Ottmar Hitzfeld rät van Gaal: Bring Toni!

Anlässlich des 100-Tage-Jubiläums beim FC Bayern von Trainer Louis van Gaal am Donnerstag gibt Ottmar Hitzfeld dem aktuellen Coach ein paar Tipps mit auf den Weg – oder ist’s sogar Kritik?
von  Abendzeitung
Bayerns ehemaliger Meistertrainer: Ottmar Hitzfeld.
Bayerns ehemaliger Meistertrainer: Ottmar Hitzfeld. © firo/Augenklick

Anlässlich des 100-Tage-Jubiläums beim FC Bayern von Trainer Louis van Gaal am Donnerstag gibt Ottmar Hitzfeld dem aktuellen Coach ein paar Tipps mit auf den Weg – oder ist’s sogar Kritik?

MÜNCHEN Er ist der Trainer, der mit dem FC Bayern die meisten Erfolge errungen hat: Ottmar Hitzfeld wurde fünfmal Deutscher Meister, dreimal Pokalsieger, gewann Champions League und Weltpokal. Und der 60-Jährige, derzeit Coach der Schweizer Nationalmannschaft, versteht es, Spitzen zu platzieren – auch als Experte. So schreckt er nicht davor zurück, dem bislang weitgehend erfolglosen Bayern-Trainer Louis van Gaal anlässlich dessen 100-Tage-Jubiläums beim FC Bayern am Donnerstag ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben. Der wichtigste davon: Setz’ auf Luca Toni!

„Van Gaal hat sicher mit Luca Toni noch einen Trumpf in der Hand“, sagte der 60–jährige Lörracher im DSF auf die Frage, ob er den Italiener aufstellen würde, „und wenn er diesen Trumpf zieht, wird er wieder erfolgreich sein.“ Van Gaal hingegen sieht das völlig anders. Der Holländer hatte den Weltmeister nach dessen ausgeheilten Achillessehnenproblemen zuletzt zu den Amateuren geschickt und fast schon spöttisch als „unseren Freund Luca Toni“ bezeichnet.

Hitzfeld hingegen sagt: „Ich habe mit Bayern mit Luca Toni und Miroslav Klose gute Erfahrungen gemacht. Das ist ein Stürmer-Duo, das seinesgleichen in Europa und nicht nur in Deutschland sucht. Das sind Stürmer, die jeden Verein aus der Krise schießen können.“ Ein Duo, dass es unter van Gaal noch nicht gegeben hat. „Bayern wird das Feld von hinten aufrollen“, glaubt dessen Vorvorgänger dennoch. Allerdings gibt’s natürlich prompt eine Einschränkung. „Es ist wichtig, dass man die richtigen Entscheidungen trifft und auf die richtigen Stürmer setzt und ihnen auch dann eine Chance gibt, wenn sie mal ein Tor nicht schießen“, empfiehlt Hitzfeld. Van Gaal hingegen bot zuerst Gomez im Zentrum auf, dann Olic und zuletzt Klose.

Sind dies nun tatsächlich nett gemeinte Tipps oder ist es knallharte Kritik an van Gaal? Hitzfeld hat jedenfalls gelernt, wie man Druck aufbaut: indem man ein Lob stets mit der daraus resultierenden Erwartungshaltung verknüpft. Das klingt bei Hitzfeld dann so: „Ich mache mir keine Sorgen um den FC Bayern, weil ich glaube, dass er eine Qualität hat, die er noch nie hatte.“ Aber: „Es ist aber auch ein Problem, wenn man zu viele Alternativen hat und der Konkurrenzkampf fast unmenschlich und zu groß ist.“ Oder umgekehrt: „Bei Bayern ist immer der Erfolg das wichtigste und nicht die Spielphilosophie und das System. Uli Hoeneß hat ja auch mal gesagt: Die Resultate müssen stimmen.“ Eine Erfahrung, die in der vergangenen Saison auch der selbst ernannte Konzepttrainer Klinsmann machen musste. Hitzfeld jedoch sagt: „Ich bin überzeugt, dass Louis van Gaal die Resultate bald einfahren wird.“ Wie’s funktioniert, hat er dem Kollegen hiermit ja mitgeteilt.

Ob sich van Gaal mit Hitzfelds Aussagen auseinandersetzt, ist eine andere Frage. Aus Holland, dort stellt der aktuelle Bayern-Trainer am Donnerstag seine Biografie vor, wurden am Mittwoch folgende Zitate übermittelt:  „Ich bin ein sehr direkter Trainer. Ich trainiere mehr das Gehirn als die Beine. Ich bin fanatisch beim Training, das ist schwierig für die Spieler.“ Oder wie der verschmähte Luca Toni in „Guerin Sportivo“ sagt: „Mit van Gaal hat man keine große persönliche Beziehung, mit Hitzfeld hast du als Spieler viel gesprochen, während van Gaal möchte, dass jeder immer diszipliniert ist. Er hat sehr genaue Vorstellungen.“ Und Hitzfeld? „Er ist eine tolle Persönlichkeit. Er hat sehr viel gewonnen, ist aber immer bescheiden geblieben.“ jos, fil

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