Pechvogel Martínez zurück: Große Emotionen!

MÜNCHEN - Es war ein ganz, ganz besonderer Tag, dieser Samstag für Javi Martínez (26). Endlich wieder so richtig dabei, unter Kollegen, bei seiner Mannschaft: Ein Tag, den er so sehr herbeigesehnt hatte: Im Hotel, im Bus auf dem Weg ins Stadion, in den Katakomben – immer in Sportklamotten, in Fußballschuhen. Und nicht in zivil auf der Tribüne im Unterrang der Allianz Arena – dort, wo die Fitnesstrainer sitzen, seine Begleiter in den letzten achteinhalb Monaten.
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Der Spanier war beim 1:0 gegen Hertha BSC erstmals in dieser Bundesliga-Saison im Kader, auf der Bank. Kurz vor Saisonbeginn, es war Mitte August 2014, hatte sich Martínez im DFL-Supercup bei Borussia Dortmund (0:2) das Kreuzband gerissen. Viel mehr noch war kaputt gegangen in seinem Knie, auch der Plan des Trainers, Martínez als Kopf der Dreierkette zu etablieren. Natürlich war es auch eine Frage der Psyche. Über seine Leidenszeit nach der OP im US-amerikanischen Vail sagte Martínez der spanischen Zeitung „Marca“: „Während der Verletzung wurde ich tief getroffen wegen der Muskulatur, die ich verlor. Ich habe niemals kräftige Beine gehabt, aber es war unglaublich zu sehen, wie dünn sie aussahen. Es fiel mir schwer, sie wieder aufzubauen. Man fühlt sich wie ein Invalide, weil du nichts machen kannst. Du verbringst den Tag zu Hause mit einer Maschine, die dir deine Knie streckt. Man fühlt sich weder als Fußballer, noch als was anderes.“
Seit letzten Mittwoch ist Martínez wieder ein richtiger Fußballer, am Morgen nach dem 6:1 gegen Porto trainierte er erstmals wieder mit dem Team. Und fremdelte. Er und der Ball. „Es war so, als wenn ich vergessen habe, Fußball zu spielen“, erzählte der Spanier. Die Kollegen bereiteten ihm einen emotionalen Empfang, applaudierten. „Sie haben für mich geklatscht. Ich glaube, alle freuen sich für mich“, meinte er gerührt. Einen emotionalen Moment hatte bereits einen Tag zuvor: Gemeinsam mit Landsmann Thiago (24), der über ein Jahr hatte verletzt aussetzen müssen. flossen Tränen:„Nach dem Spiel gegen Porto haben wir beide geweint. Nur wir zwei wissen, was wir durchgemacht haben, wie sehr wir gearbeitet haben“.
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Seit Samstag nun ist Martínez wieder ein richtiger Bayern-Spieler. Einer, der zumindest von der Bank aus anfeuern kann, dessen Namen die Fans beim Verlesen der Aufstellung schreien.
Pep Guardiola versteht es, solche Gesten bewusst einzusetzen, die Spieler damit zu motivieren, ihnen das Gefühl zu geben, wieder nahe dran zu sein an einem Einsatz. „Today FCB-HTB. Finally Back! Hoy Bayern-Hertha Berlin, al fin de vuelta con el equipo!!“, twitterte Martínez, um seiner Freude Ausdruck zu verleihen, „endlich zurück zu sein“.
Doch zu den Einwechsel-Kandidaten gehörte Martínez nicht, dafür fehlt ihm noch zu viel. Sinan Kurt (18) feierte sein Bundesliga-Debüt, kam nach der Halbzeit für Gaudino (18). Sich aufwärmen durften Thiago (ab der 66. Minute für Thomas Müller) und Claudio Pizarro (ab der 75. Minute für Götze), Martínez nicht. Am Ende aber, nach dem 1:0 dank des Schweinsteiger-Treffers, durfte er sich mitfreuen, mitabklatschen.
Egal. Seine Zeit soll und wird kommen – diese Saison noch. Schließlich hat der FC Bayern noch zwei Reisen in die Hauptstadt vor: Zum DFB-Pokalfinale am 30. Mai und zum Champions-League-Finale einen Samstag später (6. Juni).