Ottmar Hitzfelds 70. Geburtstag: Ein Grandseigneur, Gentleman, a Guada

Ottmar Hitzfeld feiert am Samstag seinen 70. Geburtstag. In der AZ gratulieren Stefan Effenberger, Hasan Salihamidzic und Alfons Schuhbeck.
München - Ein Großer des deutschen Fußballs feiert an diesem Samstag seinen 70. Geburtstag: Ottmar Hitzfeld. In der AZ gratulieren Stefan Effenberg, der mit dem Trainer Hitzfeld 2001 die Champions League gewann, Hasan Salihamidzic, ebenfalls Spieler unter Hitzfeld und Alfons Schuhbeck, langjähriger Koch des FC Bayern München.
"Ich hätte für ihn so ziemlich alles getan"
Stefan Effenberg, unter Ottmar Hitzfeld beim FC Bayern Kapitän, gemeinsam gewannen sie unter anderem die Champions League 2001:
"Er ist vor allem von der menschlichen Seite her eine fantastische Person. Und ich hätte für ihn so ziemlich alles getan, damit wir erfolgreich sind. Ich war ja sein Kapitän und deshalb haben wir uns sehr häufig und intensiv ausgetauscht.
Für mich war immer sehr wichtig, dass er mir dieses Vertrauen geschenkt hat – auch mal in einer schlechten Phase an mir festhält. Als ich von Bayern weg bin und auch nach der Karriere hatten wir immer noch eine gute Beziehung zueinander – und das wird auch nie vergehen.
Wir sind ja 1998 zusammen nach München gekommen. Unsere gemeinsame Motivation war ganz, ganz hoch, etwas Großes zu schaffen, den Champions-League-Sieg. Die großen Trainer zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Menschenführung herausragend sind. Und da gehört er definitiv dazu und mit Sicherheit in die ganz oberste Riege.
Er war nicht der emotionalste Trainer, und da nicht mit einem Jürgen Klopp zu vergleichen. Aber die Niederlage im Champions-League-Finale 1999 war eine, die auch ihm wehgetan hat. Aber das war ja der Anfang der Reise. Er hat direkt den Blick nach vorne gerichtet und gesagt: ‘Wir werden noch die nächsten drei, vier, fünf Jahre zusammenarbeiten und wir haben so viel Qualität, dass wir die Champions League gewinnen werden.’ Und so kam es dann auch."
"Was für ein Bauchgefühl"

Hasan Salihamidzic, Sportdirektor des FC Bayern:
"Ottmar war als Trainer auch deshalb so außergewöhnlich, weil er ein unglaubliches Bauchgefühl hatte. Darauf konnte er sich immer verlassen, auch im Champions-League-Finale 2001.
Wir waren in der ersten Halbzeit richtig gut, Bixente Lizarazu und ich haben auf der linken Seite harmoniert. Wir hatten viele offensive Aktionen, starke Dribblings und so ein paar aussichtsreiche Freistoßsituationen herausgearbeitet.
In der Halbzeit sagte Ottmar dann: ‘Willy (Sagnol) raus, Hasan geht auf die rechte Seite, Carsten Jancker kommt.’ Wir haben uns alle angeschaut. Willy hatte ja gut gespielt. Wir waren überlegen, trotz des frühen Rückstandes. Später nach dem Sieg hat jeder von uns gefragt: ‘Ottmar, eines musst du uns erklären: Wie kamst du auf die Wechsel-Idee?’ ‘Das war mein Bauchgefühl’, sagte Ottmar. ‘Ich habe ja gesehen, dass wir gut gespielt haben, dass wir überlegen waren. Aber irgendetwas passte nicht. Wir kamen nicht zu den ganz großen Torchancen. Ich musste einen Impuls setzen, deshalb musste ich etwas verändern. Ich hatte das sichere Gefühl, dass wir so kein Tor schießen.’
Fünf Minuten nach der Pause holte Jancker einen Elfer für uns raus, den Stefan Effenberg verwandelte. Der Rest ist ja bekannt. Ohne Ottmars Bauchgefühl wären wir an diesem Tag vermutlich nicht ins Elfmeterschießen gekommen."
"Ein Grandseigneur, Gentleman, a Guada"
Alfons Schuhbeck, langjähriger Koch des FC Bayern:
"Der Ottmar is a Guada, ein Gentleman, er war immer ein feiner Mensch – egal in welcher Situation. Ich war ja auch immer auf den Champions-League-Reisen dabei. Er ist immer angenehm gewesen und für mich ein Grandseigneur.
Einer, der nie die Fassung verloren hat, immer sehr würdig und anständig mit den Leuten umgegangen ist. Er war bestimmt, aber immer höflich. So wie sich des gehört. Er hat jeden im Verein geschätzt, zu jedem hat er in der Früh ‘Grüß Gott’ gesagt, jedem die Hand gegeben. Der war einfach klasse, ein richtiges Vorbild für die Menschen, die, sagen wir mal, da vielleicht Schwächen haben. Er war ein ruhiger, besonnener, anständiger Mann. Das, was er gesagt hat, war glaubwürdig, kein Rumgebrülle.
Als Privatmann bei mir im Restaurant war er ein ganz normaler Gast. Wenn du jemanden magst und schätzt, dann brauchst du ned lang rumdoa, da bohrt man auch nicht. Ich war immer happy, wenn er zu Gast war. Er war ein Mann, der das Essen gerne gemocht, nichts übertrieben und es auch sehr geschätzt hat. Er hat auch keine großen Forderungen gestellt und nie gesagt: 'Ich ess des ned oder des ned.' Er hat immer gesagt: 'Du bist der Koch und du machst jetzt was' Und so war des.
Er war immer für das Leichte, das Lockere, das Fröhliche. Ich wünsche ihm nur Gesundheit, das ist das größte Kapital und alles andere hat er in seinem Leben schon erreicht."
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