Packung gegen Real? Von wegen!

Die Bayern zeigen beim 5:2 gegen Bremen zwei Gesichter: Erst gelingt nichts – dann spielen sie sich in Form für Real. Beckenbauer warnt, Pep ist sauer, Müller sagt: „Wir brauchen volle Unterstützung“
von  Patrick Strasser
Die Bayern feiern ihr 5:2 gegen Werder Bremen. Am Dienstag kommt Real Madrid.
Die Bayern feiern ihr 5:2 gegen Werder Bremen. Am Dienstag kommt Real Madrid. © dpa

München - 0:3 würde es ausgehen, vielleicht sogar 0:4. Okay, ein Ehrentreffer ist auch drin. Mehr aber nicht. Die Erste-Halbzeit-Bayern des Anschwitzen-Spiels gegen Werder Bremen würden gegen Real Madrid wohl untergehen. Leichtfertig und fahrlässig in der Rückwärtsbewegung, anfällig bei schnellen Kontern als wären sie stets in Unterzahl und nur im Notstromaggregat-Modus unterwegs.

Über das 1:2 nach 45 Minuten gegen Bis-vor-kurzem-Abstiegskandidat Werder urteilte Trainer Pep Guardiola hart wie lange nicht: „Die Fans tun mir leid, weil sie es nicht verdienen, so eine erste Hälfte zu sehen. Es ist das erste Mal, seit ich hier Trainer bin, dass ich enttäuscht von meinen Spielern bin. Wir waren heute nicht die Mannschaft, die wir die gesamte Saison über gewesen sind.“ Seine Schlussfolgerung: „Wenn wir unsere Ballverluste nicht kontrollieren, wenn wir Ronaldo, di Maria und die anderen laufen lassen, sind sie besser als wir.“ Der Traum vom Finale der Königsklasse am 24. Mai in Lissabon wäre dahin.

Nimmt man die Leistung der Zweite-Halbzeit-Bayern, die aus dem 1:2 mit einem furiosen Auftritt im zielstrebigen Ballbesitz-Tempofußball noch ein 5:2 machten, dürfte es klappen gegen Real. 2:0, 3:1, egal. Das würde reichen.

„Die letzte halbe Stunde war ein Genuss. Das macht mich optimistisch für Dienstag. Dort werden wir das fortführen, was wir gegen Bremen in der zweiten Halbzeit gezeigt haben. Das war ein schönes Aufwärmtraining“, sagte Bayerns Markenbotschafter Paul Breitner am Sonntag im „Sport1-Doppelpass“ und fügte hinzu: „Wenn wir Normalform haben, kann uns Real Madrid weder zu Hause noch in München schlagen. Weil wir einfach besser sind. Die haben nicht elf Bales oder Ronaldos. Wir sind in der Summe die bessere Mannschaft.“

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Die Gegenrede vor dem Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid am Dienstag (20.45 Uhr, Sky und ZDF live) hielt Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, der am Samstagabend bei „Sky“ sagte: „Wenn sie so spielen wie heute in der ersten Halbzeit, wird es eine Katastrophe. Wenn du so spielst, gegen Real kriegst a Packung.“

Eine Packung? Was Beckenbauer meint: Die Superstars um Bale, Ronaldo und Benzema nutzen ihre Chancen, die sie sich durch ihren Überfall-Fußball erspielen, weit konsequenter als die Bremer. Wahre Worte vom Kaiser – doch eher als Warnung gedacht. Und so ging auch Guardiola mit seinen Profis um, der trotz des unterhaltsamen Kicks und der fünf Tore (Doppelpack von Pizarro, Ribéry, Schweinsteiger und Robben) den Kritiker gab. Alles Taktik.

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Denn alle Bayern haben nur ein Ziel: Lissabon. Dafür stellvertretend hielt Thomas Müller nach dem Spiel eine kurze Ruck-Rede: „Ich möchte gar nicht auf das Spiel eingehen. Das Spiel ist vollkommen egal. Für uns zählt der Dienstag. Bis dahin brauchen wir volle Unterstützung: von allen, auch rundherum um den Verein, auch von den Medien, von der Presse. Wir sind alle Deutsche. Wenn wir es am Dienstag nicht schaffen sollten, dann könnt ihr uns von mir aus zerlegen. Aber vorher brauchen wir Unterstützung.“ Wenn einer für die Parole „Pack ma’s!“ steht, dann der Müller. Ob ihn, den Anheizer, Pep Guardiola allerdings aufstellt, ist noch offen. Als Alternative für Toni Kroos? Weitere Wechsel gegenüber dem Hinspiel? Philipp Lahm könnte wie in der zweiten, also besseren Halbzeit gegen Werder, rechts verteidigen und Arjen Robben unterstützen, Javi Martínez als Wellenbrecher für Bastian Schweinsteiger im Mittelfeld fungieren.

Der Rest ist Psychologie. Plus „Herz und Leidenschaft“, wie Lahm sagt. Und der Franz riet dann noch: „Du musst sehr viel mit Hirn spielen.“ Dann klappt’s auch mit den Spaniern.

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