Pep gegen Klopp: Ein Dauerduell mit Stil?
Jürgen Klopp hat das erste Duell der Erfolgstrainer mit Pep Guardiola gewonnen. Die herausragenden Charaktere der Liga werden sich wohl noch einige Male wiedersehen – und versuchen, sich dabei auszutricksen.
Dortmund - Als seine Tochter Valentina ihm mit Anlauf und strahlend in die Arme sprang, war die Welt für Pep Guardiola mächtig gelitten.
Während der 2:4 (0:1)-Niederlage im Supercup bei Borussia Dortmund kratzte sich der Katalane mehrfach nachdenklich an der Stirn, er schlug die Hände vors Gesicht, ging ernüchtert in die Knie und ließ mächtig Dampf ab. In beiden Trinkpausen nahm sich der 41-Jährige seine Spieler ordentlich zur Brust. Er habe aber nicht kritisiert, erzählte Thomas Müller später, sondern versucht zu animieren.
Allein, es half nichts. Obwohl seine Bayern nicht wirklich schlecht spielten, verpasste Pep Guardiola den ersten möglichen Titel. Das "Sextuple" wie einst in seiner ersten Saison beim FC Barcelona ist damit schon vor dem eigentlichen Saisonstart nicht mehr möglich. Dazu kassierten die Bayern vier Gegentore. Mehr als drei hatten sie in 109 Pflichtspielen unter Guardiolas Vorgänger Jupp Heynckes nur einmal hinnehmen müssen – beim 2:5 im DFB-Pokal-Finale 2012, ebenfalls gegen Dortmund.
Guardiola hat das erste Duell mit seinem neuen Trainer-Rivalen Jürgen Klopp verloren. Vor dem Supercup hatten die beiden Fußball-Lehrer im Mittelpunkt des Interesses gestanden, auch wenn beide Klubs dem Thema die Spannung nehmen wollten und statt der Trainer ihre Sportchefs Matthias Sammer bzw. Michael Zorc zur offiziellen Pressekonferenz geschickt hatten. Doch das erste Duell Borussia gegen Bayern war auch das erste Duell Klopp gegen Pep. "Wie viel Pep steckt in Klopp? Und wie 'bekloppt' ist Pep?", hatte die Bild vor dem Spiel gefragt. Nach dem Schlusspfiff titelte die taz kurz und knapp: "Dortmund peppiger."
Die beiden Trainer selbst, deren einzige wirkliche Gemeinsamkeit die Liebe zum Fußball und zum Dreitagebart zu sein scheint, gehen sehr respektvoll und fast schon ehrfürchtig miteinander um. "Groß" sei sein Kollege, stellte Guardiola mit einem Blick auf den elf Zentimeter größeren Klopp fest. Dafür konstatierte dieser, Guardiola habe "eine Superfigur". Auch die Arbeit des jeweils anderen lobten die beiden – in den höchsten Tönen und dennoch glaubhaft. "Jürgen Klopp ist ein Supertrainer", sagte der im weißen Maßhemd am Spielfeldrand stehende Guardiola.
Und dann klang der Coach, der mit dem FC Barcelona 14 Titel gewonnen hat, fast schon, als würde er zu Klopp nicht nur größenmäßig aufschauen: "Er hat in den letzten vier Jahren in Dortmund super gearbeitet. Ich bin ein junger Trainer, aber erst seit einem Monat in München." Klopp, der bei 30 Grad im Trainingsanzug schwitzte und die Tore wie üblich ausgelassen mit der "Säge" feierte, lobte derweil den "überragenden Trainer und überragenden Charakter", der "sensationell sympathisch" sei.
Es scheint also, als werde es stilvoll und ganz und gar nicht schmutzig werden, das sich anbahnende Dauer-Duell der beiden Trainer. Doch ihre Reaktionen während der hochklassigen 90 Minuten des Saison-Vorspiels zeigten auch eines: Gegen Pep gewann Klopp am liebsten. Und gegen Klopp zu verlieren mag Pep überhaupt nicht.