Pep Guardiola: Die bayerische Schicksalsfrage
München - Wie immer, wenn die Bayern in London sind, beziehen sie ihr Quartier im noblen Hotel „The Landmark“ am Regent-Park. Nebenan liegt der Bahnhof „Marylebone Station“. Dort wurden 1964 Szenen des Beatles-Films „A Hard Day’s Night“ gedreht. Auch um die Ecke: „The Sherlock Holmes Museum“. Nun ist fraglich, welche Begebenheit besser passt zur Frage, ob Bayern-Trainer Pep Guardiola sein aktuell bis Ende Juni 2016 gültiges Arbeitspapier verlängern wird oder den Verein im nächsten Sommer nach drei Jahren verlässt. Auf der Insel wird konsequent berichtet, der Spanier werde ab Juli 2016 ein Konkurrent des neuen Liverpool-Coaches Jürgen Klopp in der Premier League: bei Manchester City.
Natürlich kam die Frage am Tag vor dem Duell mit dem FC Arsenal in der Gruppenphase (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet). Wie immer verdunkelte sich Guardiolas Miene. Er weiß, dass er antworten muss, dass es zu seinem Job gehört. Dennoch stören ihn die dauernden Nachfragen. Kurz und knapp antwortete der 44-Jährige, der auf der am Dienstag veröffentlichten Fifa-Shortlist zur Wahl des Welttrainers 2015 steht, pflichtgemäß: „Der Verein weiß alles über meine...“ Er brach den Satz ab und erklärte erneut, dass er mit dem Verein über alles spreche, mit den Bossen. Pep weiter: „Das ist jetzt kein Thema. Wir sind hier, um Champions League zu spielen.“
Doch was wollte er ausdrücken mit „Der Verein weiß alles...“ – ist schon eine Entscheidung gefallen? Hat er sie den Bossen bereits mitgeteilt? Wenn ja – warum wird diese nicht verkündet? Das Thema der ungelösten und zugleich wichtigsten sportlichen Personalie des Vereins wird weiter gären.
Laut „The Mirror“ sollen die Bayern-Verantwortlichen langsam die Geduld verlieren und ihrem zögernden Coach ein Ultimatum gestellt haben. Bis Jahresende. Kunststück, dieser Bericht. Schließlich sagte Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende, erst am Montag: „Das Gespräch steht noch aus, aber irgendwann wird es noch vor Jahresende geführt werden.“ Bis dahin haben Blätter wie „Sun“, „Mirror“ & Co. Hochkonjunktur. Auch im Rennen um die tägliche Pep-News ganz vorne: Die Spanier, natürlich. Die katalanische Zeitung „Mundo Deportivo“, mit angeblichem Insiderwissen, weil in Barcelona beheimatet, will erfahren haben, dass er sich bereits entschieden haben. Für Manchester City. Nicht nur wegen des zu erwartenden Rekordsalärs, auch wegen der zwischenmenschlichen Bande. Txiki Begiristain ist Sportdirektor bei City. Man kennt sich aus gemeinsamen Zeiten beim FC Barcelona. Der Scheichklub wird aus Katar gesponsert und da hat Guardiola ja auch nicht die schlechtesten Kontakte. Angeblich gäbe es eine mündliche Absprache, noch sei nichts unterschrieben. Viele Konjunktive.
Die Bayern kämpfen um ihren Pep. Rummenigge erklärte vor dem Arsenal-Spiel: „Wir sind da durchaus optimistisch. Es gibt wahrscheinlich auch andere Bräute, die gut aussehen, nicht nur den FC Bayern.“ Was für Bayern spräche, so der Vorstandschef: „Wir haben ein schönes Pfund auf dem Tisch liegen, das man nicht einfach beiseiteschieben kann: eine erstklassige Mannschaft, einen fantastischen Klub, ein tolles Stadion und eine wunderschöne Stadt.“ Was Guardiola fehlt: der Henkelpott. „Meine Zeit hier ist nicht komplett, wenn ich nicht die Champions League gewinne“, sagte er letzten Freitag, „ich weiß, wo ich bin. Aber das ist kein Problem für mich.“