Papa Kroos schlägt Krach

MÜNCHEN - Der Vater des Jungstars (18) motzt über die Weigerung des FC Bayern, seinen Sohn auszuleihen – und beleidigt Klinsmann: „Der Trainer hat keinen richtigen Plan, damit sich Toni weiterentwickelt!“
Trainer Jürgen Klinsmann hat sich bereits samt Familie in den Weihnachtsurlaub ins warme Kalifornien verabschiedet. Doch auch in seiner Wahlheimat, im Surferparadies Huntington Beach, wird der Workaholic („Ich bleibe telefonisch ständig in Kontakt mit Karl-Heinz Rummenigge“) vom Krach in Übersee erfahren: Roland Kroos, Vater von Bayerns Talent Toni, schlägt nämlich Krach – und schimpft auch über ihn, den Bayern-Coach, der doch eigentlich „jeden Spieler jeden Tag besser machen“ will.
„Der Trainer hat keinen richtigen Plan, dass sich Toni weiterentwickelt“, so der Rostocker im „kicker“. Hierfür nämlich müsse sein Sohn regelmäßige Einsätze im Profiteam erhalten. Dies ist bislang in der laufenden Saison nicht der Fall: neunmal durfte der 18-Jährige in einem Pflichtspiel des FC Bayern mitwirken, lediglich zweimal über die gesamte Spielzeit. Kroos senior behauptet, dass es im September eine Zusage von Manager Uli Hoeneß gegeben habe, dass in der Winterpause ein Gespräch über die Zukunft seines Sohnes geführt werde, wenn sich dessen sportliche Situation in München nicht verändern sollte.
Ausnahmetalent Kroos, für den beispielsweise Bayern-Legende Mehmet Scholl schwärmt („Kroos ist das Beste, was ich bei Bayern bisher erlebt habe. Er ist wesentlich besser als ich! Der muss immer spielen!"), ist allerdings Reservist geblieben – und wird dennoch nicht, wie von Vater Kroos gewünscht, im Winter an einen anderen Verein ausgeliehen.
Vergangene Woche habe er auf Anfrage einen Anruf von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge erhalten, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass sein Sohn „als Nummer 23 benötigt“ werde, so Kroos senior im „kicker“. Ihn beschleiche jedoch eher das Gefühl, dass der FC Bayern seinen Sohn nicht wirklich brauche. „Ich bin stocksauer“, motzt Kroos senior nun, „weil der FC Bayern nur an sich denkt.“ Doch kann man dies dem Verein ernsthaft zum Vorwurf machen? Der Jungstar müsste auf der rechten Seite den in Topform spielenden A-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger verdrängen. Oder Coach Klinsmann müsste sein System, erst im Oktober wieder auf 4-4-2 umgestellt, schon wieder ändern.
Sorgen um den Mittelfeldspieler macht sich übrigens auch U21-Interimstrainer Horst Hrubesch. Bei ihm ist der 18-Jährige, obwohl wesentlich jünger als die meisten seiner anderen Akteure, gesetzt und darf Fußball spielen. „Er braucht mehr Spielpraxis, mehr körperliche Fitness, er muss einfach noch erwachsen werden“, sagte Hrubesch im November nach Kroos’ Gala-Auftritt samt Siegtor beim 1:0 gegen Italiens Nachwuchs, „dann haben wir in ein, zwei Jahren einen Klassespieler, aber nur dann...“ So sieht es offenbar auch Papa Kroos. Er sorgt sich um die Zukunft seines Sohnes.