem DFL-Supercup in Dortmund gegen die Borussia das erste Pflichtspiel an.
Es gilt, eine Mannschaft auf die ersten Wochen vorzubereiten, die einen Mix aus aktuellen Kräften und den WM-Nachzüglern (die sechs DFB-Weltmeister plus Dante und Robben) bilden. Ein unmögliches Unterfangen? „Wir müssen mit dieser Situation so umgehen, wie sie ist“, meinte Guardiola in New York, „es gibt keine Ausreden, wir dürfen keine Ausreden zulassen. Wir sind der FC Bayern. Ich bin mir sicher, dass wir eine sehr gute Saison spielen werden.“
In New York stehen neben dem Test in der Nacht auf Freitag gegen den mexikanischen Rekordmeister Chivas Guadalajara nur zwei Trainingseinheiten auf dem Programm, in Portland wird dann konzentrierter gearbeitet. „Es gibt viel zu tun“, sagte Sportdirektor Matthias Sammer ganz bewusst nach dem Sieg im Telekom-Cup letztes Wochenende.
Am Freitag machen die Bayern eine Bootsfahrt zur Freiheitsstatue von den Chelsea Piers in Manhattan aus. Und Pep Guardiola wäre nicht Pep Guardiola würde er bei der Sightseeing-Tour nicht ständig denken: „Dreierkette oder Viererkette? Mit Lahm im Mittelfeld oder rechts? Robben rechts, wo spielt dann Müller?“ Und so weiter. Bayern – das Team der unbegrenzten Möglichkeiten. Patrick Strasser