Ominöser Warner-Deal: Bayern im Dunstkreis des WM-Skandals?
München, Frankfurt/Main - Neue Details des brisanten „Beckenbauer-Dokuments“, das den Deutschen Fußball-Bund in der WM-Affäre 2006 schwer belastet hat, bringen auch Rekordmeister FC Bayern und Sponsor adidas in den Dunstkreis des Skandals. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „Spiegel“.
Laut des vom damaligen WM-Organisationschef Franz Beckenbauer und dem zwielichtigen Ex-Fifa-Funktionär Jack Warner (Trinidad/Tobago) unterschriebenen Vertragsentwurfs sollte demnach der FC Bayern Trainingslager in der Karibik zusichern – mutmaßlich als Gegenleistung für Warners Stimme bei der WM-Vergabe. Beckenbauer war zur fraglichen Zeit (2000) Bayern-Präsident.
WM-Tickets und 30.000 Nationalflaggen
„Die Bayern hätten jedes Jahr ein dreiwöchiges Trainingslager gemeinsam mit einem Team aus dem amerikanisch-karibischen Verband CONCACAF durchführen müssen“, schreibt der „Spiegel“. Warner war damals CONCACAF-Chef. Der DFB sollte zudem Fußbälle, Taschen und Schuhe seines Ausrüsters adidas im Wert von vier Millionen Dollar in die Karibik schicken.
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Teil des geplanten Deals sei auch der Druck von Tickets für bis zu acht WM-Qualifikationsspiele und die Herstellung von 30.000 Nationalflaggen von Trinidad und Tobago gewesen. Die Fähnchen sollte ein Mitglied des Warner-Verbands mit Erster-Klasse-Flügen auf Kosten des DFB abholen.
Vertrag Warner - DFB wohl nie in Kraft getreten
Warner, der 2011 wegen Korruption als Präsident des CONCAF zurücktreten musste, hätte außerdem Zugriff auf 1.000 WM-Tickets der teuersten Kategorie bekommen. Diese hätten ihm „beim Weiterverkauf Hunderttausende Dollar eingebracht“. Außerdem sollte eine nicht näher benannte „Kontaktperson“ für dieses Geschäft in vier Jahren insgesamt 240.000 Dollar kassieren.
Der Vertrag zwischen Warner und dem DFB ist nach bisherigen Erkenntnissen nie in Kraft getreten. Datiert ist er allerdings auf den 2. Juli 2000 – vier Tage vor der Vergabe der WM 2006, bei der sich Deutschland am Ende knapp gegen Südafrika durchsetzte. Das Auftauchen dieses Dokuments war Anfang November einer der Gründe dafür, dass Wolfgang Niersbach als DFB-Präsident zurücktrat.