Pep Guardiola: „Bundesliga ist vorbei“

München - Natürlich wird der FC Bayern am Samstagabend (Anstoß: 18.30 Uhr) bei Bayer Leverkusen mit elf Spielern antreten, und wie immer wird Pep Guardiola an der Seitenlinie rumgestikulieren. Aber sowohl seine Gedanken als auch die seiner Spieler werden schon 1138 Kilometer weiter sein: in Barcelona. Das gibt der Bayern-Coach klipp und klar zu: „Die Bundesliga ist vorbei. Wir haben schon gewonnen. Leverkusen spielt um die Champions League. Wir spielen um kein Ziel mehr. Wir haben es erreicht. Unser Blick ist auf nächsten Mittwoch gerichtet.“
An jenem Tag entscheidet sich womöglich bereits, wie gut die Spielzeit 2014/15 für den deutschen Rekordmeister war. Kein Wunder, dass Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigges für das Spiel in Leverkusen nur einen Wunsch hat: „Es wäre schön, wenn jetzt nicht noch ein Verletzter dazu kommt.“
Davon hat der FC Bayern bekanntermaßen jede Menge. Und das nicht erst seit den Ausfällen von Arjen Robben (Muskelbündelriss) und Robert Lewandowski (Oberkiefer- und Nasenbeinbruch, Gehirnerschütterung), sondern schon seit vielen Monaten. Und so nimmt es nicht Wunder, dass Guardiola langsam keine Lust mehr hat, über sein stets propper gefülltes Lazarett zu reden. „Ich lebe mit dieser Situation seit zwei, drei Monaten. Das Thema ist vorbei für mich“, sagte Guardiola, „wir sind, was wir sind. Wir fliegen nach Barcelona, um die bestmögliche Vorstellung zu geben. Wenn wir gewinnen: gut. Wenn nicht, war Barcelona besser.“
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Man kann den Mann gut verstehen. Nach einer national wie international bislang sehr dominant gestaltetenen Saison droht ausgerechnet in der sogenannten „crunch time“, in der es um alles geht, ein mittelprächtiges Desaster. Nach Leverkusen fliegt Guardiola mit nur „14, 15 Spielern“, nimmt „drei oder vier“ aus der zweiten Mannschaft mit: „Aber die spielen in der vierten Liga, sind 17, 18 Jahre alt.“ Will sagen: noch lange, lange nicht auf Barca-Niveau.
Dennoch: Er will nicht jammern, sucht nicht nach Ausreden. Das habe er in seiner gesamten Trainerkarriere noch nie gemacht. Dabei hätte Guardiola nach einem Blick in die Krankenakten allen Grund zur Klage. Arjen Robben: ist raus für diese Saison. Zu Lewandowski sagt Guardiola: „Der Arzt ist immer der Chef. Wir werden Sonntag, Montag, Dienstag sehen, wie seine Verfassung ist.“ Der wegen seiner Knöchelverletzung seit 11. März fehlende Franck Ribéry werde jeden Tag vor- und nachmittags intensiv behandelt, könne er aber noch nicht einmal laufen, so Guardiola.
Eine Alternative im Sturm wäre Claudio Pizarro, mit 36 Jahren der Senior der Truppe. Guardiola sagt: „Claudio ist der Beste im Strafraum bei uns, war aber zuletzt zwei Monate verletzt“ - und brauche in seinem Alter eben ein bisschen länger, um wieder fit zu werden. Aber der Peruaner besitze eine „spezielle Qualität“ und sei ein „sehr, sehr guter Spieler“. Klingt nach Einsatzzeit für den Oldie. Auch der Spanier Javi Martínez könnte fast neun Monate nach seinem Totalschaden im linken Knie sein Saisondebüt feiern: „Er kann vielleicht spielen“, so Guardiola. Ganz sicher spielen wird Bastian Schweinsteiger. Ihn lobte Guardiola in höchsten Tönen: „Basti hat gegen den BVB seine beste Performance in meiner Zeit bei Bayern geboten. Auch seine Körpersprache war sehr gut. Das ist sehr wichtig für das Spiel in Barcelona.“
Mit dem Pokal-Aus gegen Dortmund hielt sich Guardiola nicht lange auf: „Wir haben verloren, wie eine große Mannschaft verlieren muss. Das kann passieren. Gratulation an Dortmund.“ Nur zu Sebastian Kehls hämischer Kritik („Wenn sie kein Elfmeterschießen können, dann sollen sie es üben“) musste er sich auf Nachfrage äußern, was er sehr süffisant tat: „Mein Rat für Sebastian Kehl ist: Wenn du 35 Punkte Rückstand hast, ist es besser zu schweigen“, sagte Guardiola, legte den Zeigefinger auf die Lippen und fügte an: „Wir haben jetzt Zeit zu üben – weil wir die Bundesliga schon gewonnen haben.“ Er selbst habe sich nie so „respektlos“ verhalten: „Ich habe nie die Schuld bei anderen gesucht, wenn wir gegen Dortmund verloren haben. Ich lache niemanden aus. Auch nicht, wenn wir gewinnen.“
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