Ottmar, Louis, Jupp, Felix, Giovanni, Franz
MÜNCHEN So schwer kann das doch gar nicht sein. Es geht schließlich um „die schönste Aufgabe der Welt”. Das nämlich sei, laut Präsident Uli Hoeneß, das Traineramt bei Bayern. Es gäbe schließlich keinen Klub, bei dem ein Trainer „so viel Unterstützung, Verständnis und Wärme” kriege. Das mag sogar sein. Und doch hat der Job am Ende irgendwie jeden Übungsleiter geschafft. Zehn durften sich seit 1987, seit Jupp Heynckes’ erster Amtszeit bei Bayern, versuchen:
Franz Beckenbauer, Giovanni Trapattoni, Ottmar Hitzfeld und Heynckes, der auch jetzt als Top-Favorit für die kurzfristige Zukunft nach Louis van Gaal gilt, sogar zweimal. Der hundertprozentig ideale Trainer für Bayern war nie dabei. Und doch wird auch dies der Anspruch sein beim Casting für die Zeit nach van Gaal (und nach Heynckes). Doch wie müsste er aussehen, der ideale Bayern-Trainer? Die AZ bastelt ihn – aus den bisherigen Coaches und ihren jeweils positivsten Eigenschaften:
Ottmar Hitzfeld: Von ihm sollte der Neue die Geselligkeit, den Umgang mit den Stars und die Disziplin haben. Insgesamt siebeneinhalb Jahre hielt sich Hitzfeld in seinen beiden Amtszeiten bei Bayern. Er gewann alles, was es zu gewinnen gab, verstand sich so gut wie kaum ein anderer mit der Führungsspitze und hielt die Stars durch sein Rotationsprinzip und seine ehrlichen Ansprachen bei Laune. „Man muss Situationen im Klub erkennen und verstehen, vor allem das Zwischenmenschliche”, so beschrieb Hitzfeld in „Sport-Bild” seine Erfolgsformel. Und weiter: „Bei Bayern kann man natürlich nur mit Erfolgen überleben. Natürlich muss man auch einen offenen, ehrlichen Dialog pflegen mit der Vereinsführung. Die gegenseitige Wertschätzung muss da sein.” Hitzfeld gelang dies gut – doch es kostete ihn fast all seine Kräfte.
Louis van Gaal: Die Spielidee, das Konzept und die Jugendförderung – das dürfte der neue vom aktuellen Coach übernehmen, den der scheiterte nicht an seinen fachlichen Fähigkeiten. Die stehen außer Frage – auch bei Präsident Uli Hoeneß. Erstmals seit Menschengedenken steht der FC Bayern unter van Gaal für schönen, offensiven Fußball. Er formte Bastian Schweinsteiger zum Weltstar, entdeckte Thomas Müller und Holger Badstuber. „Louis van Gaal arbeitet ungemein systematisch nach einem Plan oder besser gesagt: nach seinem Plan”, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge – allerdings zum Ende der abgelaufenen Saison.
Jupp Heynckes: Der Topkandidat auf die direkte Nachfolge van Gaals steht für Loyalität, Verlässlichkeit und Erfahrung. All dies benötigt ein Bayern-coach unbedingt. Heynckes startete 1987 bei Bayern eine beeindruckende Karriere. Er gewann nationale Titel, wurde 1991 rausgeworfen und reifte danach zum international anerkannten Trainer, den keine Situation schocken kann.
Felix Magath: Seine Cleverness, seine Selbstironie, seine Akribie – das war perfekt für den Rekordmeister. So richtig warm miteinander wurden Genussmensch Hoeneß und Pfefferminzteetrinker Magath aber nie. Auch die Herzlichkeit, die den FC Bayern doch auszeichnen sollte, fehlt ihm.
Giovanni Trapattoni: Seine Eleganz, sein Unterhaltungswert und sein Auftreten waren einzigartig. Der „Mister” holte aber nur zwei Titel in drei Jahren. Dennoch sprechen die Bosse bis heute voller Bewunderung über ihn. Er glich an der Seitenlinie einem Opern-Dirigenten. Auch als Wortschöpfer war er legendär.
Franz Beckenbauer: Diese Grandezza, diese Leichtigkeit, dieser Charme – unnachahmlich! Und wahrscheinlich wirklich nur bei Beckenbauer in dieser Form zu haben. Aber schön wär’s schon, wenn ihm, der stets nur als Notnagel einsprang, einer auch nur nahe käme.