Pep Guardiola: Der Nie-Aufgeber
München - Klar Schiff machen, das war Pep Guardiola wichtig. Nicht das Interesse von Manchester City und die Gerüchte um einen vorzeitigen Abschied im Sommer sollten Thema der Pressekonferenz sein, sondern das Rückspiel um den Finaleinzug in der Champions League gegen Barcelona am Dienstag (20.45 Uhr, ZDF und Sky).
Also stellte der Bayern-Trainer leicht gereizt und verärgert in eigener Sache gleich mal klar: „Oh, Jungs! Ich habe es 200 Millionen Mal gesagt an der Säbener Straße. Ich habe noch ein Jahr Vertrag. Ich werde nächste Saison hierbleiben. Das ist alles.“ Punkt. Nur eine weitere Frage brachte den 44-Jährigen an den Rande eines Kontrollverlustes. Ob ein Ausscheiden nach dem 0:3 im Hinspiel seinen Nimbus als einer der oder sogar der beste Trainer der Welt beschädigen würde? Guardiola antwortete genervt: „Ich bin nicht hier, um der beste Trainer der Welt zu sein. Das ist Scheiße!“
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Er schluckte seinen Ärger runter, sammelte sich und sagte: „Ich bin hier, um diesem Verein und den Spielern zu helfen. In Barcelona habe ich mein Bestes getan, wie von Anfang an in München. Am Ende ist es vielleicht genug. Wenn nicht, tut es mir leid.“ Die Anspannung ist immens, der Reizfaktor ebenso. Alle Augen werden – wie beim Hinspiel – auf den Katalanen gerichtet sein, als er eine seiner empfindlichsten Auswärts-Pleiten seiner Karriere einstecken musste. Und das in der Heimat, zu Hause. Für Dienstag brauche man „Herz“. Dann tippte er sich auf die Stirn: „Und Kopf!“ Seine Strategie: „Wir müssen gut verteidigen, das ist das Erste. Wir müssen das Spiel kontrollieren.“ Die „deutsche Mentalität“, also volle Attacke, wörtlich „nach vorne, nach hinten, nach vorne, nach hinten“, sei kein guter Plan, so Guardiola. Siehe das 0:4 im Halbfinal-Rückspiel der Vorsaison in der Königsklasse, als man zu leidenschaftlich versuchte, ein 0:1 gegen Real Madrid aufzuholen.
Und nun gegen den FC Barcelona, „die beste Mannschaft der letzten 15, 20 Jahre in Europa“ (Guardiola), die noch nie nach einem Hinspielsieg im eigenen Stadion mit drei oder mehr Toren Differenz ausgeschieden ist. 1983/84 verspielten die Katalanen im Viertelfinale des Pokals der Pokalsieger ein 2:0 gegen Manchester United – im Rückspiel setzte es ein 0:3. So viel zur Dimension, also zur Höhe des Berges, den Bayern überwinden müsste. Was wäre es für ein Treppenwitz der Geschichte, sollte Guardiola, Barças verlorener Sohn, für das größte Desaster in der Historie seines Klubs sorgen. Dass er dieser Tage nervlich angeschlagen ist, zeigte Peps rhetorische Gegenfrage an einen Journalisten vor ein paar Tagen: „Wie oft hat der FC Bayern in seiner Geschichte bisher das Triple gewonnen?“ Er beantwortete die Frage selbst: „Ein Mal!“
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Es geht um mehr als nur eine Aufholjagd an diesem Dienstag. Es geht um den Lichtkegel, in dem man Guardiolas Wirken im zweiten Jahr bei Bayern sehen wird. „Das Spiel wird für sich selbst sprechen“, sagte er. Legt sich bei einem Ausscheiden ein dunkler Schatten über die Saison der „Nur-Meisterschaft“ oder erstrahlt alles plötzlich in hellstem Glanz? Die Bayern-Bosse wollen ab Sommer schnellstmöglich mit dem Spanier über eine Vertragsverlängerung reden, der Coach erbittet sich stets Zeit. Doch die Ausrichtung des Kaders wird darauf ausgelegt sein, ob er mittel- bis langfristig bleibt oder die Saison 2015/16 seine letzte wird. „Ich gebe nie auf“, sagte Guardiola: „Wir sind Bayern!“ Es wird sich zeigen, ob man ab Mittwoch an der Säbener Straße weiter voller Überzeugung sagt: Wir sind Pep.