Paderborn-Keeper: Ich würde wieder bei Bayern einsteigen

Paderborns Torhüter Leopold Zingerle spielte 13 Jahre lang für den FC Bayern, am Freitag kehrt er als Gegner in die Arena zurück. "Bei Guardiola war ich baff", sagt der Keeper im Interview mit der AZ.
von  Maximilian Koch
Torwart des SC Paderborn: Leopold Zingerle.
Torwart des SC Paderborn: Leopold Zingerle. © Uwe Anspach/dpa

München/Paderborn - Leopold Zingerle (25) wurde in München geboren, von 2002 bis 2015 spielte er für den FC Bayern. Seit 2017 steht er beim SC Paderborn im Tor.

AZ: Herr Zingerle, Sie wurden in München geboren, haben von 2002 bis 2015 für den FC Bayern gespielt. Sind Sie heute als Torhüter des SC Paderborn noch immer Bayern-Fan?
LEOPOLD ZINGERLE: Ja, schon. Sympathisant auf jeden Fall. Vor allem als Kind war ich Bayern-Fan. Spätestens 2002 mit dem Wechsel war dann klar, dass ich dem Klub immer die Daumen drücken würde.

Zingerle: Schweinsteiger-Poster an der Wand

Haben Sie früher in Bayern-Bettwäsche geschlafen und Poster an die Wand geklebt?
Ich meine, dass ein Poster von Oliver Kahn an der Wand hing, ganz sicher eins von Bastian Schweinsteiger.

Für die Bayern-Amateure haben Sie 50 Spiele bestritten. Bedauern Sie es ein bisschen, dass es nie zu einem Profi-Einsatz gereicht hat?
Ja und nein. In der Zeit, als ich dort war, hatte ich nicht wirklich das Gefühl, bereit für ein Spiel zu sein. Ich war ja noch ziemlich jung und doch ein Stück weit weg. Im Nachhinein muss man schon sagen, dass es eine super Sache gewesen wäre, mal eine Halbzeit lang zu spielen.

Welche Spieler oder Trainer haben Sie damals am meisten beeindruckt?
Bei den Trainern waren Jupp Heynckes und Pep Guardiola herausragend. Die mal erlebt zu haben, war etwas Besonderes. Im Training hat man vor allem bei kleineren Spielformen gemerkt, welche Qualität die Spieler haben.

Torwart des SC Paderborn: Leopold Zingerle.
Torwart des SC Paderborn: Leopold Zingerle. © Uwe Anspach/dpa

Zingerle über Gomez: Nicht platziert, aber hart

Wer hat Ihnen denn besonders viele Tore reingeschossen?
Arjen Robben hat mich schon vor die eine oder andere Schwierigkeit gestellt (lacht). Es ist schwierig, einen Spieler herauszuheben, weil die Offensivstars alle eine hohe Qualität hatten. Mario Gomez hatte zum Beispiel einen sehr unangenehmen Abschluss.

Unangenehm?
Ja. Gomez hat nicht unbedingt in die Ecken getroffen, aber seine Schüsse waren extrem hart. Die Bälle sind mir rechts und links um die Ohren geflogen.

Und wie war Guardiola so?
Als wir damals in Rom gespielt haben und das Spiel 7:1 für uns ausging, war ich baff. Da stand es zur Halbzeit 5:0, und gefühlt war alles genau so eingetreten, wie es Pep in der Besprechung vor der Partie gesagt hatte. Da habe ich mir gedacht: Puh, das ist schon noch mal ein anderes Niveau hier.

Wie ist denn Ihr Bezug zu München heute?
Beinahe meine komplette Familie wohnt in München, der Freundeskreis von früher ist zusammengeblieben. Das Elternhaus steht in Ottobrunn. München wäre eigentlich mein Lebensmittelpunkt, aber jetzt bin ich erst mal in Paderborn. Abgesehen von der Sommer- und Winterpause komme ich so vier-, fünfmal zu Besuch.

Vermissen Sie die bayerische Küche?
Es gibt schon ein paar Sachen, über die ich mich Freude, wenn ich in die Heimat komme: Weißwürste, eine gute Brezn, einen Schweinsbraten, Knödel. Weihnachten wird bei uns immer groß aufgetischt.

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Leopold Zingerle: Rückkehr nach München?

Wollen Sie nach der Spielerkarriere nach München zurückkehren?
Ich würde später auf jeden Fall gern zurück nach München gehen. Die Stadt ist wunderschön. Wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte, irgendwann noch mal beim FC Bayern einzusteigen, würde ich das gerne machen.

Wie wird es für Sie sein, vor den Bayern-Fans in der Südkurve zu spielen?
Es herrscht eine große Vorfreude bei mir. Ich saß unzählige Male in der Arena und habe mir vorgestellt, wie schön es doch wäre, dort unten auf dem Rasen zu stehen. Deshalb geht für mich wirklich ein Traum in Erfüllung. In den vergangenen Jahren war es ja nicht unbedingt absehbar, dass ich mal als Bundesliga-Torhüter in München auflaufen würde.

Wie bereiten Sie sich auf den Bayern-Sturm um Robert Lewandowski vor?
Lewandowski hat so viel Qualität, Kaltschnäuzigkeit und Torgefahr, ihn kannst du kaum aus dem Spiel nehmen. Das Problem bei Bayern ist aber gar nicht so der einzige Spieler. Thomas Müller zum Beispiel reißt immer wieder Lücken, in die er dann selbst reinstößt – oder seine Mitspieler. Wir müssen es schaffen, die Räume so klein wie möglich zu halten.

Zingerle glaubt an den Klassenerhalt

Orientieren Sie sich eigentlich an Manuel Neuer?
Ich habe ja mit ihm trainiert und einiges mitgenommen, etwa, was das Timing und die Positionierung angeht. Von der körperlichen Konstitution sind wir natürlich sehr verschieden. Im Training hat man sich bei Neuer schon öfter mal gedacht: Wow, wie hält er den eigentlich? Ein wahnsinnig hohes Niveau. Die Stürmer mussten aus sieben Metern perfekt in die Ecke schießen, damit die Bälle reingingen. Alles andere hat er gehalten.

Wie wollen Sie mit Paderborn in München auftreten?
Mutig werden wir definitiv spielen, wir können es gar nicht anders. Ein bisschen anpassen müssen wir uns natürlich, weil Bayern unheimlich ballsicher ist. Was Mut machen sollte, ist unser Spiel in Dortmund (3:3 in der Hinrunde, Anm.d.Red.). Da haben wir die wenigen aussichtsreichen Momente perfekt für uns genutzt.

Packt Paderborn den Klassenerhalt?
Der Glaube daran ist groß. Wenn mir einer vor der Saison gesagt hätte, dass wir nach dem 22. Spieltag einen Punkt hinter dem Relegationsplatz liegen, hätte ich das sofort genommen. Uns war ja klar, dass wir nicht locker durchmarschieren. Wir wollen uns bis zum Schluss die Chance auf ein weiteres Jahr in der Bundesliga erhalten.

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