Paris Saint-Germain gegen FC Bayern München in der Champions League: Neureich gegen altreich

In der Champions League trifft der FC Bayern am Mittwoch auf Katar-Klub Paris Saint-Germain mit Neymar. „Es kribbelt bei uns allen gewaltig“, sagt Rummenigge, „es ist das Aufeinandertreffen zweier Kulturen“
Patrick Strasser |
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Eigengewächs gegen 222-Millionen-Einkauf: Bayerns Thomas Müller (r.) und Neymar von Paris Saint-Germain.
dpa, firo(2)/Augenklick Eigengewächs gegen 222-Millionen-Einkauf: Bayerns Thomas Müller (r.) und Neymar von Paris Saint-Germain.

Schlechter als aktuell waren die Bayern zuletzt unter Louis van Gaal. Nach beiden Saisonstarts unter dem eigenwilligen Trainer aus den Niederlanden. Im Herbst 2009 kam man nach sechs Spieltagen auf elf Punkte und 13:6 Tore, ein Jahr später war man gar auf Rang neun abgestürzt, hatte lediglich sechs Punkte geholt und ein negatives Torverhältnis.

Das 2:2 gegen den VfL Wolfsburg, ein Gegner, dem die Bayern letzte Saison 11:0-Tore eingeschenkt hatten, nervte die Verantwortlichen. Wie gut, dass nun die Champions League ansteht. Und nicht irgendein Spiel wie zum Auftakt der Gruppenphase, dem 3:0 gegen die eher harmlosen Belgier aus Anderlecht.

Es geht gegen Paris Saint-Germain, den Verein, der als Rolemodel für die neue Leichtigkeit des (Geld-)Scheins im Fußball der aberwitzigen Ablösesummen und Gehälter gilt. PSG wird gepimpt vom Finanz- und Sportimperium Katar, 2011 wurde der Verein durch Tamim bin Hamad al-Thani – damals Kronprinz, mittlerweile Emir von Katar – und seinem obersten Sportmanager Nasser al-Khelaifi übernommen, nun der Vorstandsvorsitzende von PSG.

Ganz Europa fasziniert Paris Saint-Germain gegen FC Bayern München

Nach Edinson Cavani und Julian Draxler hat man diesen Sommer auch den Brasilianer Neymar vom FC Barcelona und das Supertalent Kylian Mbappé (zunächst ausgeliehen von AS Monaco) nach Paris geholt. Hier 222 Millionen Euro Ablöse plus Steuern, Gehalt und Bonuszahlungen, dort eine Zahlung von 180 Millionen Euro – was soll’s? Man hat’s ja. Am Sonntag kam dank der Enthüllungsplattform „Football Leaks“ heraus: Neymar, beim 0:0 in Montpellier geschont, kassiert pro Monat 3 069 520 Euro, macht ein garantiertes Jahressalär von rund 37 Millionen Euro. Mit Prämien und Sonderzahlungen kämen weitere 20 Millionen dazu. Die Uefa will prüfen, ob die Regeln des „Financial Fairplay“ eingehalten wurden. Ein schlechter Witz.

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„Europa, die ganze Fußballwelt, ist an diesem Spiel interessiert“, verkündete Karl-Heinz Rummenigge, stets Verfechter des Moralkonstrukts „Financial Fairplay“ mit großen Worten. Doch durch seine Aussagen hat der Vorstandsboss der Bayern das Duell am Mittwoch auf eine noch höhere Ebene gehoben und damit den Druck auf seine Mannschaft erhöht. „Es kribbelt bei uns allen gewaltig“, sagt Rummenigge, der von einem „Prestigespiel“ spricht und findet: „Es ist das Aufeinandertreffen zweier Kulturen. Auf der einen Seite ein neureicher Verein und wir, der altreiche. Druck hat vor allem PSG. Wer so viel Geld in die Hand nimmt, muss die Champions League gewinnen.“ Muss?


Paris Saint-Germain vs. FC Bayern: Die Zahlen

Marktwert des Kaders: 521,3 Millionen Euro – 581,4 Millionen Euro
Transferausgaben im Sommer: 238 Mio. – 103,50 Mio.
Teuerster Transfer der Vereinsgeschichte: Neymar (222 Mio.) – Corentin Tolisso (41,5 Mio.)
Wertvollster Spieler: Neymar (100 Mio.) – Robert Lewandowski (80 Mio.)
Höchstes Gehalt: Neymar (37 Mio.) – Lewandowski (15 Mio.)
Titel national: Paris (17, 6x Meister, 11x Pokal) – Bayern (45, 27x Meister 18x Pokal)
Titel international: Paris (1, Pokal der Pokalsieger) – Bayern (10, 5x Champions League, 1x Uefa Cup, 1x Pokal der Pokalsieger, 2x Weltpokal, 1x Klub-WM)

Daten u.a. von transfermarkt.de


Geld schießt Tore – ja. Geld gewinnt aber keine Titel. Manchester City etwa, seit 2008 im Besitz des Scheichs Mansour bin Zayed al Nahyan aus der Herrscherfamilie von Abu Dhabi, hat in all den Jahren nicht einmal das Finale der Champions League erreicht. Scharfe Töne gegen die Citizens, die nun Pep Guardiola trainiert, hört man aus dem Munde der Bayern-Bosse dagegen nicht.

Das neue Ziel von Verbalattacken ist PSG – wie einst der FC Chelsea, den im Jahr 2003 der russische Milliardär Roman Abramowitsch gekauft hatte. Damals polterte Hoeneß: „Diese Mafia beherrscht die ganze Welt und manipuliert den Ölpreis. Wir müssen Vereine wie Chelsea eben sportlich besiegen. Das wäre eine Genugtuung!“ Die Bayern, im übrigen gesponsert vom „Hamad International Airport“ zu Doha, sprechen es nicht aus, aber ein Sieg am Mittwoch ginge ihnen runter wie katarisches Öl.

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