Operation letzte Rille: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann steht vor einem Jubiläum
München - Bayern-Trainer Julian Nagelsmann beliebt zu scherzen - in nahezu jeder Pressekonferenz, die ihm - anders als seinen Vorgängern Pep Guardiola, Carlo Ancelotti und zum Ende hin Niko Kovac - große Freude bereiten.
Neulich hatte der 34-Jährige ein schönes Bild parat, um die Leistungsstärke seines Teams in der Hinrunde zu beschreiben. "Die Mannschaft war die meiste Zeit in der Spur, zumindest mit zwei Reifen. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir, außer in Gladbach und in Augsburg vielleicht, rausgefahren sind."
Dort aber mit Schräglage. In Gladbach lag man nach dem 0:5 in der zweiten Pokalrunde im Seitengraben - sportlicher Totalschaden. Beim 1:2 in Augsburg war man tatsächlich neben der Spur, kassierte die zweite Bundesliga-Pleite in dieser Saison nach dem 1:2 gegen Frankfurt, einem unverschuldeten Auffahrunfall, ausgebremst von Eintracht-Keeper Kevin Trapp.
FC Bayern mit großen Verletzungsproblemen
Um im Bild zu bleiben: Vor dem Heimspiel gegen Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) kommt Nagelsmanns Team nach 23 Pflichtspielen seit Mitte August geschwächt daher, muss für die anstehenden drei Spiele in sieben Tagen (am Dienstag beim VfB Stuttgart und Freitag zum Hinrundenabschluss gegen Wolfsburg) alle Kräfte bündeln.
Operation letzte Rille - denn: Neben den von Nachwirkungen der Corona-Infektion geplagten Joshua Kimmich und Eric-Maxim Choupo-Moting fallen weiter Marcel Sabitzer (Sehnen-Verletzung in der Wade) und Josip Stanisic (Muskelbündelriss) aus. Außerdem fehlt Leon Goretzka, der an Problemen mit der Patellasehne laboriert. An der Stelle witzelte Nagelsmann übrigens: die "Paella-Sehne".
Kann also nicht so schlimm sein. Ein Lichtblick: Serge Gnabry, der beim 3:0 in der Champions League gegen den FC Barcelona gefehlt hatte, kehrt nach seinen Adduktorenbeschwerden in den Kader zurück. Nagelsmann: "Er hat keine Probleme mehr." Den Wortwitz mit den Azorenbeschwerden ließ er jedoch liegen - beim nächsten Mal, oder?
Hernández gegen Mainz wohl wieder in der Startelf
Wohl nur auf einer Position wird der Landsberger gegen Mainz seine Startelf verändern. Lucas Hernández, pausierte gegen Barça wegen Knöchelbeschwerden, dürfte wieder anstelle von Niklas Süle in die Innenverteidigung rücken. Denn die zweite Reihe mit Spielern wie Tanguy Nianzou, Bouna Sarr, Omar Richards, Marc Roca und Malik Tillman, hat eben genau dieses Potenzial: Ergänzungsspieler.
Vor dem Hinrunden-Endspurt mit den drei Liga-Prüfungen in nur sieben Tagen ist Nagelsmann nicht bange: "Die Spieler sind gut drauf. Ich finde, dass wir den oft bei Bayern komplizierten Herbst bislang gut gemeistert haben. Wir möchten die restlichen Spiele gewinnen, um den Abstand auf Dortmund zu wahren. Wir werden mit voller Kraft vorausfahren." Da war es wieder das Bild des Bayern-Rennwagens, der dank der vier Punkte Vorsprung auf der Pole Position in die Rückrunde gehen will, mit der Herbstmeisterschaft im Handschuhfach.
Gegen Mainz kann Nagelsmann seinen 100. Sieg als Bundesliga-Trainer einfahren, gesammelt mit Hoffenheim, Leipzig und Bayern. "Wusste ich gar nicht. Ich dachte, ich hätte schon mehr."
Sprach's und lachte laut. "Das ist eine schöne Zahl. Darf man da einen Schnaps trinken? Eher nicht, das ist - glaub' ich - beim 111. Mal. Aber vielleicht einen Glühwein." Manchmal redet Nagelsmann mit sich selbst - ist aber sehr unterhaltsam.
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