Olliwood in Kalkutta

In seinem letzten Spiel für den FC Bayern wird Oliver Kahn in Indien von 125000 Fans gefeiert.
KALKUTTA Sein finaler Wunsch ging nicht in Erfüllung. Ein Tor hat Oliver Kahn keines geschossen. Punkt 16.06 Uhr gestern (MESZ) endete die glanzvolle Karriere des Bayern-Torwarts, als er in der 52. Minute vom Platz ging beim 3:0 im Freundschaftskick gegen die Mohun Bagan, Vierter der indischen Liga. 125000 Fans im Saltlake Stadion verabschiedeten den „Titan“ mit Standing Ovations: Olliwood in Kalkutta! Kahn winkte in die Runde, klatschte Beifall – und verschwand. Finale!
Schon in der Halbzeit gab’s die große Abschieds-Zeremonie. Kahn wurde mit Geschenken, zwei gerahmte Urkunden, ein goldener Teller, ein Silber-Segelschiff mit Edelsteinen besetzt, geehrt. Bedankte sich via Stadion-Mikro in Englisch: „Das ist ein großer Moment in meiner Karriere, vielen Dank.“
„Olli ist mehr als eine Legende“, sagte Kahns ehemaliger Profi-Kollege Olaf Thon im „n-tv“-Studio. „Einen Torwart, der so lange auf einem so hohen Niveau spielt, werden wir wohl nie wieder erleben.“ 21 Jahre stand Kahn, der am 15. Juni 39 Jahre alt wird, als Profi-Keeper zwischen den Pfosten, absolvierte für den KSC und Bayern 557 Bundesliga-Spiele. „Auch seine Titelsammlung ist einzigartig, da kann ich mich verstecken“, meint Thon. Der ist immerhin Weltmeister (1990). Für Kahn hat’s 2002 nur zum Vize gereicht. Doch in der Champions League hat Olli triumphiert, acht Meisterschaften, sechs Pokalsiege geholt. Dreimal war er Welttorhüter. Vor allem in Asien ist Kahn seit der WM 2002 ein Superstar.
Schon beim Einlaufen bereiteten die Zuschauer dem Bayern-Torwart einen begeisterten Empfang Die Ränge zierten Transparente mit Aufschriften wie „Long live Oliver Kahn“ und „Kaiser Kahn“, 3000 Waisenkinder waren mit T-Shirts eingekleidet worden, auf denen in deutsch „Danke Olli“ aufgedruckt war.
Kahn war beim Warmmachen von einer Fotografen-Meute umringt, Ordner mussten sie vertreiben. Denn auch auf sein letztes Spiel wollte sich Kahn professionell vorbereiten. Kein Lächeln bei der Platzwahl, Tunnelblick, der obligatorische Kaugummi.
Im Team vor Kahn spielten ob der fehlenden EM-Teilnehmer neben den Stammkräften wie Zé Roberto, van Bommel, oder Lell auch zwei A-Jugend-Spieler. Uwe Schlottner vertrat Philipp Lahm als Rechts-Verteidiger, Viktor Bopp gab den Ribéry im linken Mittelfeld. Nebensache. Genau wie die Bayern-Tore durch Jan Schlaudraff (2) und Zé Roberto und die Rote Karte für Breno nach Revanche-Tritt.
Der Focus lag auf Kahn, da ging sogar unter, dass auch Trainer Ottmar Hitzfeld das letzte Mal auf der Bayern-Bank saß. Szenenapplaus bei Ollis erster Ballberührung (5. Minute) – auch wenn’s nur eine Rückgabe war. Einen harmlosen Freistoß musste er noch parieren, drei Schüsschen. Sonst war’s ein ruhiger Abend. Ganz gut bei 40 Grad schwüler Hitze. Dann sagte er Servus, überließ seinem Nachfolger Michael Rensing den Platz zwischen den Pfosten.
Nun freut sich Kahn „auf die Ruhe, die ich nach so vielen Jahren verdient habe.“ Erste Entspannung sucht der Golf-Freak bei den US Open in Amerika (9. bis 15. Juni). Danach will er „ein wenig EM schauen“. Und sich fit halten für sein großes Abschiedsspiel in der Münchner Arena gegen die Nationalmannschaft am 2. September. Kahn „Das wird dann nochmal ein sehr emotionaler Moment.“ key