Papa Gaudino: "Ein Stolz, nicht in Worte zu fassen"

Wie sein Vater debütiert Gianluca Gaudino mit 17 Jahren in der Bundesliga. In der AZ versucht Gaudino Senior seine Gefühle zu beschreiben.Vor dem Anpfiff muss er sich vor Nervosität ablenken.
von  Rainer Nachtwey / Sport
Gianluca Gaudino wurde gegen Wolfsburg in der 90. Minute für Pierre-Emile Höjbjerg ausgewechselt
Gianluca Gaudino wurde gegen Wolfsburg in der 90. Minute für Pierre-Emile Höjbjerg ausgewechselt © dpa

München - Massimiliano schaute um sich. So viele Leute blickten auf ihn, kamen auf ihn zu, ließen sich mit ihm fotografieren. Massimiliano wirkte, als wüsste er nicht, wie er damit umgehen soll. Aber dann legte er seinen Kopf auf Papas Schulter, schmiegte sich an ihn. Massimiliano hatte Halt beim Vater.

50 Meter weiter unten stand sein Bruder, ohne Halt vom Vater. Gianluca Gaudino, 17 Jahre und 284 Tage alt, winkte den Fans in der Südkurve zu. Soeben hatte Gaudino Junior sein Bundesliga-Debüt absolviert. Für den FC Bayern. Am ersten Bundesliga-Spieltag. Und dabei einen glänzenden Eindruck hinterlassen.

Einzelkritik: Die Noten der Bayern-Spieler gegen Wolfsburg

50 Meter weiter oben auf der Haupttribüne war aber nicht nur Gianlucas Bruder Massimiliano, der irritiert umherschaute, sondern auch Papa Maurizio Gaudino, der Massimiliano auf dem Arm hielt. Und Vater Gaudino strahlte, so wie unten auf dem Rasen sein Sohn. Gaudino Senior lachte, grinste in jedes Kamera-Objektiv. "Ich bin einfach so stolz wie jeder Vater stolz wäre, der seinen Sohn in der Bundesliga spielen sieht - und dann auch noch bei Bayern München. Da ist einfach dieser Riesen-Stolz, das kann man gar nicht in Worte fassen", sagte Gaudino wenig später ergriffen im Gespräch mit der AZ.

Nervös sei er beim Anpfiff gewesen, sagte Gaudino senior. So nervös, dass er über all die Ablenkung durch Nachrichten auf seinem Handy ganz froh war. "Sonst hätte ich die Partie und sein Spiel vielleicht zu ängstlich verfolgt", sagte Gaudino.

Nervös wirkte auch Gianluca Gaudino - aber nur zu Beginn. Dann blühte der 17-Jährige im defensiven Mittelfeld auf, gewann Zweikampf um Zweikampf, verteilte die Bälle, ordnete den Spielaufbau. Fast 13 Kilometer lief das kleine Leichtgewicht im Mittelfeld. 65 Ballkontakte wurden gezählt - und nur zwei Fehlpässe. Und dabei passte er selten den Ball hintenrum, sondern suchte stattdessen den Weg nach vorne. So, als hätte er nie etwas anderes gemacht, als vor 71.000 Zuschauern für den größten deutschen Fußballklub zu spielen. "Die ersten zehn Minuten war Gianluca etwas vorsichtig, aber danach hat er angefangen, Fußball zu spielen. Für mich als Vater hat es einfach nur Spaß gemacht, da von oben zuzuschauen", sagte Gaudino Senior.

Alles zum FC Bayern

Spaß hatte offensichtlich auch der Filius. Sagen durfte er zu seinem Debüt allerdings nichts. Dafür sagten die Teamkollegen und Trainer Pep Guardiola reichlich. "Er hat sehr, sehr gut gespielt. In den ersten zehn Minuten auf Sicherheit, aber nach der überragenden Flanke auf Lewandowski besser", sagte Guardiola.

Die überragende Flanke auf Robert Lewandowski - es wäre in seinem ersten Bundesliga-Spiel fast die erste Torvorlage geworden. Und was für eine. Mit viel Gefühl chipte er den Ball in den 16er. Nach Lewandoswkis akrobatischer Direktabnahme verhinderte nur Wölfe-Keeper Max Grün mit einer Glanztat Gaudinos Premiere. "Er ist sehr, sehr stabil im Kopf. Er verdient es, hier zu sein", fügte Guardiola an. Weltmeister Thomas Müller zog den Hut vor dem jungen Kollegen, warnte aber auch vor Lobhudelei: "Wir brauchen jetzt nicht groß Lorbeeren zu verteilen. Ich glaube nicht, dass ihm das weiterhilft."

Anders als Papa Gaudino dürfte Gianluca auf sein zweites Spiel nicht so lange warten. Der Senior war bei seinem Debüt - ebenfalls mit 17 Jahren - nach 30 Minuten vom Platz geflogen. "Ich wurde vier Wochen gesperrt und musste mich wieder rankämpfen. Das war nicht einfach für einen jungen Spieler, das zu verarbeiten. Das Ganze hat mir damals sehr weh getan", erinnerte sich Gaudino. "Aber über diese Geschichte habe ich mit Gianluca nie intensiv geredet, mit solchen negativen Dingen sollte man sich nie beschäftigen."

Um so schöner dürfte für Papa Gaudino die Erfolgsgeschichte seines ältesten Sohnes sein. Und auch bei Massimiliano deutet sich eine Fußballerkarriere an. "Meiner Kleiner ist dreieinhalb. Er kickt natürlich auch schon fleißig." Eines Tages vielleicht auch wie der große Bruder Gianluca unten auf dem Rasen der Allianz Arena.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.