Ottmar Hitzfeld über das Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und FC Bayern München

Ottmar Hitzfeld spricht im AZ-Interview über das Duell seiner Ex-Klubs München und Dortmund, Carlo Ancelottis große Qualität, sein Verhältnis zu Uli Hoeneß und die Verpflichtung von Mats Hummels.
Maximilian Koch |
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Ottmar Hitzfeld gewann als Trainer mit Borussia Dortmund (1997) und dem FC Bayern (2001) die Champions League.
sampics/augenklick/dpa Ottmar Hitzfeld gewann als Trainer mit Borussia Dortmund (1997) und dem FC Bayern (2001) die Champions League.

AZ: Herr Hitzfeld, Bayerns Robert Lewandowski und der Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang treffen an diesem Samstag im Bundesliga-Topspiel (ab 18.30 Uhr im AZ-Liveticker) direkt aufeinander. Wer gefällt Ihnen eigentlich besser?
Ottmar Hitzfeld: (lacht) Beide! Jeder hat seinen eigenen Stil, beide sind überragend, beide Weltklasse. Sie schießen so viele Tore und haben enorme Spielintelligenz. Jeder Gegner stellt sich besonders auf die beiden ein – und trotzdem schaffen sie es, sich der Bewachung zu entziehen. Ich glaube, Lewandowski ist noch einen Tick kompletter, weil er mehr Kopfballtore erzielt. Dafür ist Aubameyang im Antritt schneller.

Aubameyang ist zuletzt mit seinem Masken-Jubel im Derby aufgefallen, einer Werbeaktion. Nutzt er seine Sonderrolle beim BVB zu sehr aus?
Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich Aubameyang bewegt. Der Klub zeigt immer Verständnis, weil er Leistung sprechen lässt. Aber wenn Aubameyang mal keine Leistung zeigen sollte, wird so etwas zum Problem. Das kann sich zu einem Flächenbrand entwickeln. Der Klub darf sich nicht immer alles gefallen lassen.

Sehen Sie in den kommenden Jahren eher Dortmund oder RB Leipzig als Bayern-Gegner Nummer eins?
Ich sehe Dortmund nach wie vor stärker, der BVB hat mehr Potenzial, aber man darf Leipzig nicht unterschätzen. Mit Red Bull als Sponsor kann man auch mal größere Transfers tätigen. Für die Spannung in der Bundesliga wäre es wünschenswert, wenn Dortmund und Leipzig die Bayern herausfordern. So wie in England, wo es an der Spitze einen großen Konkurrenzkampf gibt. Aber Bayern wird auch in den nächsten Jahren nicht einzuholen sein – weder von Dortmund noch von Leipzig.

"Wie Barca gegen Real"

Welche Bedeutung hat die Partie am Samstag mit Blick auf das Pokal-Halbfinale der beiden Vereine Ende April?
Jedes Spiel hat Aussagekraft, es ist ein Prestigekampf der besten deutschen Teams. Bayern gegen Dortmund hat Tradition, ich vergleiche es immer mit dem Clásico in Spanien zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. Ganz Deutschland schaut auf dieses Spiel, von daher ist die Spannung groß. Und natürlich will man sich Selbstvertrauen holen für das Pokal-Halbfinale.

Sind die Bayern unter Carlo Ancelotti stärker als unter Pep Guardiola?
Ja, ich sehe Bayern jetzt einen Tick stärker. Die Mannschaft ist eingespielt, Jupp Heynckes und Pep Guardiola haben den Grundstein gelegt. Guardiola besonders mit dem Pressing, das intensiviert wurde und von Ancelotti weitergeführt wird. Die Passqualität der Mannschaft ist überragend. Das sieht alles so leicht aus, aber das ist hohe Kunst. Bayern hat unglaublich viel Offensivkraft und eine hohe Spielintelligenz.

Wie macht Ancelotti die Bayern denn noch stärker?
Er hat einen großen Anteil am derzeitigen Erfolg. Er rotiert ein bisschen mehr, hat die Kräfte besser eingeteilt als Guardiola. Seine Mannschaften erreichen meistens im April oder Mai ihren Höhepunkt. Da sind die Bayern auf einem guten Weg.

Manche Ihrer ehemaligen Spieler wie Bixente Lizarazu oder Franck Ribéry sagen, dass Ancelotti Ihnen sehr ähneln würde.
Das freut mich, wenn Ex-Spieler mit meiner Menschenführung zufrieden waren und das auch schätzen. Ancelotti ist ein Trainer, der Menschlichkeit zeigt und total hinter seinen Spielern steht, der sie schützt und stark macht.

Ist Menschlichkeit bei einem Trainer wichtiger als taktisches Gespür?
Es muss alles passen. Man hat ja gesehen, dass man mit unterschiedlicher Menschenführung erfolgreich sein kann. Pep Guardiola hat die Spieler anders behandelt als Ancelotti – und hatte großen Erfolg bei Bayern.

"Hummels war ein wichtiger Transfer"

Was glauben Sie: Welchen Top-Innenverteidiger aus dem Trio Jérôme Boateng, Javi Martínez und Mats Hummels wird Ancelotti in den Topspielen gegen Dortmund und Real auf die Bank setzen?
Das sind Spiele, in denen ein Trainer Farbe bekennen muss. Ich bin gespannt, gehe aber davon aus, dass Hummels und Boateng spielen werden. Man hat die Möglichkeit, mit Martínez Weltklasse draußen zu lassen.

War Hummels der Königstransfer der Bayern im Sommer?
Ja, das kann man so ausdrücken. Hummels sorgt im Abwehrbereich für Stabilität. Er, Neuer, Boateng spielen auch in der Nationalmannschaft zusammen, das ist ein Riesenvorteil. Es war ein unglaublich wichtiger Transfer, auch von der Persönlichkeit her. Hummels ist ein Leader, der gern Verantwortung übernimmt.

Uli Hoeneß sagte zuletzt, dass ihn Ihr Besuch damals im Gefängnis in Landsberg besonders berührt habe. Sie hatten sich am Vorabend extra ein Hotel genommen, um den Besuchstermin am nächsten Morgen nicht zu verpassen.
Es war mir ein großes Anliegen, Uli Hoeneß zu unterstützen. Er war mein großer Rückhalt, als ich bei Bayern war, er saß neben mir auf der Bank. Wir haben viele Siege gefeiert und auch harte Niederlagen zusammen wegstecken müssen. Das verbindet natürlich. In schwierigen Situationen muss man sich erst recht unterstützen. Er ist ein guter Freund von mir, wir haben eine enge Beziehung, können uns vertrauen. Das ist sehr viel wert.

Mehr zum Thema: BVB mit Personalsorgen vor dem Liga-Gipfel

 

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