Pep-Entschuldigung an Tasci: „Ich war unfair“

Berlin - Am Sonntag feierte Serdar Tasci Geburtstag. Und endlich einmal wieder spürte er die Nebenwirkungen seines Berufs, die Knochen taten etwas weh, die Muskeln zogen ein wenig. Ein nun 29-Jähriger, der am Samstag nach langer Zeit Fußball im Wettkampfmodus spielen durfte – über 90 Minuten.
Beim 2:0 des FC Bayern bei Hertha BSC stellte Pep Guardiola den Innenverteidiger neben Medhi Benatia auf. Und Tasci erledigte seinen Job solide, hatte Masken-Mann Vedad Ibisevic, den er noch aus gemeinsamen Zeiten beim VfB Stuttgart kennt, ordentlich im Griff. Etwas Glück inklusive, dass er, einen Ball mit Hand und Körper abwehrend, keinen Elfmeter gegen sich bekam. Bayern spielte zu null, das Improvisations-Abwehrduo Tasci/Benatia hielt stand. Ein seltenes, ungewöhnliches Paar.
Jérôme Boateng, noch in der Reha und kurz vor der Rückkehr in den Kader, war in München geblieben, um sich besser ranarbeiten zu können. Holger Badstubers Reha dauert noch länger, Javi Martínez wurde für das Champions-League-Halbfinalhinspiel am Mittwoch bei Atlético Madrid geschont. Und Joshua Kimmich, die Neuentdeckung des Jahres auf der Innenverteidiger-Position, ein gelernter defensiver Mittelfeldspieler, agierte als Rechtsverteidiger.
Also bekam Tasci, die Leihgabe von Spartak Moskau, seinen zweiten Einsatz im Bayern-Trikot nach den 53 Minuten Mitte Februar gegen Darmstadt. Am 1. Februar 2016 hatte Bayern den gebürtigen Esslinger bis zum Ende der Saison 2015/16 verpflichtet – für 2,5 Millionen Euro Ablöse. Damals herrschte Innenverteidiger-Not, dennoch kam Tasci nicht zum Zuge. Auch, als er seinen Trainingsrückstand aufgeholt hatte. Guardiola betonte, der Verein, also Sportvorstand Matthias Sammer, habe Tasci geholt. Ohne es auszusprechen, sagte er: nicht ich. Dann erfand er Kimmich neu. Tasci war außen vor. Bankdrücker, Daumendrücker – auf der Tribüne.
Bis Samstag. Nach dem Hertha-Spiel lobte Guardiola: „Serdar Tasci hat mir heute gezeigt, wie unfair ich zu ihm war. Es ist schwer, wenn du die letzten ein, zwei Monate keine Minute gespielt hast.“ Es sei „Wahnsinn“, wie Tasci gespielt habe. „Er ist eine große Persönlichkeit, großes Kompliment für Serdar.“ Warme Worte.
Vor zwei Wochen klang Ex-Nationalspieler Tasci über seine Februar-Entscheidung deprimiert: „Wenn ich gewusst hätte, dass ich nicht spiele, hätte ich es nicht gemacht.“ Nach dem Einsatz bei Hertha klang es so: „Wenn man ein Angebot von Bayern bekommt, macht man das natürlich. Jetzt bin ich auch fit. Ich freue mich, dass ich wieder einmal spielen konnte, das hat mir gutgetan.“
Und die Perspektive? „Ich hoffe, dass noch das ein oder andere Spiel hinzukommt. Ich bin ganz entspannt und lasse alles auf mich zukommen.“ Was ihm Pep in Aussicht stellte: „Serdar wird uns in dieser Periode der Saison noch sehr helfen.“ In der Bundesliga. Wenn der Titel eingefahren ist.