Ottmar Hitzfeld im Interview über Jupp Heynckes: Er ist einer der Größten!

Im AZ-Interview spricht Ottmar Hitzfeld über den Abschied des Bayern-Trainers, das Finale im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt und die Causa Lewandowski: "Ich war sehr enttäuscht von seinem Verhalten."
Maximilian Koch |
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Gibt's eine Neuauflage? Der biergeduschte Jupp Heynckes 2013 nach dem Pokalsieg mit dem FC Bayern in Berlin.
dpa Gibt's eine Neuauflage? Der biergeduschte Jupp Heynckes 2013 nach dem Pokalsieg mit dem FC Bayern in Berlin.

Der 69-jährige Hitzfeld gewann als Trainer mit dem FC Bayern die Champions League, fünf Meistertitel und dreimal den DFB-Pokal.

AZ: Herr Hitzfeld, an diesem Samstag soll endgültig Schluss sein: Jupp Heynckes sitzt zum letzten Mal als Trainer auf der Bayern-Bank. Glauben Sie, dass Tränen fließen werden?
OTTMAR HITZFELD: Das kann ich mir schon vorstellen. Innerlich wird er auf jeden Fall sehr bewegt sein. Es ist sein letztes Spiel. Er kann noch einmal den Pokal gewinnen, das Double - nach einer sensationellen Karriere als Spieler und Trainer. Wenn dann der Schlusspfiff ertönt, wird er realisieren, dass es wirklich vorbei ist.

Wie war es denn bei Ihrem letzten Spiel als Bayern-Trainer im Jahre 2008?
Daran kann ich mich noch gut erinnern. Ich hatte mir vorgenommen, nicht zu weinen. Doch dann war dieser Moment so gewaltig, dass ich die Tränen nicht zurückhalten konnte. Es fällt in diesem Moment viel Ballast von einem Trainer ab, das vergisst man vielleicht manchmal.

Wie bewerten Sie die Leistung von Heynckes in dieser Saison? Als er kam, lag Bayern fünf Punkte hinter Dortmund.
Es ist phänomenal, wie er die Situation bei Bayern gedreht hat. Er hat Bayern wieder zu einem Spitzenteam geformt, zu einer echten Einheit. Er hat den Teamspirit zurückgebracht. Jetzt kann er die Saison krönen.

Es wäre das passende Ende einer großen Karriere.
Jupp Heynckes gehört ohne Frage zu den größten und erfolgreichsten Trainern, die Deutschland je hatte. Er ist ein Vorbild für alle Trainer - vor allem deshalb, weil er gezeigt hat, dass man auch in hohem Alter noch auf Weltklasse-Niveau arbeiten kann. Es gab ja den Trend zu jüngeren Trainern in den vergangenen Jahren. Jupp hat gezeigt, wie wichtig Erfahrung ist.

Glauben Sie, dass er nach dem Finale sofort abschalten kann zuhause?
Ich bin mir sicher, dass er die Zeit nach dem Finale genießen wird, wenn er wieder bei seiner Familie ist. Er hat auf seiner letzten Station nochmal eine riesige Wertschätzung erfahren. Das hat er verdient.

Kann gegen Frankfurt überhaupt etwas schiefgehen für Bayern?
Bayern ist klarer Favorit aufgrund des stärkeren Kaders und der Liga-Ergebnisse gegen Frankfurt in dieser Saison. Das Rückspiel hat Bayern zuhause souverän gewonnen - obwohl die halbe Mannschaft geschont wurde und Jugendspieler zum Einsatz kamen. Das prägt sich ein, das gibt Selbstvertrauen.

Zuletzt gegen Stuttgart schwächelten die Bayern aber ziemlich.
Dass bei den Bayern gegen Stuttgart die Spannung raus war, ist normal. Die Konzentration lässt nach, wenn es um nichts mehr geht. Außerdem hat Stuttgart sehr stark gespielt zuletzt. Die Niederlage ist eher ein Vorteil für Jupp Heynckes, jetzt kann er seinen Spielern einige Fehler aufzeigen. Das Ergebnis ist sehr gut für die Motivation.

"Man muss immer Meister werden bei Bayern - das gilt auch für Niko Kovac"

Wäre es für den neuen Bayern-Trainer Niko Kovac eigentlich besser oder schlechter, wenn er das Finale gewinnt?
(lacht) Für jeden Trainer ist es eine große Auszeichnung, wenn man überhaupt ein Finale erreicht. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nichts Schlimmeres gibt, als ein solches Finale zu verlieren. Man hat einen Traum, man will den Cup unbedingt in Händen halten. Es würde Niko Kovac sicher nicht schaden, wenn er als Pokalsieger mit Eintracht Frankfurt bei den Bayern anfängt.

Was qualifiziert ihn aus Ihrer Sicht für den Job bei Bayern?
Niko war als Spieler ein absoluter Teamplayer, ein Leadertyp. Auf sein Wort wurde in der Mannschaft Wert gelegt. Er ist ein bodenständiger Mensch und hat sich immer vorbildlich verhalten. Die Bayern haben ihn verpflichtet, weil er über große Führungsqualitäten verfügt. Die kroatische Nationalmannschaft zu trainieren, ist nicht so leicht. Und Eintracht Frankfurt ist ein Klub, bei dem auch mal Chaos herrscht. Niko Kovac hat sich behauptet und gute Arbeit geleistet.

Und er hat selbst für Bayern gespielt.
Es ist ein sehr großer Vorteil für ihn, dass er das Umfeld bei Bayern kennt, die Führungsetage. Er hat einen sehr guten Draht zu Hasan Salihamidzic, das ist auch wichtig.

Trotzdem: Ist die Meisterschaft Pflicht für ihn in seiner ersten Saison?
Man muss natürlich immer Meister werden bei Bayern - das gilt auch für Niko Kovac in seinem ersten Jahr. Aber er hat sehr gute Chancen: Bayern ist top aufgestellt für die kommende Saison.

Robert Lewandowski wurde zuletzt kritisiert wegen seiner Leistungen und des verweigerten Handschlags in Köln. Wie sehen Sie seine Situation?
Ich war auch sehr enttäuscht von seinem Verhalten in Köln. Eine Auswechslung muss man respektieren, da muss man sich kollegial verhalten. Und Lewandowski hat sich unkollegial verhalten. Ich glaube, der Verein wird noch darüber sprechen. Zunächst einmal ist es aber Sache des Trainers. Und Jupp Heynckes hat ja richtigerweise sofort eingegriffen.

Sollte Bayern an Lewandowski festhalten?
Ich würde es begrüßen, wenn er weiter für Bayern spielt. Er ist einer der weltbesten Stürmer. Ich würde mich freuen, wenn der Verein ihn behalten will. Denn das ist ja das Entscheidende: Was der Verein will - und nicht das, was der Spieler will.

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