Paul Wanner statt Florian Wirtz: Leverkusens Mega-Talent spielt in den Planungen des FC Bayern keine Rolle mehr

Beim Topspiel gegen Leverkusen liegt der Fokus auf dem jungen DFB-Star. In den Planungen der Bayern spielt der 18-Jährige aber keine Rolle mehr - man hat ja aktuell genügend eigene Mega-Talente.
von  Patrick Strasser
Wer braucht schon einen Florian Wirtz, wenn er so Mega-Talente wie Paul Wanner in seinen Reihen hat?
Wer braucht schon einen Florian Wirtz, wenn er so Mega-Talente wie Paul Wanner in seinen Reihen hat? © imago images/Sven Simon

Hansi Flick war und ist ein Fan von Florian Wirtz. Und so verhalf der Coach als Bundestrainer im September bei seiner eigenen Premiere Wirtz zum DFB-Debüt. Vier Mal, jeweils eingewechselt, kam eines der größten Talente des Landes bislang in der Nationalelf zum Einsatz, in den 77 Spielminuten hinterließ er einen nachhaltigen Eindruck, nicht nur wegen zweier Torvorlagen.

Fortsetzung folgt. Sicher. Der Junge ist gerade mal 18.

Flick hätte den Leverkusener Wirtz auch gerne schon während seiner Erfolgsära als Bayern-Trainer betreut. Bereits 2020 legte er den Verantwortlichen an der Säbener Straße einen Transfer des Teenagers ans Herz. "Hansi schwärmt von diesem Spieler und hat ihn immer wieder ins Spiel gebracht", berichtete Sky-Experte Lothar Matthäus, ein enger Freund der Familie Flick.

Florian Wirtz von Bayer Leverkusen.
Florian Wirtz von Bayer Leverkusen. © picture alliance/dpa

"Wir verfolgen die Entwicklung von Florian Wirtz schon die ganze Zeit", bestätigte kürzlich Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Wäre ja ansonsten auch fahrlässig.

Florian Wirtz: Geschätzter Marktwert 70 Millionen

Dennoch nimmt man nach AZ-Informationen bei Bayern von Transferbemühungen in Sachen Wirtz Abstand. Und das nicht nur wegen des auf 70 Millionen Euro geschätzten Marktwertes des Offensivspielers, der bei Bayer einen Vertrag bis 2026 besitzt.

Dass der spielintelligente Linksfuß den Verantwortlichen des Werksklubs vor Ende dieses Arbeitspapiers eine wohl noch höhere Ablöse als Kai Havertz bei dessen Transfer zum FC Chelsea (rund 80 Millionen Euro im Sommer 2020) bringen wird, ist klar.

"Nicht nur durch die Vertragssituation - auch durch das Vertrauen, das wir zu ihm und seiner Familie aufgebaut haben, wissen wir, dass er hier noch einige Jahre gut aufgehoben ist", sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler kürzlich in "Bild" und betonte: "Wir wollen, dass Florian noch ein paar Jahre bei uns bleibt. Und ich glaube, dass es auch sein Plan ist."

Doch der 61-Jährige weiß aus Erfahrung, dass irgendwann der Tag X kommen werde und es Wirtz "hier zu klein" werde. "Aber das", hofft Völler, "wird noch dauern". Weil dann Bayern ruft?

Unwahrscheinlich. Erstens scheint ein Transfer dieser Größenordnung aufgrund der finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Münchner nicht zu stemmen, ein Wettbieten mit internationalen Topklubs will man nicht mitmachen. Bayern legt den Fokus auf Vertragsverlängerungen samt Gehaltsaufbesserung wie zuletzt bei Kingsley Coman (bis 2027) und will auch Serge Gnabry über 2023 hinaus halten. Zudem soll das Oldie-Triumvirat um Manuel Neuer (35), Robert Lewandowski (33) sowie Thomas Müller (32) neue Verträge erhalten. Das kostet.

Wanner: Vier Bundesliga-Einwechslungen

Und warum in Sachen Wirtz in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nahe liegt: Der Campus, das vereinseigene Nachwuchsleistungszentrum.

Vor dem Duell der Bayern am Samstag (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) mit dem Tabellendritten Bayer Leverkusen ist klar: Wanner wird (der) Wirtz. Der 16-jährige Paul Wanner debütierte zum Rückrundenauftakt, kommt bisher auf vier Bundesliga-Einwechslungen und gehört seitdem zum Profikader. Coach Julian Nagelsmann setzt auf den flexiblen Offensivspieler, dem eine große Zukunft in München zugetraut wird.

Bayern-Mittelfeld: Wanner und Musiala sollen zentrale Bausteine werden

"Paul ist ein besonderes Talent, das wir fördern wollen. Ich und mein Trainerteam werden versuchen, dem Anspruch, den er an uns stellt, gerecht zu werden", meinte Nagelsmann bei Wanners langfristiger Vertragsverlängerung. Neben Wanner soll Jamal Musiala (19) ein zentraler Baustein des künftigen Bayern-Mittelfelds werden - noch ein Campus-Spieler, der es bis in die DFB-Nationalelf geschafft hat.

Wirtz, der Teenager mit den meisten Scorerpunkten in dieser Saison (17) in einer der Top 5-Ligen Europas, gibt am Samstag seine Visitenkarte in der Allianz Arena ab. Doch die Bayern setzen längst auf ihr noch jüngeres Ass, auf Wanner.

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