Patriarch und Breno

Nicht alles lässt sich in der Bayern-Familie regeln: AZ-Redakteur Stephan Kabosch über die U-Haft gegen Bayern-Spieler Breno
von  Stephan Kabosch
Breno sitzt in U-Haft in Stadelheim.
Breno sitzt in U-Haft in Stadelheim. © dpa

Der tiefe Fall des Fußballers Breno Vinicius Rodrigues Borges ist eine menschliche Tragödie, das brutale Schicksal eines Supertalents, dem der Durchbruch beim FC Bayern verwehrt blieb. Mit dem Brand seiner Villa wurde der Fall Breno aber auch zum öffentlichen Kriminalfall. Und das macht es für die Bayern-Bosse augenscheinlich so schwierig.

Es ehrt Uli Hoeneß, dass er den FC Bayern als große Familie betrachtet. Der Präsident stellt sich schützend vor seine Angestellten, hilft denen, die in Not geraten sind – bei manchen weit über die Fußballer-Karriere hinaus. Hoeneß ist ein Patriarch im besten Wortsinn. Doch das kann auch blind machen, unsachlich und ungerecht gegenüber einer Behörde, die auf dem Boden des Rechtsstaats eine U-Haft verhängt. Die Annahme von Fluchtgefahr und Verdunkelungsgefahr bei Breno ist keineswegs „dubios", wie Hoeneß in einer wütenden Reaktion kritisiert, sondern nachvollziehbar. Und für einen Fußballstar müssen die gleichen Regeln gelten wie für jeden anderen Verdächtigen.

Allerdings gehört es genauso zum Rechtsstaat, die Dauer der Untersuchungshaft dann möglichst kurz zu halten und mit Blick auf den angeschlagenen Gesundheitszustand des 21-Jährigen rasch Alternativen zu finden. Daran werden Juristen gemessen.

Die Haltung von Uli Hoeneß und der anderen Bosse ist verständlich. Sie müssen aber auch ihre Grenzen sehen. Nicht alles lässt sich innerhalb der großen Bayern-Familie regeln.

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